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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Patronenhülsen hervor. Durch den dünnen Stoff der Taschen fühlte ich das kalte Fleisch des Toten. Es war weich und nachgiebig. Der Pilot hatte nichts Interessantes bei sich.
    »Wer bist du?«, fragte McKennas Stimme.
    »Ich bin Davis«, antwortete Jefferson. »Eric Davis.«
    »Alles auf die Beine!«, rief Seals. »Stellt euch vor die Maschine. Wir müssen ein paar Fotos für Life schießen.«
    Ich erinnere mich, dass ich ihn angestarrt habe. Er hatte sich früher schon merkwürdig verhalten, doch ich kann mich nicht erinnern, was mich gestört hat. Jetzt benahm er sich fast wieder normal. Ich glaube, er hat einen unserer Kameraden getötet. Einen Soldaten namens Reder. Ich erinnere mich, dass ich nicht sicher war. Ich versuchte es zu verdrängen.
    »Meinen Sie das im Ernst?«, fragte ich. »Wir kommen ins Life Magazine ?«
    »Der General sagt, wir müssten zu Hause ein wenig die Werbetrommel für den Krieg rühren. Also …« Seals hatte eine große Kamera, die er nun auf einer Wurzel platzierte, die Linse in Richtung des Flugzeugwracks. »Also machen wir ein paar Fotos für Life .«
    Wir versammelten uns vor dem Wrack. Jersey und ich ließen den Piloten hängen, wo er war, und gingen zum Rest der Gruppe. Das Heck der japanischen Maschine ragte in die Luft, während sich die Nase tief in den Boden gebohrt hatte. Drei Papageien saßen auf der Glaskanzel und putzten sich mit ihren großen orangefarbenen Schnäbeln gegenseitig das Gefieder.
    Wir drängten uns unter dem Flugzeugwrack; jeder wollte in die beste Position. Die meisten hatten ihre Hemden ausgezogen und um den Kopf geschlungen wie grüne Turbane. Ich stand am Rand, zwischen Vincent und Jersey, das Gewehr auf der Schulter. Ich erinnere mich, dass Brogan ebenfalls dort stand und wegen irgendetwas grinste. Seals beugte sich über die Kamera und betätigte den Selbstauslöser. Er sah ein letztes Mal durch den Sucher, stellte die Kamera ein und rannte dann zu der Gruppe von Männern, um sich auf der anderen Seite aufzustellen, bei der zerquetschten Nase des Flugzeugs.
    Es gab ein leises Surren, der Auslöser klickte und fing den Augenblick ein.
    Wir entspannten uns, während Seals ging, um die Kamera zu holen. Vincent seufzte, sah mich an und sagte etwas Seltsames.
    »Irgendetwas stimmt nicht mit dieser verfluchten Insel«, sagte er. »Ich kann es spüren.«
    Er schlang sich das Gewehr über die Schulter und wandte sich zu den Bäumen um. »Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.«
    Nachdem das Foto geschossen war, wickelte Seals die Kamera sorgfältig in ein Stück Stoff und gab sie mir zum Tragen. Alle zogen ihre Rucksäcke wieder an und warfen sich die Gewehre über. Vincent war ein Stück weiter nach vorn gegangen und befand sich nun unter dem aufragenden Heck der Maschine. Er schob die Ranken beiseite, die vom Metall herabhingen, machte ein paar Schritte und blieb dann wie angewurzelt stehen. Das Gewehr fiel ihm aus den schlaff gewordenen Händen.
    »Heiliger Strohsack!«, sagte er langsam.
    »Was ist?«, fragte Brogan und ging zu ihm. Auch er erstarrte, dann verdrehte er die Augen nach oben. »O Mann, das müsst ihr euch ansehen, Leute!«
    Wir alle gingen zu der Stelle unter dem Heck des japanischen Fliegers, obwohl ich mit den Gedanken woanders war. Außerdem hatte mich der Gedanke an das Life Magazine depressiv gemacht, und ich war im Geiste zu Hause. Wo waren wir hier überhaupt gelandet? In irgendeiner Hölle aus tausend grünen Farbtönen. Ich gesellte mich zu Vincent und Brogan und blickte auf das, was dort vor uns war.
    Zwei massive Steinsäulen, beide überwuchert von Reben, die ihre Wurzeln in die Spalten und Risse gequetscht hatten. Die Säulen säumten einen Durchgang in einer baufällig aussehenden Mauer von fast sechs Metern Höhe, die sich zu beiden Seiten durch den Dschungel zog und zum größten Teil unter üppiger Vegetation verborgen war. Der Durchgang war einst von einem Holztor versperrt gewesen, dessen Überreste auf dem Boden lagen und vermoderten.
    Wir alle standen da und starrten voller Staunen auf unsere Entdeckung. Es war – abgesehen von den japanischen Bunkern – die erste von Menschen errichtete Konstruktion, die wir auf der Insel zu Gesicht bekamen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Vincent.
    »Keine Ahnung«, antwortete Seals.
    »Glauben Sie, dass es von den Japsen ist?«
    »Dazu ist es zu alt.«
    »Vielleicht haben sie die Schlingpflanzen über die Mauer gehängt, damit sie alt aussieht. Als Tarnung, um uns zum

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