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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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es immer. Im einen Augenblick ist alles in bester Ordnung, und im nächsten tritt jemand auf eine Landmine oder wird erschossen oder vier Japaner kommen aus dem Nichts und nehmen einen ins Kreuzfeuer. Es geht immer verdammt schnell.
    Und inmitten des sich entwickelnden Chaos ertönte eine klare, laute Stimme. »Nein! Nicht schießen!«
    Aus irgendeinem Grund gehorchten wir alle. Sogar Seals senkte seine M-1 und wandte sich zu der Person um, die gesprochen hatte. Die japanischen Soldaten starrten uns an; dann senkten sie ihre Waffen und stapften an uns vorbei auf die Lichtung zu den Amerikanern. Sie setzten sich zwischen ihnen mit untergeschlagenen Beinen auf den Boden, nahmen Essnäpfe entgegen und begannen zu essen, ohne uns noch weiter zu beachten. Wir starrten fassungslos auf die Szenerie und trauten unseren Augen nicht.
    »Was geht hier vor?«, flüsterte ich Vincent zu.
    »Keine Ahnung.«
    Wir standen da wie erstarrt. Keiner wusste, was das alles zu bedeuten hatte.
    Seals trat vor. »Seid ihr die Dreiundfünfzigste?«
    Einer der Männer nickte. »Ja.«
    »’ne Menge Leute suchen nach euch«, sagte Seals und nickte in Richtung der Japaner. »Kriegsgefangene?«
    Der Mann schien die Bemerkung lustig zu finden, denn er grinste amüsiert. »Nein. Sie sind keine Gefangenen. Sie kämpfen an unserer Seite.«
    Vincent lachte auf. »Wovon reden Sie, Mann? Diese Bastarde haben uns erst vor einer Stunde höllisch unter Feuer genommen.«
    »Hinter dem Tor?«, fragte ein Amerikaner, der direkt neben dem kleinen Lagerfeuer saß.
    »Was?«
    »Das Tor. War das auf der anderen Seite der Mauer, hinter dem Tor?«
    »Ja, warum?«
    »Weil da noch der Krieg tobt. Aber hier kämpfen wir gegen etwas viel Schlimmeres.«
    Eine rasche Unterhaltung zwischen den Amerikanern und den Japsen schloss sich an, die auf Japanisch geführt wurde. Vincent drehte sich zu mir und flüsterte: »Die Kerle haben den Verstand verloren. Oder sie sind zur anderen Seite übergelaufen.«
    Der Amerikaner, der zuletzt gesprochen hatte, ergriff wieder das Wort. »Hier im Dschungel gibt es etwas, das Jagd auf uns macht.«
    »Wovon reden Sie, Mann?«, fragte Brogan. »Hier draußen gibt es nichts außer Japsen. Man kann die ganze Nacht durch den Dschungel rennen und findet bloß Japaner.«
    »Versuchen Sie das mal«, entgegnete der Mann gelassen. »Sie werden den nächsten Morgen nicht erleben.«
    Zum ersten Mal bemerkte ich eine merkwürdige Konstruktion aus Baumstämmen auf der kleinen Lichtung hinter den Männern. Sie sah wie ein Bunker aus, und sie war sechseckig mit Fensterscharten in sämtlichen Richtungen. Es war die ungewöhnliche Form, die meine Neugier weckte. Die meisten Bunker besaßen eine Vorder- und Rückseite und waren so konstruiert, dass sie einen Angriff aus einer Richtung abwehren konnten. Dieser Bunker hier besaß Öffnungen zu allen Seiten, als erwarteten die Männer Angriffe aus jeder Richtung.
    Vincent trat einen unauffälligen Schritt zurück und beugte sich zu Seals herüber. »Die Jungs haben den Verstand verloren«, sagte er leise.
    Seals nickte; dann blickte er auf.
    »Man hat uns losgeschickt, um Sie zu suchen«, sagte er. »Draußen im Dschungel. Ich weiß nicht genau, was hier vorgeht. Ich dachte, Sie hätten sich verirrt oder wären verwundet, aber weder das eine noch das andere scheint der Fall zu sein. Habe ich Recht, Private?«
    Der Mann auf dem Baumstamm lächelte, stellte den Essnapf ab und griff hinter sich. Er zog einen Helm hervor und wischte die Vorderseite sauber. Zwei glänzende Captainsstreifen kamen zum Vorschein.
    Er legte sich den Helm in den Schoß. »Wenn Sie jetzt gehen, überleben Sie keine sechs Stunden. Verstehen Sie, Sergeant?«
    Militärische Dienstgrade sind ein machtvolles Ding. Seals nickte und trat zurück. »Tut mir Leid, Sir.«
    Der Captain winkte einladend in Richtung der umherliegenden Baumstämme. Wir schulterten unsere Waffen und hockten uns hin. Es tat gut zu sitzen – meine Füße schmerzten vom vielen Laufen.
    »Möchten Sie was essen?«, fragte der Captain. »Oder trinken?«
    Wir lehnten dankend ab, obwohl ich nichts dagegen gehabt hätte, etwas zu mir zu nehmen. Doch erst wollte ich wissen, was hier los war.
    »Ich bin Captain Mark Chambers«, sagte der Amerikaner; dann deutete er der Reihe nach auf die übrigen Soldaten und nannte ihre Namen. Als Letztes nickte er in Richtung der Japaner, die am Boden saßen und immer noch aßen. »Das dort sind unsere Freunde. Mr Moto, Mr Matsumuru, Mr

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