Dämon
verstummte.
Draußen im Flur waren Schritte zu hören. Latia blickte von ihrem Drink auf; sie schien ehrlich überrascht.
Die Wohnungstür schwang auf, und eine Stimme rief: »Hallo, Baby. Ich hab ein paar Einkäufe fürs Essen gemacht.«
»Erwarten Sie Besuch?«, fragte Brogan leise.
»Ich hab Fisch eingekauft. Wenn du möchtest, kann ich heute Abend kochen …« Harold Thompson betrat das Wohnzimmer und verstummte, als er die beiden fremden Männer sah.
Alle schwiegen. Lyermans Bodyguard war ein großer, schwerer Mann, dessen massige Gestalt den Türeingang fast ausfüllte. Sein Gesicht wirkte müde, doch seine Augen blickten wachsam. Er gehörte zu der Sorte Mann, die nur selten in eine Schlägerei verwickelt wird. Bei seiner Statur wagten die meisten Typen wahrscheinlich nicht, einen Streit mit ihm vom Zaun zu brechen.
Er hielt zwei große braune Papiertüten in den Armen. Jefferson sah eine Spaghettischachtel aus der einen Tüte ragen.
»Sind Sie Harold Thompson?«, fragte Brogan.
»Ja«, antwortete Thompson nervös. »Und wer sind Sie beide?« Dann, mit einem Blick zu Latia, fragte er: »Alles in Ordnung, Baby?«
»Alles in Ordnung«, antwortete sie.
»Ich bin Detective Jefferson, und das ist Lieutenant Brogan. Wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen.«
»Klar, warum nicht«, sagte Thompson. »Worum geht’s?«
Er drückte sich an den Detectives vorbei in den schmalen Flur und betrat die Küche. Dort stellte er die Papiertüten auf der Arbeitsplatte ab und machte sich daran, seine Einkäufe auszupacken und ordentlich neben dem Kühlschrank aufzustapeln.
»Schießen Sie los«, sagte Thompson, wobei er ein Glas Spaghettisauce nahm und die Kühlschranktür öffnete.
»Sie sind der Bodyguard von Kenneth Lyerman. Ist das zutreffend?«, fragte Brogan.
»Ja.«
»Warum braucht der junge Lyerman einen Bodyguard?«
Thompson zögerte einen Augenblick, während er drei Tomaten in einer seiner riesigen Hände hielt. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, aber er ist der Sohn eines superreichen Mannes, und Leute wie er haben immer Feinde und Neider.«
»Da gibt es noch etwas, das wir merkwürdig finden, Mr Thompson«, begann Brogan.
»Und das wäre?«
»Wir haben gehört, Sie wären deshalb als Bodyguard eingestellt worden, damit der junge Lyerman keine Freundinnen verprügelt. Aber das ist nur ein Gerücht, an dem nichts Wahres ist, habe ich Recht?«
Harold Thompson hielt inne und blickte die beiden Detectives an. Dann beugte er sich zu Latia herüber, flüsterte ihr etwas ins Ohr und küsste sie auf die Wange. Sie nickte und verließ das Zimmer mitsamt ihrem Kool-Aid. Sie ging durch den Flur davon und verschwand hinter der weißen Tür am Ende des Gangs. Jefferson hörte die Geräusche eines Fernsehers.
Nachdem sämtliche Einkäufe auf der Arbeitsplatte lagen, faltete Thompson die braunen Tüten zusammen. »Was hat das alles eigentlich zu bedeuten?«
»Kenneth Lyerman und seine Freundin wurden kurz nach Mitternacht auf dem Dach des Lyerman Building gefunden. Ermordet«, sagte Brogan.
Thompson stieß heftig die Luft aus und schüttelte den Kopf. »Verdammt!«
»Er war ziemlich übel zugerichtet. Schnittwunden am ganzen Körper … wirklich übel«, sagte Brogan und musterte Thompson scharf, um die Reaktion des Mannes einzuschätzen.
Harold packte die Arbeitsplatte mit beiden Händen, dann blickte er auf. »Möchten Sie mit ins Wohnzimmer? Da können wir reden.«
»Ja«, sagte Jefferson.
Die drei Männer gingen in den kleinen Wohnraum. Harold Thompson zog einen Sessel vors Ledersofa und bedeutete den Detectives, Platz zu nehmen. Jefferson setzte sich; Brogan nahm neben ihm Platz.
Harold Thompson setzte sich auf den Sessel gegenüber und ließ den Kopf ein wenig hängen. »Ich wusste von Anfang an, dass der Junge irgendwann Schwierigkeiten kriegt, aber dass er gleich umgebracht wird … Mann, ich hatte nicht die leiseste Ahnung, dass es so weit kommen könnte.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte Jefferson und zückte sein Notizbuch.
»Nun ja, man hört gewisse Dinge. Der Junge hatte beim Super Bowl eine Menge Geld verwettet und Schulden gemacht. Er hat sich mit irgendwelchen Typen angelegt, hat ein Mädchen zusammengeschlagen und ein anderes zur Abtreibung gezwungen. Schlimme Sachen.«
Jefferson zog den Beweismittelbeutel aus der Manteltasche und zeigte Thompson die Marionette. »Haben Sie die schon mal gesehen?«
Harold nahm die Tüte und betrachtete die Puppe
Weitere Kostenlose Bücher