Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
als sie auf die Welt gekommen war. Da erbei seiner Mutter lebte, hatte sie ihn immer nur auf Familienfesten und im Sommer in Sandfern getroffen, und seit ihre Mutter Selma das Familienweingut im Hunter Valley übernommen hatte, sogar noch seltener.
    Nun konnte sie Sörenschlecht vorwerfen, dass er ihre Erwartungen an einen großenBruder nicht erfüllte. Dass er die Villa trotz seiner Versprechen hatte verkommen lassen, stand auf einem anderen Blatt,aber das wollte sie gern mit ihm klären, wenn er vor ihr stand.
    »Wir können morgen zum Frühstück ein Picknick im Garten veranstalten. Den musst du dir unbedingt ansehen: Da gedeihen die schönsten Blumen, und es duftet so gut, dass man am liebsten nur dasitzen und mit geschlossenen Augen tief einatmen möchte. Das ist Balsam pur für die geschundene Werbemenschenseele.« Begeisterung war etwas, wovon Sören sich
    nur allzu gern anstecken ließ. Deshalb war es keine große Überraschung, als er zustimmte.
    »Dann starten wir beide also mit einem Picknick! Ich habe rostiges Leitungswasser zu bieten, und du bist fürs Essen verantwortlich. Ich erwarte dich bei Sonnenaufgang.«
    »Ella, du kannst wirklich nicht in der Villa schlafen. Nun sei doch nicht so stur.«
    »Ich bin es nicht, wenn du es nicht bist. Außerdem wäre es gut, wenn du Besen, Eimer und anderes Putzzeug mitbringst. Ach ja, und eine Extraportion Tatendrang wäre auch nicht verkehrt. Also, dann bis morgen früh.«
    Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, blickte sie sich in der schmalen Seitenstraße um, in der Kimis Pizzeria No. Uno lag, und ließ den Tag Revue passieren. Was gar nicht so leicht war. Zu viel war passiert, vor allem Unerwartetes. Seit ihrer Ankunft in Sandfern befand sie sich in einem steten Wechselbad der Gefühle: Zum einen steckte sie voller
    Unternehmenslust, zum anderen gab es zu viele Hindernisse. Wie verlockend war da der Gedanke, bei ihren Eltern anzurufen und ihnen ihr Leid zu klagen. Leider hätte sie dadurch außer kurzfristiger Erleichterung nichts gewonnen. Ihre Eltern standen ihren Plänen ohnehin kritisch gegenüber und hätten es lieber gesehen, dass sie sich für ihren Start als
    selbstständige Fotografin wenn schon nicht eine nahe gelegene Stadt, dann doch wenigstens eine auf demselben Kontinent ausgesucht hätte. Wenn sie nun gleich am ersten Tag anrief und herumjammerte, würden ihre Eltern sich mehr Sorgen machen, als die Sache wert war.
    Außerdem schuldete sie es sich selbst, die Situation aus eigener Kraft zu meistern. Das wäre der Beweis dafür, dass ihre Entscheidung, nach Sandfern zu gehen, richtig gewesen war.
    Was Ella jetzt dringend brauchte, war eine Prise von dem alten Sandfern-Zauber, der die Sommer ihrer Kindheit zum Glänzen gebracht hatte, denn dann ginge es ihr augenblicklich besser. Sie ließ die Innenstadt mit ihren Cafés und Geschäftshäusern hinter sich und hielt auf den kilometerlangenPier zu, der in Richtung Landesinnere von lauter altehrwürdigen
    Gebäuden
    gesäumt
    wurde,
    in
    denen
    seit
    Urzeiten
    Hotels,
    Jachtclubs
    und
    Schifffahrtsbehörden samt einem Meeresinstitut untergebracht waren. Hinter ihnen ragte der begrünte Hügel auf, den Kimi mit ihr wie ein Kamikaze auf zwei Rädern hinabgesaust war.
    Am Pier konnte man sich am ehesten vorstellen, wie Sandfern zu Beginn des 20.
    Jahrhunderts ausgesehen hatte – oder auch nicht, denn ein Großteil des ursprünglichen Stadtkerns mit seinen Fachwerkhäusern, in denen die Familien der einfachen Schiffsleute, Lagerarbeiter und sonstiges Volk gewohnt hatten, war dem Krieg zum Opfer gefallen. An ihrer Stelle war die heutige Innenstadt errichtet worden.
    Allerdings interessierten Ella an diesem lauen Sommerabend weder die Gebäude noch die vielen
    Spaziergänger,
    dievon
    Eis-
    und
    Getränkeverkäufern
    umsorgt
    wurden,
    derenVerkaufsschlager dieses Jahres offenbar eisgekühlte Flaschen mit einer giftgrün schäumenden Flüssigkeit war. Der angeheiterten Stimmung nach, in der sich die meisten befanden, musste es sich um etwas Hochprozentiges handeln. Für Ella zählte in diesem Moment nur der Blick auf die Bucht, die nach rechts fast einen Halbkreis bildete. Sie sog den Anblick der unzähligen kleinen, vor Anker liegenden Segelschiffe und der beeindruckenden Ozeandampfer genauso auf wie den des offenen Meeres hinter der Bucht. Sandfern mochte nur eine mittelgroße Stadt und damit entsprechend langweilig sein, aber ihr Hafen machte all das wieder wett. Wie immer erinnerte die sanft

Weitere Kostenlose Bücher