Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
Special. Unter einem kleinen Stück Rasen hinter dem Grabstein von Eleazar Johnson, 1783–1836. Schwer atmend und dicht an den Boden gekauert wartete Reggie, während er den Blick langsam über den Friedhof schweifen ließ.
    Niemand zu sehen.
    Die alten Grabsteine standen krumm und schief im bleichen Mondlicht, während vereinzelte Wolken über den Nachthimmel trieben wie die geblähten Segel von Schiffen.
    Aus dem Augenwinkel erhaschte Reggie eine Bewegung. Ein kurzer Blick auf etwas, das zwischen den Gräbern umherhuschte – dann war es verschwunden.
    Langsam ging Reggie rückwärts, die Pistole schussbereit erhoben. Da war die Bewegung wieder, erneut rasch und flüchtig, bloß ein schwarzer, verschwommener Schatten, der Reggies eigene Bewegungen nachzuahmen schien. Reggie blieb stehen und starrte angestrengt in die Dunkelheit. Die 38er Special in seiner Hand verlieh ihm ein wenig Mut.
    Er neigte den Kopf und spähte in die graue Dunkelheit des Friedhofs. Die schiefen Grabsteine leuchteten im Mondlicht, während die Flächen dazwischen mit rabenschwarzer Dunkelheit erfüllt waren. Selbst wenn man genau hinsah, war kaum etwas zu erkennen.
    »He, ich hab ’ne Kanone!«, sagte Reggie laut. »Willst du immer noch weitermachen?«
    Der Friedhof lag still da, totenstill.
    Reggie zuckte zusammen und hätte beinahe die Waffe fallen lassen. Eine Gestalt stand reglos auf der anderen Seite des Friedhofs und beobachtete ihn. Reggie beugte sich vor, starrte angestrengt in die Dunkelheit. Die Gestalt trug keine Uniform.
    »Was ist?«, rief Reggie. »Was willst du?«
    Die Gestalt rührte sich nicht.
    Reggie warf einen Blick zurück durch den schmiedeeisernen Zaun zur Straße. Keine Spur von dem Cop, der ihn verfolgt hatte. Er drehte sich wieder zu der Gestalt um und bemerkte, dass sie näher gekommen war. Für einen Augenblick drohte Panik ihn zu überwältigen; er wünschte sich sehnlichst, er hätte sich nicht so weit von der Straße entfernt. Wieder schaute er zu der Gestalt hinüber. Sie war noch näher gekommen.
    Irgendetwas stimmte nicht … der Schatten war seltsam verzerrt und verdreht, die Arme lang und spitz zulaufend, die Knie nach innen gebeugt. Reggie wich einen Schritt zurück, und die Gestalt trat einen Schritt vor.
    »Hör mal, ich weiß nicht, wer du bist, aber ich rate dir zu verschwinden.«
    Die Gestalt näherte sich unbeirrt weiter, folgte Reggie mit kurzen, roboterhaften Bewegungen und ohne jedes Geräusch, wobei sie immer schneller wurde, bis sie rannte. Reggie hob die Waffe mit beiden Händen und drückte ab. Ein Ruck ging durch die Gestalt, doch sie näherte sich weiter. Reggie feuerte erneut und verfehlte diesmal sein Ziel. Die Ecke eines Grabsteins explodierte in einer Staubwolke und winzigen Steinsplittern, als die Kugel einschlug.
    Die Gestalt huschte durch eine Lücke zwischen zwei Bäumen und war für einen Moment im vollen Mondlicht zu sehen. Zum ersten Mal erkannte Reggie, was da auf ihn zukam. Er schrie vor Entsetzen und wandte sich zur Flucht.
    Hinter ihm erklang ein kurzes, leises Aufheulen, und Sekundenbruchteile später spürte Reggie einen stechenden Schmerz in der Schulter. Im Vorwärtsfallen stolperte er über eine Grabumrandung und landete mit dem Gesicht zuerst in der nassen Erde. Ein gewaltiges Gewicht drückte auf ihn, und er spürte stinkenden heißen Atem im Nacken.
    Reggie schloss die Augen, streckte die Hand nach hinten und betätigte blind den Abzug seiner 38er. Er hörte die Kugeln in Fleisch einschlagen. Noch während er am Boden lag, verschwand das Gewicht von seinen Schultern. Reggie sprang auf und rannte los. Grabsteine huschten vorüber, während er fieberhaft nach einer Stelle suchte, an der er sich verstecken konnte. Er gelangte auf einen Teil des Friedhofs, auf dem Krypten standen, niedrige steinerne Gebäude. Er bewegte sich tiefer hinein in das Labyrinth aus kleinen Bauwerken; dann duckte er sich und drückte sich zwischen zwei steinernen, trompetenblasenden Engeln hindurch. Hinter Reggie ertönte ein dumpfes Grollen, und im Gras zu seiner Rechten vernahm er Schritte. Tief am Boden tastete er sich vorwärts, immer an der Wand des Mausoleums entlang. Vor ihm erstreckte sich der Friedhof, und Reihen um Reihen von Grabsteinen ragten in den Himmel wie die Reißzähne eines Ungeheuers.
    Reggie erreichte die Vorderseite des Mausoleums, wo im Zentrum eine schwere, zweiflügelige Metalltür eingelassen war. Erneut erklangen die Schritte zwischen den Grabsteinen.
    Dieses Etwas

Weitere Kostenlose Bücher