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Daemonen kuesst man nicht

Daemonen kuesst man nicht

Titel: Daemonen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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ich gegen die Wand geprallt war. »Was, um alles in der Welt, tust du hier unten? Du scheinst nicht der Typ zu sein, der Gefangene nimmt. Warum lässt du diese Dinger am Leben?«
    Er musterte mich, als würde er überlegen, was er preisgeben sollte. Wenn ich an meine Hilfe bei der Dämonenüberraschung dachte, die er mir soeben geboten hatte, sollte er jetzt besser die Fakten auf den Tisch legen.
    »Als ich noch jünger war, handelte ich oft vorschnell.«
    Im College hatte ich eine Freundin, die ewig brauchte, um auf den Punkt zu kommen, aber dieser Typ schlug sie um Längen. »Die kurze Version, bitte«, warf ich ein und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. Diese Dinger würden auf keinen Fall noch einmal auf mich losspringen.
    Max überlegte einen Moment lang. »Vielleicht sollten wir uns an einen gemütlicheren Ort begeben«, schlug er dann vor. »Komm mit. Mein Quartier ist gleich nebenan.«
    Ich hätte nicht überraschter sein können, wenn ein Dämon aus einer der anderen Türen sich auf mich gestürzt hätte. »Du lebst hier bei ihnen?«
    Er gab mir keine Antwort, sondern führte mich zu einem alten Wärterraum, der zu einem Schlafzimmer umfunktioniert worden war. Zumindest nahm ich das an, als ich die Pritsche und den Stapel Dosen mit Hühnersuppen mit Nudeln von Campbell’s sah. Der Mann lebte wie ein Mönch. Sein schmales Feldbett aus Militärbeständen war an die hintere Wand geschoben. Darunter befand sich eine Stahlkassette. Alles andere in dem schäbigen Raum schien nicht Max zu gehören. Ich konnte nur hoffen, dass er noch irgendwo eine Wohnung besaß.
    Das Feldbett quietschte unter seinem Gewicht, als er sich darauf niederließ. Ich zog den alten Aluminiumtisch aus der Ecke hervor, pflanzte mein Hinterteil auf einen Papierstapel, lehnte mich mit dem Rücken an die Wand und wartete darauf, dass er zu sprechen begann.
    »Ich habe den Kampf mit achtzehn Jahren aufgenommen«, erklärte er und verschränkte die Hände. »Eher hat er es mir nicht erlaubt.«
    »Wer?«
    »Mein Aus bilder«, erwiderte er ehrfürchtig. »Mein Mentor.«
    Großartig. Er hatte einen Freund. »Wird er heute Abend hierherkommen?«
    »Nein.« Max stand auf und ging ein paar Schritte von seinem Feldbett bis zu einer Landkarte an der Wand. »Sie haben ihn vor einigen Jahren umgebracht«, fuhr er fort und starrte geistesabwesend auf die Karte. Anhäufungen von roten und grünen Stecknadeln bedeckten die Karte wie eine makabere Weihnachtsdekoration.
    »Sind das die Getöteten?«, fragte ich.
    Er nickte. »Und die Gefangenen. Wir haben gemeinsam gekämpft.«
    Was für eine Kreatur war dieser Mentor? »Er hat dir beigebracht, das zu tun?«
    Max warf mir einen Blick zu, mit dem er mich an die Wand hätte nageln können. »Ich brauchte keine Ausbildung, um töten zu können.«
    Ich erstarrte. Dieses Eingeständnis versetzte mir einen Schock. Ich konnte nicht begreifen, wie jemand ohne Gewissensbisse töten konnte. Bedauern war unabdingbar. Wenn man es sich zum Ziel setzte, ein anderes Lebewesen auszulöschen, war man ein Monster.
    Doch dann regte sich tief in meinem Inneren eine schreckliche Erkenntnis. Ich bedauerte es nicht, dass er im Pure diesen Dämon getötet hatte. Das bedeutete, dass es eine übernatürliche Heuschreckenplage weniger gab. Und wenn ich es mir recht überlegte, bedauerte ich es auch nicht, dass ich letzte Woche den Dämon der fünften Ebene getötet hatte oder das grässliche Monster dort draußen im Korridor. Wenn ich nicht besser war als Max, wozu machte mich das?
    »Warum tötest du sie nicht?«, wollte ich wissen.
    »Das kann ich nicht«, erklärte er schlicht. »Es sind zu viele.«
    Er zögerte  – kaum merklich, aber ich spürte es. »Was noch?«
    Unsere Blicke trafen sich. Max überlegte, ob er das Risiko eingehen sollte, es mir zu sagen. Und ich fragte mich, ob es noch schlimmer kommen konnte. Aber ohne alle Fakten zu wissen, würde ich mich auf nichts mehr einlassen. Nie wieder.
    »Sag es mir, oder ich verschwinde von hier«, drohte ich. Er hatte nach mir gesucht. Er brauchte mich. Und das würde ich mir jetzt zunutze machen. Verflixt, das war alles, was ich in der Hand hatte.
    Er zog einen roten Schleuderstern hervor, langsamer als zuvor. Trotzdem sah ich das als Bedrohung an. Ich zückte blitzschnell ebenfalls einen meiner Sterne. Die Klingen schimmerten pinkfarben in dem fluoreszierenden Licht unseres fragwürdigen Refugiums.
    Max grinste selbstgefällig. »Ich könnte dich schneller töten, als du

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