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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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geschwungene Bucht Ella an einen Rahmen, dessen Bild die Ferne zeigte. Diese Vorstellung hatte sie stets weitaus mehr begeistert als all die Großstädte, die sie mit ihren Eltern besucht hatte. Für sie gab es keinen anderen Ort, der über so viele Gesichter verfügte wie Sandfern. Lauter Gesichter, die für sie alle wunderschön waren.
    Die Kamera in den Händen, wanderte Ella am Pier entlang, ganz gefangen vom Lichtspiel der untergehenden Sonne, und hätte dabei fast überhört, dass jemand nach ihr rief. Zögernd und mit einem dicken Fragezeichen am Ende. Auf der Suche nach der Frau, die sie bei ihrem Namen genannt hatte, musterte Ella mehrere Gesichter, bis ihr Blick an einem hängen blieb, das ihr vertraut und gleichzeitig fremd vorkam.
    »Nora, bist du das? Trägst du die Haare jetzt blond? Und so kurz … Wow.«
    Die Angesprochene löste sich aus einer Gruppe junger Frauen, die alle dieses ominöse grüne Getränk in den Händen hielten, und kam auf sie zu. Dabei setzte sie zwar ein Lächeln auf, das jedoch ein wenig schief geriet. Sie blieb gut zwei Schritte vor Ella stehen und spielte mit der halb leeren Flasche.
    »Sieh an, das bist du ja wirklich. Ella Johansen. Was für eine Überraschung. Ich kann es gar nicht glauben, obwohl du dich kaum verändert hast, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Wie lange ist das her, zehn Jahre? Ich hatte schon fast deinen Namen vergessen.«
    Der letzte Satz verpasste Ellas Wiedersehensfreude einen Dämpfer. Nora war ihre Kindheit lang ihre engste Freundin gewesen. Erst die Zeit und die Entfernung hatten die Freundschaft einschlafen lassen, was Ella offenbar mehr zusetzte als Nora.
    »Ja, es ist wirklich schon lange her, zu lange.« Ella lächelte und wollte Nora eine Hand auf den Arm legen, als diese zurückschreckte. Es sah ganz danach aus, als würde sie heute nicht mehr zu einer freundschaftlichen Umarmung kommen. Menschen, die sie in bester
    Erinnerung behalten hatte, benahmen sich ihr gegenüber seltsam distanziert. Warum nur?
    »Ich habe versucht, dich zu erreichen, aber deine Telefonnummer muss sich geändert
    haben, wie sicher vieles andere auch. Na ja, und im Netz habe ich dich leider nicht
    aufstöbern können, obwohl man da ja mittlerweile selbst seine Freunde aus
    Kindergartenzeiten findet.«
    Nora fuhr mit der Zungenspitze über ihre von Lipgloss glänzende Oberlippe. »Dinge
    ändern sich, zumindest wenn man nicht lediglich in seiner eigenen Welt lebt«, erklärte sie eine Spur herablassend.
    Allerdings lag sie mit ihrer Aussage durchaus richtig. Denn aus der Nähe betrachtet, hatte diese junge Frau nur noch wenig mit dem Mädchen gemein, das in Ellas Vergangenheit eine so wichtige Rolle eingenommen hatte. Das lag nicht nur an den blondierten Haaren und den erwachsenen Gesichtszügen. Noras gesamtes Auftreten war das einer anderen, genau wie ihre verhaltene Reaktion. Die zwölfjährige Nora war zwar schüchtern, aber niemals
    distanziert gewesen. Und sie hatte auch keine kleinen Giftpfeile abgeschossen.
    Gehetzt warf Nora einen Blick über die Schulter zu ihren wartenden Freundinnen hinüber, dann sagte sie leise: »Mein Nachname hat sich geändert, aber bald werde ich meinen
    Mädchennamen wiederhaben. Ich bin vor ein paar Tagen ins offizielle Trennungsjahr
    gestartet, darauf stoßen wir gerade an.«
    Ella konnte ein verblüfftes Blinzeln nicht unterdrücken. Hieß das etwa, dass Nora schon verheiratet war? Unmöglich, sie war nur knapp neun Monate älter. Und obwohl Ella
    Gefühlsausbrüche wie das Verliebtsein nur aus Filmen kannte, bei denen sie in der Regel weiterzappte, tippte sie mal darauf, dass solche Nummern auch bei anderen Frauen ihrer Generation nicht zum Standardrepertoire gehörten. Sich den Namen des Liebsten auf
    geheime Stellen tätowieren zu lassen – das war drin. Genau wie von Oslo nach Kapstadt zu ziehen, nachdem man ein einziges heißes Wochenende miteinander verbracht hatte. Aber wer heiratete denn heutzutage noch mit Anfang zwanzig?
    »Okay, da habe ich ja allem Anschein nach echt was verpasst«, brachte Ella überrascht hervor.
    »Nein, hast du nicht.« Nora sprach nun ganz leise und blickte erneut zu den anderen
    Frauen, von denen eine auf ihre Armbanduhr deutete. »Soll ich dir meine neue
    Handynummer geben? Ich bin gerade in eine Studenten-WG gezogen, da gibt es keinen
    Festanschluss. Wenn du magst, kannst du dich ja mal melden. Du haust doch wohl nicht gleich wieder ab, oder?« Das klang nun wiederum sehr nach der alten

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