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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Narren zu halten.«
    »Sie wollen mir erzählen, dass die Japse eine sechs Meter hohe und Gott weiß wie lange Mauer durch den Dschungel bauen und anschließend die Tür offen lassen, damit wir ohne Mühe reinkönnen?«
    »Ich weiß nicht. Ja. Vielleicht. Die Japse sind verschlagene kleine Bastarde.«
    »Vincent«, sagte Seals. »Sagen Sie nichts mehr. Halten Sie die Klappe, ja?«
    Wir anderen standen nur da und starrten die Mauer staunend an. Winzige Insekten summten um mich herum, und ich war bereit, entweder durch das Tor zu gehen oder von hier zu verschwinden – alles, nur nicht herumstehen in dieser verdammten feuchten Hitze. Entscheide dich endlich!
    »Was glauben Sie, was das ist?«, fragte Brogan.
    »Keine Ahnung«, antwortete Seals. »Sieht alt aus. Steht schon eine ganze Weile hier, so viel ist offensichtlich. Vielleicht haben auf der Insel früher Menschen gelebt.«
    »Wie kann jemand auf einem solchen Scheißhaufen leben?«, fragte Vincent.
    »Was habe ich vorhin gesagt, Private? Sie sollen die Klappe halten!«
    »Verzeihung, Sir. Aber … verdammt, ich meine es ernst, Sir. Und wenn hier Menschen gewohnt haben, wohin sind sie dann verschwunden? Sind sie vielleicht weggeschwommen oder was? Wir sind tausend Kilometer von jeglicher Zivilisation entfernt.«
    Seals starrte Vincent nieder; dann wandte er sich schulterzuckend ab und nahm sein Gewehr. »Keine Ahnung«, sagte er. »Warum gehen wir nicht rein und sehen nach? Danke, Vincent, dass Sie sich freiwillig gemeldet haben, die Spitze zu übernehmen.«
    »Ich hab mich doch gar nicht …«, wollte Vincent protestieren. Dann bemerkte er Seals’ Blick und nickte. »Sicher, Sir. Ich übernehme die Vorhut.«
    Wir verteilten uns, und Vincent ging nach vorn. Seals suchte den Boden ab. Außer unseren eigenen gab es keine Spuren von Menschen, doch er entdeckte andere Abdrücke, die aussahen wie von dreizehigen Klauen. Wahrscheinlich irgendein wildes Tier aus dem Dschungel. Die Abdrücke waren überall, vor und hinter dem Durchgang. Sie waren alle von der gleichen Größe und Gestalt. Offensichtlich handelte es sich um ein einzelnes Tier, das hier ein- und ausgegangen war, und nicht um ein Rudel oder eine Gruppe. Aber was für ein seltsames Biest mochte das sein?
    Wir passierten den Durchgang zwischen den Säulen und bezogen hinter der Mauer Stellung. Plötzlich kam ein eisiger Wind aus dem Nichts, und der Schweiß auf unserer Haut wurde kalt. Vincent und einige andere zogen ihre Turbane von den Köpfen und schlüpften in die Hemden.
    Hinter der Mauer fanden wir Gebäude, alte Bauwerke aus bröckelndem Sandstein. Es war eindeutig Sandstein, und das kam mir eigenartig vor, weil ich bisher auf der Insel keinen gesehen hatte. Doch ich war schließlich kein Geologe.
    Jedes Gebäude war anders, und es gab Hunderte davon. Irgendwann vor langer Zeit schien dies hier eine richtig große Stadt gewesen zu sein, doch nun lag sie verlassen vor uns.
    Jedes Gebäude besaß eine Steintreppe, die zu einem dunklen, rechteckigen Eingang führte. Zu beiden Seiten des Eingangs waren Bilder von Menschen oder Tieren in den Stein gehauen, und einige Wände waren mit riesigen Reliefs verziert, auf denen Krieger mit langen, geschwungenen Schwertern zu sehen waren. Im Innern der Mauern fanden wir weitere Spuren des geheimnisvollen dreizehigen Tieres. Was immer die Spuren hinterlassen hatte, schien in einem der Gebäude vor uns zu leben.
    Die Wege und Straßen, die es zweifellos irgendwann einmal zwischen den Gebäuden gegeben hatte, waren längst unter der wuchernden Vegetation des Dschungels begraben. Riesige Pflanzen überragten die Gebäude, und ihre Schatten tauchten den Untergrund in ein ständiges Halbdunkel. Flechten wucherten auf den Steinen. Alles lag still. Der Dschungel konnte manchmal laut sein wie ein Busbahnhof. Papageien kreischten, Affen schrien. Doch innerhalb der Mauern herrschte völlige Stille; es gab keinerlei Geräusch. Seit wir auf der Insel gelandet waren, herrschte zum ersten Mal eine so tiefe Stille. Sie war zum Greifen – und bedrohlich.
    Der kalte Wind hatte sich gelegt, und die schwüle Hitze des Dschungels war zurückgekehrt. Ich wischte mir mit dem Hemd übers Gesicht und lupfte kurz meinen Helm, um die Feuchtigkeit entweichen zu lassen. Plötzlich hörte ich ein Summen, wie von Elektrizität. Es wurde lauter, je weiter wir gingen, und bald merkte ich, dass es aus einem steinernen Gebäude zu unserer Rechten drang. Das Gebäude besaß ein Giebeldach und sah

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