Dämon
Reggie. Die Luft wurde stickig vor Staub, und Reggie hielt die Hand vor den Mund, als könne er den Dreck zwischen den Fingern filtern.
Draußen hämmerte irgendetwas wütend gegen die Tür in dem Versuch, sich Zutritt zu verschaffen.
»Gott im Himmel, hilf mir«, flüsterte Reggie panikerfüllt. »Bitte, hilf …«
Er zog den Abzug der 38er Special durch, und die Kugeln prallten als Funken sprühende Querschläger von der Metalltür des Mausoleums ab.
Das Hämmern draußen hielt an. Der obere Teil einer Türhälfte bog sich plötzlich mit metallischem Kreischen nach innen. Helles Mondlicht strömte ins Innere und bildete einen Fleck auf dem Boden. Das Licht erlosch unvermittelt, als eine Gestalt den Kopf durch die Öffnung steckte. Reggie wimmerte leise, als er in die gelben Augen starrte.
Das Maul der Kreatur war zu einem triumphierenden Grinsen verzerrt.
Reggie hatte noch eine Kugel in der Trommel. Er setzte die Mündung der 38er an seine Schläfe und spürte das kalte Metall auf der Haut.
Dann riss er den Abzug durch.
Detective Jefferson blinzelte schläfrig, als die Sonnenstrahlen durch die Schlitze in der Jalousie fielen. Er setzte sich auf und zog sie hoch, sodass Sonnenlicht das Zimmer durchflutete. Draußen erhoben sich die Gebäude der Stadt. Eine sanfte Brise wehte durch das halb offene Fenster, und unten im Park auf der anderen Straßenseite hörte Jefferson das Lachen von Baseball spielenden Kindern und das gelegentliche metallische Geräusch, wenn ein Schläger den Ball traf. Er packte die Fernbedienung auf dem Nachttisch und schaltete den kleinen Fernseher auf der anderen Seite des Zimmers ein.
Eine freundlich blickende Blondine erschien auf dem Schirm und verlas die nachmittäglichen Nachrichten von Channel Ten. Jefferson tappte auf nackten Füßen und in Boxershorts über den Teppich in die Küche. Er nahm Milch aus dem Kühlschrank und Frühstücksflocken aus dem Regal und setzte sich damit an den Tisch, während er geistesabwesend den Nachrichten lauschte.
»… treffen sich erneut in einer Woche, um die Maßnahmen zu diskutieren. Boston. Auf dem Dach des Lyerman Building wurden die Leichen eines Mannes und einer Frau gefunden.« Es folgte ein kurzer Clip aus einem Helikopter. Jefferson sah die Spitze des Lyerman Building im Licht der Scheinwerfer der Spurensicherung. Er sah Brogan, wie er sich über eine der Leichen beugte. Die Aufnahme musste gemacht worden sein, bevor Jefferson am Tatort eingetroffen war. »Die Leichen wurden gestern Nacht entdeckt. Die Todesursache ist bisher nicht bekannt«, fuhr die Sprecherin fort. Der Bildausschnitt wechselte, und im nächsten Augenblick waren zwei Männer zu sehen, die eine der Leichen auf einer Trage ins Heck eines Krankenwagens schoben. Jefferson sah sich selbst im Hintergrund mit Brogan reden.
»Heute Morgen wurde in Boston ein bisher nicht identifizierter männlicher Toter auf dem Granary-Friedhof aufgefunden. Bisher ist der Presse lediglich bekannt, dass das Opfer ein Schwarzer im Alter von zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren ist. Weitere Informationen liegen zurzeit noch nicht vor.«
Jefferson blickte von seinen Frühstücksflocken auf und starrte auf den Bildschirm.
»Damit kommen wir zu unserer dreiteiligen Reportage über Gewaltverbrechen und Waffenkontrolle in der Stadt …«
Jefferson schaltete den Fernseher aus und warf einen Blick auf die Uhr. Das Telefon läutete.
»Hast du die Nachrichten gesehen?«
Es war Brogan.
»Ja. Wir haben einen weiteren Leichnam, stimmt’s?«
»Sieht so aus. Er wurde heute Morgen entdeckt. Sieht genauso aus wie die beiden auf dem Dach des Lyerman Building. Wie es heißt, interessiert das FBI sich für die Geschichte.«
»Handelt es sich um einen Serienmörder?«
»Sieht ganz danach aus.«
»Warst du schon am Tatort?«
»Nein, ich bin gerade erst ins Büro gekommen. Ich fahre bald rüber. Möchtest du, dass ich auf dich warte?«
»Ja. Ich bin in dreißig Minuten da.«
»Lass dir Zeit. Der Bursche ist eh schon tot.«
Zwanzig Minuten später bog Jefferson auf den Parkplatz der Hauptwache des achten Bezirks ein. Das Gebäude bestand zur Gänze aus weißen Granitblöcken, und über die breite Fronttreppe strömten unablässig Menschen hinein und hinaus.
In der Eingangshalle eilten übernächtigte Polizeibeamte umher; Prostituierte in kurzen Röckchen und zerrissenen Nylons flanierten an Jefferson vorbei, in den Händen noch nicht angesteckte Zigaretten. Sie schoben die Tür nach draußen auf,
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