Dämon
Fuß.
In einer Ecke des Friedhofs stand eine Gruppe von Männern in Anzügen.
»Sie haben die Leiche da drüben bei den kleinen Bauwerken gefunden«, sagte Brogan und zeigte in die Richtung. »Sieht aus, als hätte sich das Opfer in einer der Bauten versteckt. Wie heißen die Dinger noch mal?«
»Mausoleen.«
»Ja. Jedenfalls haben sie den Toten in einem dieser kleinen Gebäude gefunden. Wie ich schon sagte – er hat sich wahrscheinlich dort versteckt, auf der Flucht vor irgendjemand. Hatte aber kein Glück«, fügte Brogan hinzu, während er auf das betreffende Mausoleum zeigte.
Selbst aus der Entfernung bemerkte Jefferson das klaffende dunkle Loch in der Stirnseite des Bauwerks, wo die Tür zertrümmert worden war.
»Jefferson und Brogan!«, rief unvermittelt eine weibliche Stimme. »Welch eine Überraschung, Sie beide zu treffen!«
McKenna stand neben einem der Grabsteine. Sie trug Latex-Handschuhe und hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Erneut überkam Jefferson das vertraute Gefühl, sie von irgendwoher zu kennen. Vielleicht war es auch nur Wunschdenken. McKenna stand den beiden Männern gegenüber und schirmte die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab.
Sie war die schönste Frau, die Jefferson jemals persönlich kennen gelernt hatte, und das sagte er auch zu Brogan.
»Ganz deiner Meinung, Kumpel«, erwiderte Brogan. »He, McKenna!«, rief er über die Gräber hinweg, während sie sich näherten. »Wenn ich jetzt niedergeschossen würde, was Gott verhüten möge, wünsche ich mir, dass Sie, und nur Sie, meine Leiche überall nach Spuren abtasten.«
McKenna kicherte. »Sie beide kommen gerade rechtzeitig. Die Party fängt jeden Augenblick an. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass Sie’s nicht schaffen.«
»Was haben Sie bisher?«, fragte Jefferson.
»Wir haben einen Toten, ein junger männlicher Schwarzer namens Reginald Tate, zweiundzwanzig Jahre. Einer der Streifenbeamten, die den Anruf entgegengenommen haben, hat ihn sofort erkannt.«
Brogan blickte McKenna an. »Reggie hat’s erwischt? Netter Junge. Okay, er hat Drogen genommen, war aber kein schlechter Kerl. Ich hab ihn letztes Jahr vor Gericht kennen gelernt.«
McKenna nickte. »Wir haben ihn heute Morgen gefunden und versuchen seither, seine Eltern aufzuspüren, bevor die Medien Wind von der Sache kriegen. Wir haben seinen Piepser überprüft; die letzte Nummer war von einer Laura Ginsberg aus South Boston. Wir haben sie bisher nicht überprüft, aber ich bin sicher, sie ist entweder seine Freundin oder eine Schwester.«
»Glauben Sie, der Mord hat mit Drogen zu tun?«, fragte Jefferson.
McKenna sah ihm in die Augen, und auf ihrem Gesicht stand ein merkwürdiger Ausdruck. Sie zögerte, bevor sie antwortete. »Nein … es war irgendetwas anderes.« Sie schien fortzufahren wollen, doch dann sagte sie nur: »Sie werden sehen.«
»Haben Sie Geld bei ihm gefunden?«
»Ja. Gut siebenhundert Dollar«, antwortete McKenna.
Brogan pfiff durch die Zähne. »Siebenhundert! Reggie war anscheinend auf dem Weg nach oben. Nicht schlecht für eine Nacht.«
»Wie ist er gestorben?«, fragte Jefferson.
McKenna stieß einen leisen Seufzer aus und wandte sich zum Mausoleum um. »Das ist das Merkwürdige an der Sache. Sieht aus, als hätte er Selbstmord begangen.«
»Selbstmord?«, fragte Brogan verblüfft. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Er hat eine Schusswunde im Kopf, Eintrittspunkt rechte Schläfe. Wir haben die Waffe neben ihm gefunden, eine 38er Special.«
»Eine 38er Special an der Schläfe? Das muss ein hässliches Loch gegeben haben«, sagte Brogan.
»Wir wissen noch nicht, ob es wirklich Selbstmord war«, sagte McKenna. »Die Ballistik muss noch ermitteln, mit welcher Waffe er getötet wurde, aber ich vermute, die Ergebnisse werden auf die 38er Special hindeuten, die wir gefunden haben, und die Waffe wird mit seinen Fingerabdrücken übersät sein. Was allerdings hinterher mit ihm passiert ist, war ganz bestimmt nicht sein eigenes Werk … Sie werden ja sehen.«
Jefferson war verwirrt. Warum sollte Reggie die ganze Nacht arbeiten und siebenhundert Dollar kassieren, um anschließend auf einen Friedhof zu gehen und sich den Schädel wegzupusten? Brogan dachte allem Anschein nach das Gleiche.
»Warum sollte er Selbstmord begangen haben?«, fragte er. »War er allein?«
McKenna schüttelte den Kopf. »Nein, eindeutig nicht. Alles deutet darauf hin, dass er gejagt wurde.«
McKenna wies auf ein älteres Paar,
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