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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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entgegnete Ugriumov.
    »Was stimmt denn nicht mit diesem Skelett?«, fragte McKenna.
    »Nun, beispielsweise die Raubtierzähne. Sie waren scharf und spitz, wie von einem Tiger oder einer anderen großen Katze. Und die Arme waren merkwürdig proportioniert, ungewöhnlich lang und offensichtlich mit Andeutungen rudimentärer Klauen. Die Morphologie der Beine ergab ebenfalls eine Reihe ungewöhnlicher Eigenschaften.«
    »Zum Beispiel?«, fragte McKenna.
    »Dieses Wesen besaß eine Skelettstruktur ähnlich modernen Spezies wie Pferden oder Straußen, exzellenten Läufern also. Lange Beine, Zehengänger, und nach den Muskelansätzen waren Wissenschaftler im Stande, die Muskulatur zu rekonstruieren und über die Fähigkeiten dieses Wesens zu spekulieren.«
    Während Ugriumov sprach, erhob er sich von seinem Schreibtisch und stellte einen kleinen Wasserkessel auf eine Kochplatte neben dem alten Macintosh.
    »Und sie stellten fest, dass diese Kreatur schnell war?«
    »Das ist nicht das richtige Wort«, sagte Ugriumov, während er einen Teebeutel aus einer Pappschachtel nahm. »Das Ding war rasend schnell. Wie ein Blitz. Es war stark und flink, doch die Knochen waren nicht im Mindesten abgenutzt. Als wäre es überhaupt nicht gealtert. Und das war noch nicht das Eigenartigste«, fuhr Ugriumov gleichmütig fort. Er zögerte kurz, eine Tasse mitsamt Untertasse in den Händen. »Was eine menschliche Herkunft noch unwahrscheinlicher machte, waren die verkümmerten vierten und fünften Glieder an den Füßen.«
    »Verzeihen Sie, was genau bedeutet das?«, fragte Jefferson.
    »Es bedeutet«, antwortete Ugriumov und blickte von der Tasse auf, »dass dieses Wesen nur drei Zehen an jedem Fuß besaß. Zehen mit Klauen.«
    »Mein Gott«, flüsterte Jefferson leise vor sich hin, als ihm die Fußspuren auf dem Friedhof in den Sinn kamen. Dem Friedhof mit dem Mausoleum, in dem sie Reggie gefunden hatten, ausgeweidet wie ein Stück Vieh und an der Decke aufgehängt. McKenna beugte sich in ihrem Sessel vor und blickte den Russen gespannt an.
    Ugriumov bemerkte die Anspannung der beiden Detectives. »Offenbar habe ich Ihre Aufmerksamkeit geweckt. Lassen Sie mich raten – Sie haben einen Fußabdruck bei einem Tatort gefunden. Einen Fußabdruck mit drei Zehen?«
    Längere Zeit schwiegen alle drei. Wenn du wüsstest! Mord ist eine Untertreibung. Wir haben kein Wort für diese Barbarei, für das, was in diesem Mausoleum geschehen ist. Abgeschlachtet kommt dem noch am nächsten. Ein Schlachter, der einen Fußabdruck im Schlamm hinterlassen hat, mit drei Zehen.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte McKenna schließlich.
    Ugriumov lächelte, lehnte sich tief in seinen Sessel und verschränkte erneut die Hände vor der Brust. »Vielleicht habe ich nur gut geraten?«
    »Sie sollten sich an einem Fernsehquiz beteiligen«, sagte Jefferson. »Niemand kann so gut raten.«
    »Nun, sagen wir, es war eine fundierte Vermutung anhand bekannter Fakten.«
    »Wenn es hier bei Ihnen in St. Petersburg ähnliche Verbrechen gibt«, begann Jefferson, »sollten wir vielleicht unsere Kräfte bündeln. Eine internationale Zusammenarbeit könnte für beide Seiten …«
    Ugriumov unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Nein, Detective Jefferson. Ich muss Sie leider enttäuschen. In den letzten zweitausend Jahren hat sich kein derartiges Verbrechen bei uns ereignet.«
    Das Kryokow-Museum erinnerte Jefferson ein wenig an das Haus seiner Großeltern, voll gestopft mit Hunderten und Aberhunderten kleiner Dinge und Antiquitäten, die aussahen, als wären sie seit mindestens dreißig Jahren nicht mehr angerührt worden. Jefferson konnte sich nicht vorstellen, wie sich in diesem Museum noch irgendjemand zurechtfinden sollte. Vitrinen waren angefüllt mit den verschiedensten Dingen, einige mit kleinen Zetteln beschriftet, andere ohne jeden Hinweis, um was es sich handelte. Vitrine an Vitrine, an jeder Wand, in jedem Raum, bis das gesamte Museum zu einer Sammlung von Vitrinen und Schaukästen zu verschwimmen schien, willkürlich zusammengewürfelten Stücken aus Kunst und Geschichte und Staub.
    Ugriumov führte sie gemächlich durchs Museum. Die deutschen Touristen waren weiter unten im Gang verschwunden und einer Schar russischer Schulkinder gewichen, die eng zusammengedrängt in braunen Mänteln und Hosen durch die Gänge wanderten. Die einzigen Farbflecken waren die glänzenden Schulranzen aus Plastik, mit amerikanischen Schriftzügen und Comiczeichnungen verziert.
    »Ah, der

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