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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Räumlichkeiten.«
    »Was heißt das?«
    »Wir alle sind daran gewöhnt, dass unsere Umgebung statisch ist, sich niemals verändert. Wenn man in einem Zimmer ist, erwartet man, dass ein Bild an der Wand beim Verlassen des betreffenden Zimmers das gleiche Bild ist wie beim Betreten des Zimmers. Was aber, wenn sich das Bild verändert, um die Stimmung des Betrachters zu reflektieren? Ruhige Bilder für ruhige Stimmung. Düstere Bilder für düstere Stimmung. Heitere Bilder für heitere Stimmungslagen, und so weiter. Was, wenn die Einrichtung eines Raums zu jeder Zeit die Befindlichkeit eines Individuums widerspiegelt? Wenn man etwas für gegeben hält, und plötzlich verändert es sich zu etwas völlig anderem?«
    »Das wäre trügerisch.«
    Lyerman zuckte die Schultern. »Die Menschen mögen es nicht, der Realität ins Auge zu sehen. Deshalb gibt es das Fernsehen.«
    »Beschäftigt VisionWare sich mit solchen Fragen?«
    »Unter anderem, ja.«
    Lyerman wandte sich um, und der Rollstuhl fuhr surrend in Richtung Schreibtisch zurück. Der dünne Mann mit dem südländischen Aussehen kam langsam vor, bis er hinter seinem Boss stand. Aus der Nähe betrachtet sah seine Haut aus, als säße sie bis zum Zerreißen straff über den Knochen; sie war so glatt, dass sie in der Beleuchtung glänzte. Als der Mann sich bewegte, rutschte die Manschette seines rechten Ärmels ein Stückchen hoch und enthüllte eine kleine blau-weiße Flagge, die auf den Rücken seines Handgelenks tätowiert war. Die panamaische Flagge, erkannte Jefferson. Der Panamaer hatte die beiden Detectives noch immer keines Blickes gewürdigt. Stattdessen sah er starr nach vorn.
    Hinter dem Schreibtisch drehte Lyerman seinen Rollstuhl zu den beiden Detectives und wartete. Jefferson wusste, dass manche Eltern unablässig redeten, wenn sie vom Tod ihrer Kinder erfahren hatten. Sie erzählten, dass ihr Sohn gerade auf dem College aufgenommen worden sei, oder dass er Star des Highschool-Baseballteams gewesen war oder andere Geschichten, die sie für den Augenblick vergessen ließen, dass ihr Kind in einem Plastiksack zum Leichenbeschauer unterwegs war. Nicht so Lyerman. Er besaß eine so eiserne Selbstdisziplin, dass er ruhig abwartete, was die Detectives von ihm wollten.
    »Als Erstes, Mr Lyerman«, begann Jefferson schließlich, »möchte ich Ihnen mein Beileid aussprechen.«
    »Danke.«
    »Wir müssen Ihnen leider trotzdem eine Reihe von Routinefragen stellen. Um wie viel Uhr ungefähr haben Sie Ihren Sohn gefunden?«
    »Kurz vor Mitternacht.«
    »Und was haben Sie dann getan?«
    »Die Polizei gerufen.«
    »Wann war das?«
    »Das kann ich nicht genau sagen.«
    »Ungefähr.«
    »Ich kann es wirklich nicht sagen. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren.«
    »Schon gut. Wir haben es irgendwo in den Unterlagen.«
    Der Panamaer hatte sich während der kurzen Unterhaltung kein einziges Mal bewegt; immer noch starrte er ins Leere. Er muss Lyermans Pfleger sein, dachte Jefferson, musterte den Panamaer genauer und bemerkte eine kleine Narbe über der rechten Schläfe, eine dünne weiße Linie, die das Licht nicht so stark reflektierte wie die übrige Haut. Plötzlich zuckten die Augen des Mannes hoch wie die einer Eidechse und begegneten Jeffersons Blick. Für einen kurzen Moment starrte er den Detective an; dann schweifte sein Blick zu einem Punkt auf Lyermans Schreibtisch. Der Bursche war Jefferson unheimlich.
    »Mr Lyerman«, begann Brogan unterdessen, »hatte Ihr Sohn einen persönlichen Bodyguard?«
    Lyerman nickte. »Ja.«
    »Warum? Waren Sie besorgt um seine Sicherheit?«
    »Ja«, antwortete Lyerman. »Deshalb hatte ich einen Bodyguard für meinen Sohn eingestellt.«
    »Hatte dieser Bodyguard in der vergangenen Nacht Dienst?«
    »Nein.«
    »Warum?«
    »Wie es scheint, hatte mein Sohn ihn nach Hause geschickt. Den Grund dafür weiß ich nicht.«
    »Haben Sie die Telefonnummer des Mannes?«, fragte Jefferson. »Wir würden ihm gern ein paar Fragen stellen.«
    »Mein Sekretär im Vorzimmer wird Ihnen die Nummer geben«, antwortete Lyerman.
    »Mr Lyerman«, fuhr Brogan fort, »wir haben draußen auf dem Dach eine Marionette gefunden. Wissen Sie vielleicht, was es damit auf sich hat?«
    »Eine Marionette?«
    Lyerman wirkte plötzlich sehr alt und müde.
    Jefferson warf einen Seitenblick zu Brogan; dann fragte er Lyerman: »Alles in Ordnung, Sir?«
    »Ja. Entschuldigen Sie. Wie war gleich Ihre Frage?«
    »Diese Puppe, die wir gefunden haben. Wissen Sie, was es damit auf sich

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