Dämon
um. Ein kleines Fenster war in das Holz eingelassen. Und ein Augenpaar starrte mich durch dieses Fenster hindurch an.
Ein Gesicht war gegen das Glas gedrückt. Während ich es anstarrte, legte sich ein Grinsen darauf, und sein Atem ließ die Scheibe von innen beschlagen. Ich hob mein M-16, doch in diesem Augenblick ertönten von irgendwo weiter vorn schnelle Feuerstöße aus einer Maschinenpistole. Ich riss den Kopf herum und blickte zum Ende des Gangs. Als ich wieder zum Fenster sah, war das Gesicht verschwunden.
Erneut fielen Schüsse und hallten durch den leeren, langen Gang. Die gegnerischen Soldaten schienen J. C. entdeckt zu haben. Ich hoffte, dass er ihnen entwischt war und so schnell rannte, wie er konnte. Ich verdrängte den Gedanken an das Gesicht im Fenster, hob meine Waffe und wich langsam zu der Tür zurück, die in die Turnhalle führte. Ich legte das Gewehr an und blickte durchs Zielfernrohr. Am Ende des Gangs, hundertdreißig Meter vor mir, sah ich eine kleine rote Metallbox an der Wand, die wahrscheinlich früher einen Feuerlöscher beherbergt hatte. Ich zielte mit dem Gewehr darauf und hielt die Waffe im Anschlag. Dann wartete ich auf dem dunklen Gang, während ich meinen Atem so stark verlangsamte, wie ich nur konnte.
Komm schon, J. C., komm schon …, sagte ich immer wieder leise zu mir selbst.
Ich hörte einen weiteren Schuss, und dann kam J. C. plötzlich um die Ecke gestürmt, in vollem Lauf. Beinahe wäre er gegen die Wand geprallt. Wieder dröhnte ein Schuss, und J. C. zog den Kopf ein. Ich hörte bosnische Stimmen rufen. J. C. war auf dem letzten geraden Stück und rannte nun die hundertdreißig Meter in vollem Lauf. Seine Beine schienen den Boden kaum zu berühren, so schnell rannte er, und ich konnte sehen, warum er sich als Sprinter einen Namen gemacht hatte – es war beinahe olympisches Kaliber. In mir stieg Bedauern auf, dass ein solches Talent verschwendet wurde, dass J. C. nicht Leichtathletikprofi geworden war und sich stattdessen auf den Schlachtfeldern Bosniens herumgeschlagen hatte.
Hinter ihm tauchte ein bosnischer Soldat in der Biegung auf. Er blieb stehen und legte sein Gewehr auf J. C. an. Ich bewegte das Fadenkreuz des Zielfernrohrs von dem roten Kasten ein paar Zentimeter nach rechts, wo es über dem Gürtel des Mannes zur Ruhe kam, und zog den Abzug zweimal durch. Durch das Zielfernrohr sah ich, wie es den gegnerischen Soldaten von den Beinen riss. J. C. rannte weiter, und ein zweiter Soldat tauchte hinter der Ecke auf. Ich sah eine goldene Kette an seinem Hals und Brusthaare, bevor ich auch ihn mit zwei Schüssen von den Beinen holte. Dann leerte ich das restliche Magazin in die Wand um die rote Box herum, um den restlichen Soldaten den Schneid abzukaufen.
J. C. war inzwischen heran. Er wurde langsamer, und sein Atem ging schwer und stoßweise. Er beugte sich vornüber, und Schweiß strömte ihm über den Hals.
»Komm schon!«, sagte ich und packte ihn unter dem Arm, zerrte ihn mit mir durch die Doppeltür in die Sporthalle. »Wir müssen weg von hier!«
Ich winkte zur Tribüne hinauf, als wir das Spielfeld betraten. Brogan erhob sich und winkte uns, zu ihm nach oben zu kommen. Ich packte J. C.s Stiefel und sein Gewehr, und zusammen rannten wir über das Spielfeld und die Treppe zur Tribüne hinauf. Brogan kauerte ganz oben hinter der niedrigen Betonwand und deutete den Gang entlang zur anderen Seite der Halle. J. C. und ich gingen auf Höhe der Mittellinie des Spielfelds hinter der Betonwand in Deckung, zehn Meter voneinander entfernt. Ich hob den Kopf und blickte nach unten. Ich hatte einen perfekten Blick über die gesamte Halle.
Geduckt kam Brogan zu mir hinter die Wand.
»Haben sie den Köder geschluckt?«
»Ich bin nicht sicher«, sagte J. C. keuchend und zwischen mühsamen Atemzügen. »Ich bin in eine ganze Horde von den Schweinebacken geraten. Zwanzig, fünfundzwanzig Mann. Sie kamen mir hinterher, haben gebrüllt und geschossen, aber ich hab ihnen gezeigt, was wir bei uns zu Hause einen Sprint nennen. Ich glaube, Jefferson hat ein paar von denen das Licht ausgeblasen.«
Ich nickte.
»Gut«, sagte Brogan. »Sie kommen wahrscheinlich bald durch die Türen. Macht euch bereit und haltet die Köpfe unten, bis ich das Kommando gebe. Vincent ist oben in der Sprecherkabine. Sobald wir sie unter Feuer genommen haben, wird er versuchen, sie zur Aufgabe zu bewegen. Falls sie kapitulieren, stellt ihr sofort das Feuer ein.«
»Vincent spricht
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