Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
schaukelte zu sehr und seine Hand war zu unruhig, um das Feuerzeug an die richtige Stelle zu führen. »Ich krieg das beschissene Ding nicht an!«, schimpfte er ärgerlich. »Ist verdammt nass hier draußen!« Mürrisch warf er die Zigarette über Bord, wo sie augenblicklich von einer Welle überrollt wurde.
    Eric blickte nach vorn, wo sich das Ufer unaufhaltsam näherte. Sie waren inzwischen nahe genug, dass er die einzelnen Bäume unterscheiden konnte, die den Strand säumten, majestätisch geschwungene Palmen, die sich erhoben wie Wächter, die den Eingang zum Dschungel bewachten, der sich dahinter ausbreitete.
    Vom Strand her ertönte ein dumpfer Schlag, gefolgt von einem pfeifenden Geräusch, als hätte jemand einen Wasserkessel zu lange auf dem Herd stehen lassen. Rings um ihn her duckten sich die Männer und zogen die behelmten Köpfe ein wie Schildkröten. Eric folgte ihrem Beispiel und packte sein Gewehr fester.
    Das Pfeifen wurde lauter und wuchs zu einem regelrechten Kreischen an. Dann eine kurze Pause, und das Wasser neben ihnen explodierte in einer weißen Wolke, als die japanische 75-Millimeter-Granate dicht neben dem Boot einschlug. Die Männer vergaßen das näher kommende Ufer und duckten sich tief an den voll gekotzten Boden des Landungsboots.
    »Drei Minuten!«, rief der Steuermann, der über ihnen in dem stahlgepanzerten Ruderhaus kauerte.
    »Bereitmachen!«, befahl der Captain über den Lärm der schweren See hinweg. Er war ein Mann von vielleicht fünfunddreißig Jahren mit blassem Gesicht, das von Stoppeln und Aknenarben übersät war. Ringsum explodierten nun die Granaten im Wasser und sandten weiße Fontänen in die Luft. Alle hielten die Köpfe tief gesenkt.
    »Zieht die Helmriemen straff!«, befahl der Captain. »Und haltet die Waffen trocken!«
    Eric zog den losen Riemen unterm Kinn fest, bis der Helm gegen seinen Kopf drückte. Ringsum taten andere Männer es ihm gleich.
    »Sobald wir am Ufer sind, bleibt in Bewegung. Niemals anhalten.« Der Captain hielt sich gegen die wogende See an der Süllwand des Landungsboots fest.
    Die Männer murmelten und nickten. Der Captain rückte seinen Helm zurecht. »Wenn euch schlecht ist, dann kotzt jetzt und schafft den Mist aus dem Weg.« Er sah seine Leute an. »Wer euch erzählt, dass er keine Scheiß-Angst hat, ist verrückt. Glaubt den Schwachsinn nicht.«
    Eine weitere Explosion wirbelte das Wasser vor ihnen auf und besprühte die Männer mit Gischt. Eric rümpfte die Nase – es roch, als hätte sich jemand bereits in die Hosen gemacht. Der Gestank kam von irgendwo weiter vorn im Boot.
    »Ich hab keinen Schiss!«, murmelte Scotti vor sich hin, während er vor und zurück schaukelte. »Verdammt, mir passiert schon nichts …« Er wiederholte die Worte wieder und wieder, dass es wie ein Sprechgesang klang. Er strich sich mit der Hand übers Gesicht, rieb sich die feuchten Augen und fummelte nervös am Helmriemen. »Dieses beschissene Ding sitzt zu eng! Ich kann überhaupt nicht atmen!«
    »Sechzig Meter!«, rief der Steuermann von hinten und hob einen Finger.
    Eric bekreuzigte sich. Neben ihm wickelte ein Typ, der gerade erst zu der Einheit versetzt worden war, einen Kaugummi aus. Er steckte sich den Streifen in den Mund und begann nervös zu kauen, während er das Papier zerknitterte und in die Tasche steckte.
    Plötzlich überkam Eric das dringende Bedürfnis, Wasser zu lassen. Er überkreuzte seine Beine und versuchte das Gefühl zu verdrängen. Der Himmel war inzwischen bewölkt, und dünner Regen rieselte in grauen Schleiern aufs Meer.
    Der Strand war grau-schwarz und erstreckte sich auf einer Tiefe von vielleicht siebzig Metern, bevor der unglaublich dichte Dschungel begann. Über dem Blätterdach erhob sich ein steiler Bergrücken, eingehüllt in Nebelschwaden. Die Brandung rollte in langen weißen Wellen auf den Sand. Aus dem Mount Bagana, einem großen, von Dschungel umgebenen Vulkan, stieg ein dünner Rauchfaden in den Himmel. Die Missouri und die Nebraska draußen auf dem Meer hatten das Sperrfeuer eingestellt, und die Landeboote rückten in unheimlicher Stille vor. Die Gespräche der Männer waren verstummt. Jeder starrte in nervöser Erwartung nach vorn, während der Regen Hunderte winziger Kreise auf dem grauen Wasser ringsum malte.
    Durch den dünnen Wasserschleier bemerkte Eric plötzlich einen roten Blitz am Ufer. Dann einen zweiten, und einen dritten. Einen Augenblick lang herrschte Stille – ein letzter Augenblick der Ruhe,

Weitere Kostenlose Bücher