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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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rechts und links, während er mit der anderen sein Gewehr gepackt hielt. Eric folgte ihm nervös mit schussbereiter Waffe. Der Tunnel war eng, und er streifte mit den Schultern an den Wänden entlang. Immer wieder lösten sich kleine Dreckklumpen.
    Ein Stück voraus schien der Tunnel sich zu einem kleinen Raum zu weiten, der in ein merkwürdig flackerndes, rotes Licht getaucht war. Das Licht warf lange, tanzende Schatten auf die Tunnelwände.
    Die Schatten bewegten sich, als würde jemand vor einem Feuer tanzen.
    Hinter Eric mühte Alabama sich durch das Loch, gefolgt von Martinez.
    »Was siehst du?«, rief Alabama mit gedämpfter Stimme.
    »Bis jetzt nichts«, antwortete Eric über die Schulter. »Irgendein Licht. Sieht unheimlich aus, wenn du mich fragst.«
    Der Tunnel erstreckte sich zehn Meter in die Tiefe, bevor er in einen aus dem Boden gegrabenen Raum mündete. Seals ging voran. Er betrat den Raum und verschwand, als er sich auf das rötliche Flackern zubewegte.
    Eric folgte ihm langsam und kämpfte gegen den Impuls an, nach dem verschwundenen Sergeant zu rufen.
    Der Tunnel endete, und Eric betrat den Raum dahinter. Er war tatsächlich in den Boden gegraben; mehrere Kokosstämme, die als Stütz- und Querbalken dienten, hielten die Decke. Die Grundfläche betrug etwa fünf mal sechs Meter. In einer Ecke befand sich ein behelfsmäßiges Lager aus getrocknetem Kunai-Gras, daneben eine kleine Schilfmatte und ein niedriger Tisch. Auf dem Tisch befanden sich ein Teegeschirr und einige persönliche Dinge, die offensichtlich aus Japan stammten. An einer Wand war ein winziges Bücherregal mit vier pedantisch ausgerichteten Büchern, ausnahmslos auf Japanisch. Zwischen den Stützbalken war ein großes weißes Laken gespannt, das mit einer großen aufgehenden Sonne und japanischen Schriftzeichen bedeckt war.
    Der Raum war behaglich, beinahe schon komfortabel eingerichtet und sah fast aus wie eine Kinderhöhle. Nur dass es keine war.
    Alles stand in Flammen.
    Das Grasbett brannte, und dünne Flammenzungen leckten über den aufgespannten weißen Stoff und tanzten über das Bücherregal. Die Stützbalken brannten ebenfalls. Sie standen in einem Raum voller Flammen. Das Feuer hatte sich entzündet, als Martinez den Flammenwerfer in den Tunnel hielt.
    Eine dichte Rauchwolke bildete sich. Das Feuer saugte frische Luft aus dem Tunnel an, und eine Brise zupfte an Erics Haaren und Kleidung und ließ den aufgespannten Stoff flattern. Die Schatten an den gegenüberliegenden Wänden bewegten sich im Gleichklang mit dem weißen Tuch.
    An der Rückwand des Raums hing ein menschlicher Körper, ein japanischer Soldat in Uniform. Er trug nur eine schmutzige Hose, hochgekrempelt bis zu den Knien, und weder Schuhe noch Socken. Er hing mit ausgestreckten Armen an einem der Stützbalken, die Füße übereinander. Jemand hatte große Nägel durch seine Hände und Füße getrieben und ihn am Holz gekreuzigt. Die schmutzige Haut hing lose vom Leib und sah aus, als könne sie jeden Augenblick zu Boden rutschen, sodass nur noch das Skelett an der Wand zurückblieb. Der Leichnam war von einem scharfen Gegenstand zerschlitzt worden. Tiefe Wunden zogen sich über Brust und Bauch.
    »Mein Gott!«, ächzte Eric. »Was ist denn mit dem passiert?«
    »Sieht aus, als wäre er aufgeschnitten und ausgeweidet worden, und als hätte man ihn anschließend gedörrt wie ein Stück Fleisch«, sagte Alabama. »Wer hat das getan? Meint ihr, dass unsere Jungs dahinter stecken? Haben sie ihn so zugerichtet?«
    »Wir haben keine Leute im Umkreis von fünfzehn Kilometern«, widersprach Seals und starrte unverwandt auf den Leichnam.
    »Was ist mit der vermissten Aufklärungseinheit?«, fragte Alabama. »Die Männer, nach denen wir suchen sollen? Vielleicht sind sie hier durchgekommen und für diese Sauerei verantwortlich.«
    »Und was ist mit den Männern auf den Pfählen?«, fragte Eric.
    »Halten Sie die Klappe, Davis!«, fuhr Seals ihm ärgerlich über den Mund.
    »Was für Männer?«, fragte Martinez. »Was für Pfähle?«
    »Nichts«, antwortete Eric.
    »Irgendwas stört mich an dieser ganzen Geschichte«, sagte Martinez nachdenklich. »Wenn sie jeden umgebracht haben, wie kommt es dann, dass wir keine Leichen gefunden haben?«
    »Vielleicht haben sie die Leichen mitgeschleppt«, antwortete Alabama.
    »Durch den Dschungel? Das schaffe ich kaum mit nichts weiter als meiner Ausrüstung! Wie, zur Hölle, sollen sie da ein ganzes Platoon toter Soldaten

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