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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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konnte Jefferson die Lichter des Hancock Building ausmachen.
    »Also steuere ich die Kamera immer hinterher«, fuhr Dombey fort. »Um nichts zu versäumen. Aber dieses Mädchen ist richtig wild. Sie ist auf dem Geländer, auf dem Sofa, hinter den Bäumen … es ist, als würde man versuchen, einen Vollgummiball zu fangen. Ich geb mein Bestes, bis sie wieder zu dem Whirlpool kommen. Ich beweg die Kamera mit ihnen, und plötzlich sehe ich, wie der junge Lyerman mich genau anstarrt. Er blickt voll in die Kamera. Er hatte bemerkt, was ich tue … und da wusste ich, dass ich in Schwierigkeiten stecke.«
    Dombey nahm einen weiteren Zug an der Zigarette, und das Ende glühte für einen Augenblick rot auf. »Die Loyalität der Angestellten wird hier sehr hoch eingeschätzt. Hier nimmt man die Dinge nicht auf die leichte Schulter. Wenn du Mist baust …« Dombey zuckte die Schultern.
    »Was geschah dann?«, fragte Jefferson.
    »Lyerman sagt dem Mädchen, dass es auf der Bank warten soll, dann verschwindet er. Fünf Minuten später steht er in einem Morgenmantel vor mir und brüllt mich an. Er ist außer sich vor Wut. ›Verdammter Scheißkerl! Ich sollte dich umbringen!‹, brüllt er mir ins Gesicht. Ich versuche ihn zu beruhigen, und er stößt mich gegen den Schreibtisch hier.«
    Dombey nahm einen weiteren Zug an seiner Zigarette.
    »Er hat mich verprügelt. Ich konnte mich nicht mal wehren. Schließlich ist er der Sohn vom Boss, und der hätte mich in den Knast stecken lassen. Ich hab also nur versucht, mich zu schützen. Er hat mich trotzdem übel zugerichtet. Ich lag eine Woche im Krankenhaus.« Dombey deutete auf einen Aktenschrank aus Blech in der linken Ecke des Raums neben der Tür. »Sehen Sie den Schrank da?«
    Brogan drehte sich um. »Ja.«
    Dombey drückte seine Zigarette in einem Aschenbecher aus, stand auf, stellte sich vor Jefferson und Brogan und hielt sich ein Feuerzeug aus der Hosentasche vors rechte Auge. Er schwenkte die flackernde Flamme vor seinem Gesicht. Nichts geschah. Das Auge blickte starr, die Pupille zog sich nicht zusammen.
    »Wissen Sie, warum mein Auge nicht auf die Flamme oder auf Bewegungen reagiert?«, fragte Dombey die beiden Detectives. »Der Aktenschrank ist neu, weil der Mistkerl mich mit dem Kopf gegen den alten Schrank gestoßen hat. Der Sehnerv ist zerquetscht. Nerven regenerieren sich nicht. Ich habe meine Sehkraft im rechten Auge für immer verloren.«
    »Verdammt«, murmelte Brogan.
    »Ja. Es tut mir wirklich Leid, dass das Mädchen tot ist. Aber dieser reiche junge Schnösel – auf den geb ich einen Scheiß. Sein Vater fand heraus, was mit mir geschehen war. Er erfuhr, dass sein Sohn einen seiner Angestellten angegriffen und dermaßen zusammengeschlagen hatte, dass er ins Krankenhaus musste und fast ins Koma gefallen wäre. Der alte Mann kam noch am gleichen Tag, hat mich nach Mitternacht auf meinem Zimmer besucht, weil er mit dem Krankenhaus eine Vereinbarung getroffen hatte, dass er mich außerhalb der offiziellen Besuchszeiten sehen darf. Aber er wollte nicht etwa wissen, ob ich Anzeige gegen seinen Sohn erstatte. Männer wie er fragen nicht. Sie sagen dir, was du tun wirst. Wenn ich in meinem alten Job bleiben und den Mund halten würde, sagte er, würde er meinen Lohn verdoppeln.« Dombey zuckte die Schultern. »Ich arbeite noch immer hier. Sie können sich also ausmalen, was passiert ist.«
    Stille breitete sich aus. Das einzige Geräusch war das des Feuerzeugs, als Dombey sich eine weitere Zigarette ansteckte. Er starrte abwesend auf den Rauch, der sich in der Luft kringelte.
    Fast eine Minute verging, bevor Dombey wieder sprach. »Danach bestand der alte Lyerman darauf, dass stets ein Bodyguard auf dem Dach war, wenn der Junge mit einem Mädchen raufging. Der Bodyguard sollte verhindern, dass ein Mädchen getötet wird, für den Fall, dass Junior wieder mal die Beherrschung verlor. Wissen Sie was? Dieser Mistkerl hat sich nicht mal bei mir entschuldigt für das, was er mir angetan hat. Ich hab ein Auge verloren, und er entschuldigt sich nicht mal! Verdammtes Arschloch! Ich bin froh, dass er tot ist!« Der Wachmann unterbrach seinen Redeschwall und zog hektisch an seiner Zigarette.
    Brogan wechselte einen Blick mit Jefferson und räusperte sich.
    »Also waren Sie die ganze Nacht hier?«, fragte Jefferson.
    Dombey erwachte aus seiner Abwesenheit und blickte ihn an.
    »Ja, ich war hier. Aber ich habe ihn nicht umgebracht, falls Sie darauf hinauswollen. Ich war hier unten

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