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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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schwarzer Handschrift auf der Rückseite standen. Keaveney lautete der Name des Burschen, der Brogan so ähnlich sah. Außerdem gab es einen Davis. Einen Mulry. Einen Walker und einen Seals. Alles längst vergessene Namen.
    McKenna blickte Jefferson über die Schulter. Er spürte ihre Nähe und fühlte, wie sie sich beim Anblick des Fotos versteifte.
    Was sah sie?
    Jefferson betrachtete die Gesichter genauer. Hielt bei jedem kurz inne. Und dann sah er es ebenfalls, eingefangen in einer fünfundsechzig Jahre alten Fotografie.
    Der Marine mit dem Namen Davis. Jefferson betrachtete sein Gesicht; dann hob er den Blick und sah in den geborstenen Spiegel von Lyermans Schlafzimmerschrank, sah in sein eigenes Gesicht, leicht verzerrt von den gezackten Rissen, die sich durchs Glas zogen. Er berührte seine Wangen, fuhr mit dem Finger die Konturen der Lippen nach.
    Das Gesicht im Spiegel war das gleiche Gesicht wie auf dem Bild. Jefferson hätte ein eineiiger Zwilling von Eric Davis sein können.
    »Eure Gesichter …«, sagte McKenna leise. »Deines und das Gesicht dieses Mannes auf dem Foto … Es sind die gleichen.«
    »Ja«, sagte Jefferson fassungslos. »Wir sehen uns zum Verwechseln ähnlich.«
    »Nicht ähnlich. Ihr habt genau die gleichen Gesichter.«
    »Aber das kann nicht sein. Ich habe keine Verwandten, die im Zweiten Weltkrieg gewesen sind. Ich weiß nicht einmal, wer dieser Bursche ist.«
    »Und dieser Mann, von dem du sagst, er sehe aus wie Brogan … bei dem ist es genauso. Du und Brogan, ihr habt Zwillinge auf diesem Bild. Und der da ist Vincent …« McKenna deutete auf einen dritten Mann. Jefferson betrachtete das Foto angestrengt. Die Haut war straffer, die Gestalt magerer; trotzdem war der Mann Steven Vincent wie aus dem Gesicht geschnitten.
    »Siehst du denn nicht, was das bedeutet?«, fragte McKenna.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Die alte Handschrift … Alles, was Sir Gerard niedergeschrieben hat, geht in Erfüllung. Im Manuskript ist von Reinkarnation die Rede, und das hier ist es, vor unseren Augen. Du, Brogan und Vincent, ihr seht den drei Soldaten auf dem Foto nicht nur zum Verwechseln ähnlich, ihr seid die gleichen Männer wie auf diesem Bild, ihr habt das Leben dieser Männer gelebt …«
    »Willst du damit andeuten, der Mann auf dem Foto sei ich?«
    »Ja. Du, Brogan und Vincent. Ihr drei wart auf dieser Insel. Vielleicht erinnert ihr euch nicht daran, aber so muss es gewesen sein. Das Foto ist der Beweis«, sagte McKenna atemlos. »Der Dschinn war auf dieser Insel im Pazifik, und jetzt ist er hier in Boston. Der Dämon ist gekommen, um nach einem von euch zu suchen.«
    »Du glaubst also, dass einer von uns …«
    »… Sidina ist, ja«, beendete McKenna den Satz.
    »Sidina«, wiederholte Jefferson.
    »Der Dämon ist nicht zufällig hier in Boston. Er sucht nicht nach irgendjemandem. Er sucht nach einem von euch dreien.«
    »Aber wer von uns ist Sidina?«
    McKenna blickte ihn an und zuckte die Schultern. »Ich weiß nur, dass ihr alle drei in Gefahr seid.«
    Jefferson drehte das Foto um und las erneut die Namen auf der Rückseite. »J. J. ›Alabama‹ Mulry« stand dort für Steven Vincent in dicker schwarzer Schrift. Zwei Namen weiter stand »Eric Davis« für Will Jeffersons Doppelgänger. Und »Keaveney« war der Marine mit Brogans Gesicht.
    Jefferson, Brogan und Vincent. Alle drei waren auf dem Bild. Nur hießen sie dort Davis, Keaveney und Alabama. Sie waren alle drei auf dieser Insel gewesen. Sie waren Kameraden gewesen und hatten in einem Zelt geschlafen. Hatten gemeinsam gekämpft … und dann war irgendetwas mit ihnen geschehen. Irgendetwas Grauenvolles war auf jener Insel passiert, und jeder von ihnen wusste, was es war.
    In Jeffersons Gedanken nahm eine ferne Erinnerung Gestalt an, konturlos zunächst, doch mit jeder Sekunde deutlicher, bis sie sich zu einem erkennbaren Bild geformt hatte. Jefferson starrte auf die Zigarrenschachtel vor sich auf dem Tisch.
    Er streckte die Hand aus und öffnete das kleine schwarze Säckchen, das neben den Bildern in der Schachtel gelegen hatte. In dem Säckchen lag eine geteilte Metallplakette an einer langen Halskette. Er zog sie hervor und drehte sie so, dass er die Inschrift lesen konnte.
    ERIC DAVIS
    U.S. MARINE CORPS
    Es war eine Erkennungsmarke der Streitkräfte. Plötzlich stach ihm der Geruch nach Dschungel in die Nase, der Gestank nach Feuchtigkeit, verrottender Vegetation und Erde, und Jefferson musste würgen. Er beugte sich vor, schnappte

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