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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Meter hoher Decke. Die Wände der großen Halle waren in blassem Gelb gehalten. An der Seite stand ein Podium aus Birke mit einer dreißig Zentimeter großen, birnenförmigen Skulptur darauf. Über der Skulptur hing ein Aktgemälde. Feigenblätter bedeckten die Blößen.
    Die Beleuchtung war ausgeschaltet, das Mobiliar nur als dunkle Schatten zu sehen. Durch die Glasfenster fielen die Lichter des nächtlichen Boston. Eine Scheibe war geborsten. Die Vorhänge flatterten im Wind wie Wäsche auf einer Leine. McKenna trat schweigend zu der Scheibe und bückte sich.
    »Eigenartig. Die Scherben liegen innen. Als wäre etwas von draußen eingedrungen.«
    »Wie kann das sein? Wir sind im einundvierzigsten Stock.«
    »Keine Ahnung«, erwiderte McKenna. »Aber für mich sieht es so aus, als wäre hier etwas durchs Fenster hereingekommen.«
    Sie richtete sich wieder auf und blickte hinunter zum Ende des Foyers. Zur Rechten lag ein Zimmer; die Tür stand offen. Sie ging hinein, gefolgt von Jefferson. An der gegenüberliegenden Wand hingen zwei Kerzenleuchter. In jedem brannten zwei Kerzen. Die Flammen brannten ruhig, ohne zu flackern. Die Wände bestanden aus Sandstein und waren mit Kunstwerken und antiken Gegenständen dekoriert. Neben den Kerzenleuchtern stand ein mannshoher präkolumbianischer Grabstein. Er stellte einen stilisierten Mann dar, die Hände vor der Brust verschränkt, Augen und Mund geschlossen.
    Außerdem befand sich ein Jadetisch im Zimmer, auf dem eine Schale voller Glasfrüchte stand. Hinter dem Tisch stand ein teures Ledersofa. Jefferson lauschte, doch das Apartment lag still. Im Licht der Kerzen entdeckte er einen weiteren Durchgang zu einem zweiten Zimmer in der anderen Ecke des Raumes. Er ging zur Tür, gefolgt von McKenna. Ihre Füße versanken im dicken Perserteppich.
    Das Zimmer hinter der Tür war dunkel. Jefferson blieb stehen und wartete, bis seine Augen sich angepasst hatten. Er sah weitere Fenster mit Ausblick auf die Stadt, doch das Licht drang nur schwach ins Innere des Zimmers.
    »Hübsche Einrichtung«, sagte McKenna.
    »Ja.«
    Sie rümpfte die Nase. »Aber es stinkt hier drin … ziemlich übel sogar.«
    Jefferson nickte. »Allerdings.«
    Die Luft war stickig, der Gestank penetrant und widerlich. Jefferson kannte ihn. Es war der Gestank des Todes. Er zögerte unsicher; dann tastete er mit der Hand über die Wand neben der Tür, bis er den Lichtschalter gefunden hatte. Die Beleuchtung flammte auf.
    Sie befanden sich in einem Schlafzimmer. Zwei Stehlampen brannten rechts und links von einem Bett. Die Laken waren voller Blut, und die dunkelblau gestrichenen Wände waren übersät mit Blutspritzern.
    »Sieht so aus, als fehlt hier irgendwas«, stellte McKenna fest.
    »Zum Beispiel eine Leiche«, pflichtete Jefferson ihr bei.
    Neben dem Bett stand ein großer Kleiderschrank. Die Tür stand weit offen. Ein großer Spiegel auf der Innenseite war gesprungen, und Risse zogen sich wie ein Spinnennetz durchs Glas. Auf der rechten Seite war ein Gemälde, das einen maskierten Mann auf einem Pferd zeigte. Unter dem Gemälde stand ein Tisch mit einer kleinen Zigarrenkiste darauf. Jefferson trat zu dem Tisch, öffnete die Kiste. Im Innern lag ein Bündel Fotografien. Er nahm es hervor und blätterte die Bilder durch. Es waren Schwarzweißaufnahmen von Männern in Militäruniformen sowie die Luftaufnahme von einer Insel. Weißer Sandstrand umgab dichten Dschungel. Jefferson drehte das Bild um. Bougainville, nördliche Salomonen, 11. November 1943 stand dort.
    Als Nächstes kam ein Bild, das offensichtlich an Bord eines Landefahrzeugs aufgenommen worden war, vom Heck aus mit Blick zum Bug. Ein Meer von Helmen, davor die Landeklappe, die gerade nach unten fiel, sodass die Ketten verschwommen waren von der schnellen Bewegung.
    Das nächste Foto zeigte einen brennenden Bunker. Zwei Marines standen davor und starrten auf ein Loch in der Erde. Jefferson blätterte weiter. Als Nächstes kam ein Bild von einem abgestürzten japanischen Kampfflugzeug irgendwo im Dschungel, vor dem ein kleiner Trupp Soldaten stand, die meisten mit Helmen auf dem Kopf. Alle trugen ihre Gewehre; einige Männer waren mit nacktem Oberkörper abgelichtet. Sie wirkten ausgezehrt. Jefferson betrachtete ihre Gesichter.
    »Schau dir den Burschen hier an«, sagte er und zeigte McKenna das Foto. »Er sieht aus wie Brogan, findest du nicht?«
    McKenna nickte schweigend und starrte auf das Foto. Jefferson drehte es um und las die Namen, die in

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