Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
unten.«
    Reggie gehorchte, drehte sich langsam um und beugte sich über die hohe Rückenlehne der Parkbank. Er spürte, wie er abgetastet wurde, wie Hände über seine Taschen und an seinen Beinen entlang nach unten glitten. Dann strichen die Hände über seine Arme. Als sie seine nackten Handgelenke berührten, zuckte Reggie zusammen, so kalt war die Haut des Cops. Es fühlte sich an wie nasser Seetang.
    »Du irrst dich, Reggie«, sagte der Cop. »Ich weiß alles über dich. Trotzdem will ich dir eine Frage stellen. Hattest du jemals Angst da draußen?«
    »Wo draußen?«
    »Im Knast«, antwortete der Cop. »Hattest du jemals Angst?«
    Reggie dachte unwillkürlich an das Blade-Gefängnis. An das Loch. An das Etwas, das dort unten auf ihn gelauert hatte … das sie alle gejagt hatte. Woher wusste der Cop davon? Niemand wusste davon, außer den Sträflingen, die dort gewesen waren, und den Wächtern. Und woher wusste dieser Cop überhaupt so genau, wer Reggie war? Reggie besaß ein gutes Gedächtnis für Gesichter und hätte den Cop bestimmt erkannt. Außerdem sah er gar nicht wie ein richtiger Cop aus. Hätte er nicht die Uniform getragen – Reggie hätte ihn für einen seiner Kunden gehalten.
    »Hattest du Schiss?«, kam die Frage erneut, und die Stimme des Cops nahm einen aufgeregten Unterton an.
    »Ja«, flüsterte Reggie.
    Er stand immer noch über die Bank gebeugt und blickte auf die beiden eiskalten Hände, die ihn weiterhin abtasteten. Die Nägel waren lang und schmutzig, die Finger fleckig von Blut.
    Blut!
    Überrascht riss Reggie den Kopf hoch und reckte den Hals, um nach hinten zu sehen. In diesem Moment packte ihn etwas und zwang seinen Kopf wieder nach unten. Hinter sich hörte er ein gurgelndes Kichern.
    »Hast du was in deinen Schuhen oder Taschen oder der Unterhose?«, fragte eine leise Stimme.
    »Nein, Sir«, antwortete Reggie zitternd.
    Hinter ihm ertönte ein seltsames Geräusch.
    »Was …« Reggie stemmte sich hoch und fuhr herum.
    Der Cop starrte ihn an. Seine geschwollenen Augen waren plötzlich blutunterlaufen. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick explodieren. Sein Gesicht wurde dunkler, und die schlaffe Haut seiner Wangen zuckte wie die Flanken eines nervösen Pferdes. Reggie trat einen Schritt zur Seite, weg von der Bank, und beobachtete, wie die Augen des Cops sich für einen Moment nach oben verdrehten, bis nur noch das Weiße zu sehen war.
    »O Gott«, flüsterte Reggie und starrte offenen Mundes auf den Cop, der plötzlich ruckhaft den Kopf drehte und Reggie wieder anstarrte.
    Voller Panik rannte Reggie los.
    Er bewegte sich so schnell er konnte, rannte über den Hang und brach durch die Bäume zur Straße. Vor ihm tauchten die Laternen den Bürgersteig in helles Licht. Die Bars und Geschäfte hatten längst geschlossen, die Fenster waren dunkel. Das Gras war nass vom nächtlichen Tau; Reggie spürte, wie Feuchtigkeit in seine Schuhe drang. Gehetzt blickte er über die Schulter: Der Cop kam zielstrebig hinter ihm her, mit mechanisch schwingenden Armen und starr nach vorn gerichtetem Kopf. Der starre Blick der gelben Augen verfolgte Reggie.
    Reggie erreichte die Straße und sah einen Wagen auf sich zukommen, einen grünen Toyota. Er rannte auf die Fahrbahn und schwenkte wild die Arme über dem Kopf. Der Toyota beschleunigte, und Reggie musste zur Seite springen. Als der Wagen vorbeijagte, erhaschte Reggie einen flüchtigen Blick auf eine Frau mit hagerem Gesicht, die verkrampft hinter dem Steuer saß. Reggie prallte unsanft gegen einen parkenden Jeep und prellte sich das Steißbein. Schmerz durchzuckte ihn.
    Er rannte zwischen parkenden Fahrzeugen hindurch und über den leeren Bürgersteig, bis das schwere Eingangstor des Granary-Friedhofs dunkel vor ihm aufragte. Das Tor aus dicken Eisenstäben war verschlossen, doch Reggie kletterte an den Stäben nach oben und schwang sich hinüber. Seine Jacke verfing sich in einer der scharfen Spitzen, und er landete mit der Schulter voran auf der anderen Seite. Schwerfällig rannte er übers Gras, während ringsum die Nacht hereinsank. Dunkelheit erfüllte jeden Spalt und jede Ritze zwischen den Grabsteinen des kleinen alten Friedhofs und breitete sich über das Gras hinweg bis hin zum Mausoleum aus.
    Als Reggie mit dem Dealen im Park angefangen hatte, hatte er einen Gegenstand auf diesem Friedhof versteckt. Er hoffte inständig, dass dieser Gegenstand noch da war, und seine Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Da war sie, die silberne 38er

Weitere Kostenlose Bücher