Dämon
Schreibtisch aus Walnussholz.
Er trug eine schwarze Hose und ein dunkelrotes Hemd, das straff über seinen mächtigen Armen und seinem Oberkörper spannte, dazu eine passende Krawatte. Er sah aus wie der Türsteher eines Nachtclubs. Er beugte sich vor und stemmte die Hände auf die Schreibtischplatte.
»Wir möchten Mr Lyerman sprechen«, sagte Brogan und ließ den Blick durch den Raum schweifen.
»Er ist im Augenblick möglicherweise beschäftigt. Bitte warten Sie einen Moment, während ich ihn informiere«, erwiderte der Wachmann. »Dürfte ich Ihre Namen erfahren?«
Brogan stellte Jefferson und sich selbst vor. Der Wachmann sprach leise in ein Telefon auf seinem Schreibtisch und lauschte auf die Antwort. Er nickte leicht, blickte die beiden Detectives an und flüsterte erneut in die Sprechmuschel.
Jefferson bemerkte eine Überwachungskamera hoch oben an der Wand. Das Objektiv war auf ihn und Brogan gerichtet. Er fragte sich, ob Dombey im Kellergeschoss saß und sie beobachtete.
»Sie können sofort zu Mr Lyerman durchgehen, Gentlemen«, sagte der Samoaner und legte den Hörer auf. »Mr Lyerman erwartet Sie bereits.«
Ein Summer ertönte, und hinter dem Schreibtisch des Wachmanns schwang langsam eine Glastür auf. Die Detectives gingen hindurch und kamen in einen langen, mit Teppichen ausgelegten Korridor. An den Wänden hingen Fotos des amerikanischen Südwestens. Weite Sanddünen, geröllbedeckte Berge, Kakteen. Die Luft war heiß und trocken.
Sie gingen durch den Korridor, und allmählich veränderte sich die Dekoration. Nun hingen Bilder von dunklen Redwood-Wäldern an der Wand. Das Licht wurde trüb, und Nebel hing im Gang, schwebte dicht über dem Boden und bewegte sich in Schwaden um ihre Beine. Eine Eule schrie, eine andere antwortete, und über sich hörte Jefferson das Rauschen von Wind in den Blättern. Er drehte den Kopf und spürte überrascht eine Brise im Gesicht. Der Raum hatte sich vollkommen verändert.
»Ich habe bei meiner Schwester im Time Magazin darüber gelesen«, sagte Brogan, als sie durch den simulierten Wald wanderten. »Es ist etwas ganz Neues. VisionWare arbeitet daran, eins von Lyermans Unternehmen.«
Am Ende des Gangs befand sich eine breite Doppeltür. Von der Decke strömte ein Vorhang aus Wasser und verschwand in einem Spalt vor der Tür. Als sie näher kamen, verebbte der Wasserstrom, sodass sie trockenen Fußes weitergehen konnten. Brogan klopfte gegen das dunkle Holz der massiven Tür.
Der Summer ertönte.
Lyermans Büro war riesig. Schwarzer Marmorfußboden. Schwarze Sofas und Sessel. Ein großer schwarzer Schreibtisch mit einer schwarzen Marmorplatte mitten im Raum. Die gesamte rückwärtige Wand bestand aus Glas und bot einen Ausblick über die ganze Stadt. Zu beiden Seiten des riesigen Fensters standen Pflanzen in Kübeln.
An den anderen Wänden standen Regale voller Kunstgegenstände, die ausnahmslos Menschen in Bewegung zeigten. Eine antike griechische Vase mit rennenden Athleten. Eine Maya-Statue, die einen Ballspieler darstellte. Die römische Bronze eines Diskuswerfers.
Lyerman saß hinter seinem Schreibtisch und beobachtete die beiden Detectives.
»Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, meine Herren«, begrüßte er Jefferson und seinen Kollegen und kam hinter dem Schreibtisch hervor. Nur dass er nicht aufstand und ging: Lyerman saß in einem elektrischen Rollstuhl, und sein rechter Zeigefinger bewegte sich über ein kleines Steuerfeld auf der Armlehne. Jefferson starrte einen Augenblick länger hin, als schicklich gewesen wäre.
»Wie ich sehe, sind Sie überrascht«, stellte Lyerman fest. »Sie hatten wohl nicht erwartet, einen Krüppel vorzufinden?«
»Nein, das ist es nicht«, erwiderte Jefferson rasch. »Ich dachte nur … bei all diesen Kunstgegenständen dachte ich, Sie wären selbst …« Er stockte.
»Sportler?«
»Ja.«
»Das ist schon ein paar Jahrzehnte her, fürchte ich. Mein Hals, mein Kopf und mein rechter Zeigefinger sind alles, was mir noch gehorcht.«
Jefferson wollte etwas erwidern, als er überrascht feststellte, dass sich noch jemand im Raum befand. Ein hagerer Bursche, vielleicht eins siebzig groß, der wie ein Mittelamerikaner aussah und einen weißen Panamaanzug trug, der sich scharf vor dem schwarzen Hintergrund des Zimmers abhob. Der Mann machte keine Anstalten, sich den Besuchern vorzustellen.
Brogan sagte: »Der Flur gefällt mir.«
»Freut mich, dass er Ihnen zusagt. Wir sind sehr stolz darauf. Interaktive
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