Dämon
kriegt?«
Saint zögerte. Er ließ den Blick durch seine heruntergekommene Wohnung schweifen. Die Farbe blätterte von den Fensterrahmen.
»Also, bist du mit von der Partie?«, wiederholte Five seine Frage.
Im Hörer war plötzlich statisches Rauschen zu vernehmen. Saint lauschte, während das ekstatische Stöhnen nebenan allmählich zu einem erleichterten Seufzen verklang. Er drückte den Hörer an die Lippen.
»Ja. Ich bin dabei.«
Zwanzig Minuten später rollte der schwarze 86er Buick Century vor Saints Apartment an den Straßenrand und wartete mit laufendem Motor. Five saß hinter dem Steuer, ein Bursche namens Q hockte auf dem Beifahrersitz. Saint zwängte sich auf den Rücksitz neben einen großen Teddybären, der noch in seiner Plastikhülle verpackt war.
»He, zerquetsch das Ding nicht!«, sagte Five und wandte den Kopf. »Der ist für den Geburtstag meiner kleinen Tochter!«
Saint schob den Plüschbären auf die andere Seite, wo er in der Ecke saß und ihn aus großen runden Glasaugen anstarrte.
»Wohin fahren wir?«
»Beacon Hill«, antwortete Five, während er am Lenkrad kurbelte und den Wagen auf die nahezu verlassene Straße lenkte.
Q lachte über irgendetwas. Er saß vor Saint und trank Gin aus einer Gatorade-Plastikflasche. Er trug einen schwarz-weißen Overall aus Plastik, der knarzte und raschelte, wenn er die Arme bewegte.
Saint rümpfte die Nase. »Hast du Parfüm aufgetragen, Q?«
Q lachte erneut. »Ja, Mann. Ich fahr hinterher bei ’ner guten Freundin vorbei.«
Auf dem Armaturenbrett zeigten grüne Leuchtziffern, dass es kurz nach neun Uhr war. Q schüttelte den Kopf im Rhythmus eines Songs, den er vor sich hin summte, während er mit den Händen auf die Knie trommelte.
Five fuhr weiter und blickte starr nach vorn.
»Verdammt!«, murmelte Q mit glasigen Augen, beugte sich zu Five hinüber und sagte leise etwas, das Saint trotzdem hören konnte: »Was meinst du, wie viel wir heute Nacht abzocken?«
Five drehte den Kopf zur Seite. »Verdammt, Q, du stinkst aus dem Maul! Musst du so viel saufen?«
Q zuckte die Schultern und lehnte sich im Sitz zurück.
Five beugte sich vor und schaltete das Radio ein. Er drückte die Stationstasten und den Sendersuchlauf. Ein altes Lied erklang, das Saint entfernt an seine Highschoolzeit erinnerte.
»Warum lässt du so einen Mist laufen?«, lallte Q und machte sich seinerseits am Radio zu schaffen.
Saint schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster. Sie fuhren durch Chinatown. Neonreklamen mit rot und orange blinkenden chinesischen Schriftzeichen beleuchteten die Schaufenster. Sie blieben vor einer roten Ampel stehen, und Saint starrte durch die Scheiben eines Schnellimbisses, der um diese Zeit noch geöffnet hatte. Ein einzelner Kellner in weißer Kleidung wischte gemächlich den Boden. Ein zweiter Mann in einem schwarzen Sweatshirt mit übergezogener Kapuze hämmerte von draußen gegen die Scheiben und versuchte, die Aufmerksamkeit des Kellners zu gewinnen.
Die Ampel wechselte auf Grün, und der Wagen setzte sich erneut in Bewegung. Der Schnellimbiss blieb hinter ihnen zurück.
»Wie kommen wir rein?«, fragte Saint.
»Ich kenne jemanden«, antwortete Five.
»Wen?«
»Einen Mann«, antwortete Five ausweichend. »War früher Wachmann im Knast.«
»Ein Wärter? Wieso vertraust du ausgerechnet einem Gefängniswärter?«
»Keine Sorge, der Typ ist in Ordnung. Er ist nicht so, wie du denkst. Er wurde gefeuert, und jetzt muss er sehen, wo er bleibt«, sagte Five. »Er hat gesagt, dass er jedem von uns fünf Riesen zahlt, wenn wir ihm dieses Manuskript heute Nacht beschaffen. Zurzeit hat es ein Anwalt, Thomas Sinatra. Eine Art Kunstsammler. Wir besorgen uns das Manuskript und verkaufen es an Older, plus allem, was wir sonst noch bei Sinatra abstauben … als Zugabe, wenn du verstehst, was ich meine.«
Saint überlegte einen Augenblick. Wenn Five ihnen erzählte, dass für jeden fünf Riesen heraussprangen, waren es in Wirklichkeit wahrscheinlich zwanzig. Five hatte die Angewohnheit, den Löwenanteil alleine einzustreichen.
Q beugte sich vor, griff unter den Sitz und zog einen Gegenstand aus schwarzem Metall hervor, der im Licht der Straßenlaternen dumpf schimmerte. Er streichelte das Metall mit der freien Hand. Es war eine Beretta 9 mm.
Saint starrte aus dem Fenster und tat, als hätte er es nicht gesehen.
»Mann, leg die Kanone weg!«, sagte Five und drückte auf Q’s Unterarm, bis die Waffe unterhalb der Wagenfenster war. »Willst du,
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