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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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zu, »aber ich hoffe, die Männer unserer vermissten Einheit sind unter den Toten. Hauptsache, wir kommen schnell weg von hier.«
    Seals ging die Reihe entlang und betrachtete jeden einzelnen Leichnam. Keiner von ihnen war Amerikaner. Keiner stammte aus der vermissten Einheit. Seals befahl auch nicht, die Toten zu durchsuchen, um an Informationen zu gelangen, und keiner von uns meldete sich freiwillig für diesen Job. Wir zählten die Leichen. Es waren insgesamt siebenundvierzig.
    Ich wandte mich ab und ging zu einer freien Fläche zwischen den Gebäuden, wo die Luft etwas besser war. Der Himmel über uns war grau; es sah aus, als würde ein schwerer Sturm aufziehen.
    Wir ließen die Toten im Gras zurück. Seals war vorn, Brogan ging neben mir, und alle sicherten unablässig die Umgebung. Im hohen Gras zirpten Grillen, und wir sahen kleine schwarze Käfer, die von Stängel zu Stängel hüpften. Wenigstens gab es ein bisschen Leben zwischen den Gebäuden. Vincent war zu meiner Rechten, eine erloschene Zigarette zwischen den Lippen. Die Riemen seines Helms hingen rechts und links lose herab. Er sah bleich aus, wahrscheinlich vom vielen Erbrechen.
    Wir kamen unter einem Baum mit tief hängenden Zweigen hindurch. Er trug große Früchte, die an Orangen erinnerten. Ich griff nach oben, pflückte eine und rieb sie an meinem Hemd, bis sie glänzte. Dann wollte ich sie schälen und ritzte die Schale mit dem Daumen. Ein Schwall Blut schoss aus dem Ritz, wo mein Daumennagel die Haut durchbohrt hatte. Ich ließ die Frucht erschrocken fallen, und sie rollte durchs Gras. Das Blut sickerte ins Erdreich. In welcher Hölle waren wir hier gelandet?
    Ich packte meine Waffe fester und wischte mir mit dem Handrücken den Schweiß aus den Augen. Dann trat ich mit dem Stiefel gegen die seltsame Frucht. Genau in diesem Moment fiel ein Schuss. Ich hörte ein Grunzen und drehte mich um. Hinter mir sank Jersey auf die Knie. Er hatte einen Bauchschuss.
    »In Deckung!«, brüllte Seals. »Alles in Deckung!« Er warf sich zu Boden und brachte sein Gewehr in Anschlag.
    Jersey war zehn Meter hinter mir. Er wälzte sich im Gras und stöhnte. Seine Augen waren fest zusammengekniffen.
    Seals feuerte auf irgendetwas vor uns. Brogan warf sich neben ihn und eröffnete ebenfalls das Feuer. Sie schossen auf ein Gebäude, dessen Eingang mit zwei steinernen Stieren verziert war. Ich blieb in Deckung, den Kopf zwischen den Grashalmen, die mich am Hals und im Gesicht kitzelten. Diese Feuergefechte waren gar nicht so schlimm, solange man den Kopf unten behalten und außer Sicht bleiben konnte. Nur wer versuchte, das Feuer zu erwidern, den erwischte es. Das Dumme war, niemand wollte, dass andere einen sahen, wie man den Kopf ins Gras drückte. Niemand wollte als Feigling gelten. Als Feigling nach Hause zurückkehren.
    Vincent rannte geduckt zu Jersey und warf sich neben ihm zu Boden wie ein Baseballspieler. Brogan feuerte erneut. Er schlängelte sich durchs Gras und ging hinter einer breiten Steintreppe in Stellung. Ich behielt den Kopf noch ein paar Augenblicke unten und beobachtete eine Grille, die vor mir an einem Grasstängel nach oben kletterte. Als ich meinte, mich nicht länger verstecken zu dürfen, hob ich den Kopf wie ein Schwimmer, der aus dem Wasser auftaucht, legte das Gewehr an und spähte über den Lauf nach vorn. Ich konnte nichts sehen außer wuchernder Vegetation und ein paar Steinhäusern, aber ich feuerte trotzdem mehrere Schüsse ab, um bei meinen Kameraden Eindruck zu schinden. Ich war ein Kämpfer. Dann senkte ich den Kopf wieder ins Gras und kroch auf dem Bauch zu Vincent und Jersey.
    Vincent hatte Jerseys Hemd aufgeknöpft und starrte auf die Schusswunde. Es war ein dollargroßes Loch direkt über dem Bauchnabel. Jerseys Bauch hob und senkte sich zitternd, während Blut im Rhythmus seines Herzschlags aus der Wunde sprudelte. Eine Kugel zischte über mich hinweg, und ich drückte mich dicht an den Boden. Man kann eine Kugel nicht wirklich hören, sie verursacht kein Geräusch im eigentlichen Sinn. Aber man kann sie spüren, wie eine winzige Stoßwelle in der Luft. Und die Luft rings um mich herum war voller kleiner Stoßwellen.
    Jemand hatte uns unter schweren Beschuss genommen.
    Als ich den Kopf vorsichtig wieder hob, sah ich drei Japaner, die mit nacktem Oberkörper hinter den Trümmern einer umgestürzten Säule im Gras kauerten. Sie hatten ein schweres Maschinengewehr zwischen sich und feuerten damit auf uns.
    Ich zielte und gab zwei

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