Daemonen kuesst man nicht
machen. Als ich erkannte, dass keine weiteren Dämonen mich angriffen, sprang ich auf die Füße.
Außer Max, der selbstzufrieden grinste, befand sich kein lebendes, atmendes Wesen auf dem Korridor. »Das habe ich mir gedacht«, erklärte er.
Mein Adrenalinspiegel schoss in die Höhe. »Was, zum Teufel, soll das?«, wollte ich wissen. Ich hätte am liebsten losgeschrien, gegen die Wand geboxt und ihn gewürgt.
»Ich musste mich vergewissern, dass du das bist, was ich von dir gedacht habe«, erwiderte er schlicht.
Oh. Ja, klar. Natürlich. »Und wenn ich es nicht gewesen wäre?« Oder wenn ich einen schlechten Tag gehabt hätte? Oder meine Finger vor Schweiß zu feucht gewesen wären? Oder wenn ich zum falschen Zeitpunkt geniest hätte?
»Dann wärst du jetzt tot.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist ein Krieg, Lizzie. Und ich habe vor, ihn zu gewinnen.«
Ich hätte am liebsten losgebrüllt, als ich meinen Schleuderstern in den Gürtel zurücksteckte und Max dabei nicht aus den Augen ließ.
»Das war mein mächtigster Gefangener.« Er stieg mit genau bemessenen Schritten über die auf dem Betonboden verstreute Asche. »Du bist gut«, bemerkte er, als hätten wir gerade eine Runde Golf gespielt.
»Und du bist ein Arschloch.«
»Mag sein, aber ich bin noch am Leben.«
Dass ich ihn auf diese Weise angegriffen hatte, schien den Mann zu belustigen. Offenbar hing er schon zu lange mit weiblichen Dämonen herum. Was auch immer er von mir wollte, er würde mich ab sofort sehr nett darum bitten müssen.
»Bist du bereit?«, fragte er.
Ich wurde misstrauisch. »Wofür?«, blaffte ich ihn an und griff nach meinem letzten Stern.
»Ich habe noch mehr Zellen abgesperrt. Darin befinden sich siebzehn Dämonen. Willst du es mit ihnen aufnehmen oder mir etwas von deinem Zwilling erzählen?«
O Mann. »Du gibst wohl nie auf, oder?«
Er warf mir einen todernsten Blick zu. »Wir befinden uns im Krieg, Lizzie.«
»Ausgezeichnet«, brüllte ich. Wenn wir ihn in dieser Welt
nicht mehr brauchten, dann würde ich ihn persönlich mit einem Schleuderstern erledigen.
Ich atmete tief durch. Beruhig dich. Vergiss, dass er dir einen Dämon auf den Hals gehetzt hat, der deine Seele stehlen wollte.
Zum ersten Mal in meinem Leben verspürte ich das Bedürfnis, einen anderen Menschen zu schlagen. Es würde guttun, das wusste ich. Aber das war nicht ich. Nichts von alldem war ich. Was tat ich in der Vorschule, wenn ich mich beruhigen musste? Ich zählte bis zehn.
»Was tust du da?«, wollte er wissen
»Ich zähle bis zehn«, schrie ich.
»Oh.« Er grinste breit. »Das scheint zu wirken.«
Ich ignorierte ihn und beschloss, mit der Wahrheit herauszurücken. Und wehe, er würde sie mir nicht glauben. »Ich bin nicht als Dämonenkillerin geboren worden«, fing ich an.
»Aber du bist die erhabene …«
»Halt den Mund und lass mich ausreden!« Herrje, kein Wunder, dass dieser Typ sich mit weiblichen Dämonen verabreden musste.
Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen. »In jeder dritten Generation werden in meiner Familie Zwillinge geboren, die Dämonenkiller sind«, erklärte ich.
»Natürlich. Du und …«, warf er ein.
»Ich und niemand. Nimm meine Mutter und meine Tante«, verbesserte ich ihn. »Und während die großartige Familie meiner Mutter sie aufzog, ihr Liebe schenkte und aus der ganzen Welt Lehrer für sie einfliegen ließ, um ihr alles beizubringen, was sie wissen musste, verbrachte sie ihre Zeit damit, sich einen Weg zu überlegen, wie sie sich abseilen konnte.«
»Davon hatte ich keine Ahnung.«
»Jetzt weißt du es«, erwiderte ich. Es fiel mir schwer, meinen Zorn zu unterdrücken. »Meine Tante Celia starb einen Heldentod, während meine Mutter ihre Kräfte auf mich übertrug,
mich zur Adoption freigab und hoffte, dass damit unsere Linie aussterben würde.« Mein Zorn richtete sich nun gegen meine Mutter. »Bis auf die bedauernswerten Dummköpfe ein paar Generationen weiter, die ihre Urenkel wären. Nicht dass sie das irgendwie kümmern würde.«
Max beobachtete mich aufmerksam. »Es muss ein großer Schock für dich als Kind gewesen sein, als du von unserer Existenz erfahren hast.«
Wie wäre es mit letztem Monat. Aber das wollte ich ihm jetzt nicht verraten.
»Und du hast keine Zwillingsschwester«, sagte er langsam.
»Genau das habe ich dir zu sagen versucht«, erklärte ich ihm ungnädig. »Wie wäre es, wenn du mir jetzt etwas verraten würdest?« Ich rieb mir die Schulter, mit der
Weitere Kostenlose Bücher