Daemonen des Lichts
feiern – und dann werden die sich von ihnen nähren}« Vor Kummer und Ekel klang ihre Stimme ganz rau.
Nate schüttelte den Kopf. »Die ankommenden Engel werden sich nicht sofort nähren. Diese Welt wird völlig neu für sie sein und sie werden eine Weile brauchen, um zur Ruhe zu kommen und sich zu akklimatisieren … doch dann wird es losgehen. Aber es stimmt schon, der Gedanke an die Menschenmassen, die entzückt die Ankunft der Engel feiern, ohne zu ahnen, was ihnen blüht, hat etwas Obszönes.«
Angespannt runzelte Alex die Stirn, während er versuchte, sich die Szene auszumalen. »Wie sollen sie die Engel sehen, wenn die sich nicht nähren werden?«
Nate schnaubte. »Zu diesem besonderen Anlass«, sagte Nate, »werden die Engel ihre Energiefrequenz herabsetzen, während sie durch die Kathedrale fliegen – das heißt, das Publikum wird sie sehen können, wenn sie eintreffen. Sie freuen sich nämlich schon auf den Jubel.«
Jubel. Alex schleuderte den Flyer auf den Tisch. Ihm war Übel.
»Diese Welle und alle weiteren, die noch in Planung sind, dürfen nicht stattfinden«, sagte Sophie. »Wir hatten auch so schon Mühe, uns gegen die Engel zu wehren. Wenn jetzt noch mehr dazukommen, und das in solchen Massen, kämpfen wir auf verlorenem Posten – die menschliche Gesellschaft, wie wir sie kennen, wird vermutlich in zehn Jahren verschwunden sein.«
Von Willow kam ein leises Geräusch. Alex drückte kurz ihre Hand und sah wieder zu Nate. »Und wie sieht der tolle Plan der Engel aus?«, fragte er heiser. »Wenn ihr die Menschen mit dem Angelburn-Syndrom infiziert, wovon wollt ihr dann leben, wenn sie alle gestorben sind?«
Der Engel schien nur widerstrebend zu antworten. »Solange die Menschen Kinder bekommen, stehen den Engeln frische Energiequellen zur Verfügung. Ich glaube, es gibt bereits Pläne, die Gläubigen zu ermuntern, mehr Nachwuchs zu bekommen.«
Das passte. Alex schnitt eine Grimasse, war aber nicht überrascht. Willow an seiner Seite war blass geworden. Ihre grünen Augen waren vor Entsetzen geweitet.
»Wie schon gesagt, das darf nicht passieren«, schaltete Sophie sich ein. »Wir müssen es um jeden Preis verhindern. Das ist unsere einzige Hoffnung.«
»Wie?«, fragte Alex nach einer Pause. »Gibt es irgendeine Möglichkeit?«
Die Atmosphäre im Raum schien sich zu verändern, als Nate und Sophie einen Blick wechselten. Plötzlich wusste Alex ohne jeden Zweifel, dass ihm ihr Vorschlag, wie auch immer er lautete, nicht gefallen würde.
Nate sagte langsam: »Unsere Welten sind durch eine dünne … Wand, könnte man wohl sagen, voneinander getrennt. Solange nur eine geringe Anzahl von Engeln sie auf eigene Faust durchquert hat, blieb sie relativ stabil – ihr Energiefeld wurde durch eine Durchquerung zwar kurz gestört, konnte sich danach aber stets regenerieren. Ein Exodus von diesen Ausmaßen ist allerdings etwas vollkommen anderes. Damit mehrere Hunderttausend Engel die Wand in kurzer Zeit passieren können, ohne sie komplett zu zerstören, muss ein spezieller Durchlass – eine Pforte – geschaffen werden. Während der zwanzig Minuten, die es dauern wird, bis alle hindurchgeflogen sind, wird die Wand extrem instabil sein – die ganze Aktion ist eine ziemlich heikle Angelegenheit.«
»Es ist vorgesehen, dass sich die Pforte morgen Abend um sechs Uhr in der Hauptkathedrale der Church of Angels öffnen wird, zwei Stunden nach Beginn des Gottesdienstes«, bemerkte Sophie und deutete auf den Flyer. »Wir haben jemanden in der Kirche, der uns hilft – wir kennen sämtliche Einzelheiten, unter anderem die exakte Position der Pforte.«
»Richtig«, sagte Nate. »Und wir glauben … wenn die Pforte genau in dem Moment von außen gestört wird, während sie sich öffnet, dann wird das eine Kettenreaktion auslösen, die sie so schwer beschädigt, dass sie unbrauchbar wird. Das heißt, sie wird sich schließen und den Engeln den Weg in diese Welt versperren. Sie werden in ihrer Welt bleiben müssen.«
Alex hörte zu und schlug sich mit der Faust aufs Knie. »Und wie genau sieht so eine Störaktion aus?«
Anstelle einer Antwort streckte Nate die Hand nach Willow aus. »Darf ich?«, fragte er.
Nach anfänglichem Zögern legte sie ihre Hand in seine. Nate schloss kurz die Augen. Hinter seinen Lidern nahm Alex Bewegungen wahr, als ließe Nate den Blick über unsichtbare Bilder gleiten. Als er Willows Hand schließlich wieder losließ, saß er da und schaute sie eine Zeit lang stumm
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