Dämon
jemand sie in pastellene, pinkfarbene Wasserfarben getaucht.
»Wir befinden uns auf dem Dach eines der höchsten Gebäude von Boston. Ich bin sicher, jemand hat den Täter gesehen, der das hier angerichtet hat – es sei denn, er konnte fliegen«, sagte Jefferson.
»Ja. Jemand … oder etwas … muss ihn gesehen haben.«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine, falls keiner den Täter gesehen hat … hier oben gibt es jede Menge Überwachungskameras. Dürfte kein Problem sein, die Bänder anzufordern.«
Jefferson starrte ihn für einen Augenblick verblüfft an. »Bänder?«
»Überraschung!« Brogan grinste. »Wir sind hier oben bei der Versteckten Kamera, Bruder.«
Er trat ein wenig nach rechts, und an der Stelle, wo er zuvor gestanden hatte, ganz am Rand des Daches, erblickte Jefferson ein kleines, blinkendes rotes Licht. Eine Videokamera. Zwanzig Meter weiter befand sich die nächste. Hier gab es mehr Bandmaterial als in einem Musikladen. Manchmal hatte man eben Glück.
»O Mann«, sagte Jefferson. »Hier oben gibt es Überwachungskameras?«
Brogan nickte. »Du hast es erfasst, Kumpel. Zwei Kameras.«
»Zwei?«
Brogan grinste. »Was hältst du davon, wenn wir einen Blick auf die Bänder werfen?«
McKenna hatte im Sicherheitsbüro nachgefragt und in Erfahrung gebracht, dass die Bänder für die Kameras im Kellergeschoss des Gebäudes aufbewahrt wurden. Jefferson und Brogan fuhren mit dem gläsernen Aufzug nach unten und beobachteten, wie die Zahlen auf der Anzeige immer kleiner wurden, als der Lift surrend an der Außenseite des Gebäudes in die Tiefe glitt und die Lichter der Stadt vor den getönten Scheiben vorüberzogen.
Schließlich hielt der Aufzug mit einem Klingelton, und die Türen glitten zur Seite. Jefferson und Brogan traten in die leere Empfangshalle.
In einer Ecke plätscherte ein Wasserfall, und aus verborgenen Lautsprechern waren das Rauschen von Regen und das gelegentliche Kreischen tropischer Vögel zu vernehmen.
Ihre Schritte hallten auf dem makellos sauberen Fußboden.
»Hübsche Lobby«, murmelte Jefferson.
»Ja, nicht übel, dieses Dschungel-Ambiente.« Brogan drückte ein grünes Blatt zwischen den Fingern.
»Da wären wir«, sagte Jefferson, als sie zu dem Wasserfall gelangten, und zeigte auf die Tür zu einem weiteren Aufzug, der ins Kellergeschoss führte.
Das Sicherheitsbüro lag am Ende eines langen Gangs mit Wänden aus nacktem, von Rissen durchzogenem Beton. Der Boden wies an manchen Stellen dunkel glänzende Ölflecken auf. An der Decke und an den Wänden verliefen Rohre und Leitungen, erhellt von Neonröhren. Am Ende des Gangs befand sich eine Metalltür mit der schwarzen Aufschrift: ZUTRITT NUR FÜR SICHERHEITSPERSONAL .
Brogan klopfte.
»Herein«, erklang es hinter der Tür.
Das Sicherheitsbüro des Lyerman Building war klein und düster. Eine Wand wurde von Schwarzweißbildschirmen eingenommen, deren flackerndes Leuchten die stärkste Lichtquelle im Raum darstellte. Unterhalb der Monitorwand stand ein langer Schreibtisch mit einem Computer, einem Stapel Entertainment-Magazine, einer offenen Schachtel Doughnuts und ein paar gerahmten Fotos.
Der Name des Dienst habenden Sicherheitsbeamten lautete John Dombey. Seine blaue Uniform spannte über seinem runden Bauch. Auf seinem Hemd waren Spuren von Puderzucker, und die Clip-Krawatte lag ausgezogen auf dem Schreibtisch.
»Ich dachte mir schon, dass Sie zu mir kommen«, sagte Dombey zur Begrüßung, lehnte sich im Stuhl zurück und grinste.
»Sie haben oben auf dem Dach alles im Auge behalten?«, fragte Brogan.
»Na klar. Ihr Jungs gebt mir hier unten eine Menge zu tun.«
Jefferson blickte auf die Überwachungsbildschirme. Zwei zeigten das Dach. Er beobachtete, wie die Assistenten des Coroners den Leichnam in einem Plastiksack auf einer Trage nach draußen brachten. Der Tote war schwer, und die Männer hatten Probleme, ihn über die Bank zu heben. Auf dem zweiten Bildschirm war McKenna zu sehen, die sorgfältig eine Ecke der Bank nach Fingerabdrücken untersuchte.
Brogan zog seinen Palm Pilot aus der Tasche, klappte das Gerät auf und blickte auf die kleine Tastatur.
»Wann hat Ihre Schicht heute Abend angefangen?«, fragte er den Wachmann.
»Kurz vor acht Uhr«, antwortete Dombey.
»Und was ist passiert?«
Dombey zuckte die Schultern. »Nichts Ungewöhnliches. Don Becker war im Dienst. Er hatte die Spätschicht, und ich habe von ihm übernommen. Wir unterhielten uns ein wenig. Gegen zwanzig nach acht, halb neun
Weitere Kostenlose Bücher