Dämon
Kenjii und Mr Taki.«
Die Japaner blickten auf, als sie ihre Namen hörten, und nickten uns zu.
»Das ist die verdammt merkwürdigste Geschichte, die ich je gehört habe«, brummte Vincent.
»Ich weiß, was Sie denken«, sagte der Captain. »Es ist noch keine zwei Wochen her, dass ich genauso gedacht hätte. Doch heute sieht es anders aus. Wir kämpfen nicht mehr gegen die Japaner, sondern gegen irgendeinen unsichtbaren Gegner im Dschungel.«
»Wo?«, fragte ich.
»Er ist da draußen.« Der Captain deutete auf die undurchdringlich dichte Vegetation. »Irgendwo draußen im Dschungel.«
»Was ist das für ein Gegner?«
»Das wissen wir bisher nicht so genau«, sagte einer der anderen Männer. Er war groß und schlank, und die Haut spannte über seinen Knochen. »Er kommt nachts aus dem Dschungel.«
Der Captain nickte. »Vor etwas mehr als zwei Wochen wurden wir auf Patrouille ins Hinterland geschickt. Anschließend sollten wir mit den Luftlandetruppen Verbindung aufnehmen. Die Japaner hatten uns am nördlichen Strand einen üblen Empfang bereitet. Wir stellten eine Truppe aus den Resten zusammen – ein paar Rangers, ein paar Marines, jeder, der noch laufen konnte – und setzten uns in Bewegung. In der ersten Nacht kam irgendetwas in unser Lager und tötete zwei Mann auf Wache. Wir fanden sie mit aufgeschlitzten Kehlen. Zuerst glaubten wir, es wären die Japaner gewesen, doch in der nächsten Nacht kam es wieder und tötete vier von unseren Jungs. Es kroch in ihr Zelt. Wir wachten am nächsten Morgen auf und stellten fest, dass die Leichen verschwunden waren. Überall im Zelt war Blut. Nach diesem Vorfall brachten wir während des Tages ein gutes Stück Weg hinter uns. Trotzdem kam in der Nacht darauf wieder etwas in unser Lager. Wir versuchten, in die Bäume zu klettern, doch dieses Etwas jagte uns weiter. Wir schliefen kaum noch und blieben stets dicht beim Feuer. Wir marschierten tagsüber und setzten uns nachts im Kreis zusammen.«
Der Captain stockte kurz und warf einen nachdenklichen Blick auf seinen Essnapf.
»Am fünften Tag erreichten wir das Tor.« Der Captain nickte in Richtung der steinernen Mauer in der Ferne. »Wir verbrachten die Nacht im Innern der Mauern. Dort wurden wir von einer japanischen Einheit angegriffen. Wir kämpften die ganze Nacht hindurch und schlugen die Japaner durchs Tor nach draußen zurück. Doch als wir den Kampf gewonnen hatten, wandten unsere Männer sich gegeneinander … töteten sich gegenseitig. Als könnten sie einfach nicht genug Blut bekommen. Es war verrückt … Raserei, Wahnsinn.
In den nächsten Tagen kamen immer wieder neue Japaner, Welle auf Welle. Hinter diesem Tor kämpfen Amerikaner gegen Japaner um der Lust am Töten willen. Sie bringen sich gegenseitig um. Aber nicht, weil wir Krieg haben, sondern weil es ihnen so gefällt.
Ich zog mich mit den sieben Männern zurück, die Sie hier sehen. Der Rest unserer Einheit drang weiter in das Gebiet hinter den Mauern vor. Dann stießen wir auf unsere Freunde hier.« Er nickte in Richtung der japanischen Soldaten. »Sie erzählten uns, dass in ihrer Einheit genau das Gleiche geschehen sei. Die Männer hätten sich gegeneinander gewandt und sich gegenseitig umgebracht.«
»Eine Revolte?«, fragte Seals.
»Nein.« Der Captain schüttelte den Kopf. »Innerhalb dieser Mauern lauert irgendetwas Böses. Etwas, das den Männern den Verstand raubt, bis sie nur noch eins wollen: töten. Dieses … Ding erfüllt sie mit Mord und Blutlust. Jenseits dieser Tore tobt ein Krieg, wie er schlimmer nicht sein könnte. Viel blutiger als der Krieg mit den Japanern hier draußen. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Die Männer haben sich buchstäblich gegenseitig zerrissen. Wie wilde Tiere.«
»Und was ist hier draußen vor den Toren?«
»Hier draußen im Dschungel lauert etwas«, sagte der Captain. »Eine Kreuzung aus Mensch und Tier. Bestien. Jede Nacht greifen sie uns an. Wir haben dieses Lager vor den Mauern errichtet, um uns zu verteidigen. Wir haben uns mit den Japanern im Kampf gegen diese Bestien verbündet.«
»Was für Bestien?«
»Ich habe einen Mann gesehen. Er führt sie an. Einen Mann mit Stierkopf.«
Ich blickte an dem amerikanischen Captain vorbei zu dem sechseckigen Bunker. Zum ersten Mal bemerkte ich die tiefen Schrammen im Holz. Stets waren es drei parallele Schrammen, tiefe, ausgefranste Risse.
»Captain, Sir«, sagte Seals. »Bei allem Respekt, Sir, Sie sind Offizier der Armee der Vereinigten
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