Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
losließ, schob sie ihn weg. Allerdings nur ein Stück weit, um ihn zu mustern, und nicht etwa, weil sie etwas gegen seine Nähe einzuwenden hatte. Ganz im Gegenteil.
Blondes Haar, graue Augen und ein Gesicht, das eigentlich auf die Vogue Homme gehörte.
Wenigstens eine positive Nachricht an diesem verpfuschten Tag. Da hatte der alte Harold Boysen doch tatsächlich einen waschechten Surfertyp an Land gezogen. Zumindest die
Leserinnen würden ihr Herz zwangsläufig auf den ersten Blick an die neue Rubrik verlieren.
So wie der Bursche aussah, würde Ella sich nicht einmal groß ins Zeug legen müssen, er war auch so der absolute Hingucker.
»Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe.« Um ein Lächeln musste der Küstenjunge sich kaum bemühen, seine Mundwinkel zeigten ohnehin nach oben. Eine Sonnenscheinnatur. In seinem Leben gab es bestimmt rund um die Uhr etwas zu lachen. »Aber die Haustür stand offen, und die Klingel hat keinen Ton von sich gegeben …«
»Kann sie auch nicht, sie ist im Eimer. Wie so ziemlich alles in dieser Bruchbude.« Ella versetzte dem Stativ einen Fußtritt. »Schön, dass du zu guter Letzt doch noch den
Weghierher gefunden hast. Lass uns das besser fix durchziehen, bevor noch die Decke über unseren Köpfen einstürzt. Würde mich bei meinem heutigen Glück nicht weiter wundern.«
»Okaaay«, sagte der junge Mann gedehnt, wobei seinLächeln etwas Verschmitztes
annahm. Süßer Mund, gestandElla sich ein. »Was erwartest du jetzt von mir?«
Ella atmete tief durch. Das war ihre Chance, das Ganze doch noch zum Guten zu wenden.
Sie würde sich einfach auf das Wesentliche konzentrieren: die bestellte Aufnahme machen.
Dafür durfte sie keinen Gedanken an die Wirkung, die die sich niedlich kräuselnde Oberlippe bei ihr hervorrief, verschwenden.
»Zieh dich erst einmal aus, dann sehen wir weiter. Ich werde inzwischen dieses
Klappergestell …«
Sie stockte, als die Augenbrauen des Küstenjungen in die Höhe fuhren und sein Mund sich leicht öffnete, als würde er ein »Wow!« unterdrücken.
»Ist das mit dem Ausziehen ein Problem?«, fragte sie irritiert.
Der junge Mann kratzte sich am Nacken, wobei der Ärmel seines T-Shirts hochrutschte und Ella nicht überrascht feststellte, dass das mit dem Ausziehen für ihn kein Problem sein sollte.
Der Oberarm überzeugte vom Aussehen her auf ganzer Linie und der Rest bestimmt
ebenfalls, wenn sie seine Figur richtig einschätzte.
»Also«, hakte Ella nach, »wie sieht es aus?«
»Tja, was soll ich sagen … das ist ziemlich direkt. Damit habe ich nicht gerechnet. Aber es gibt ja für alles ein erstes Mal.« Trotzdem machte er nicht die geringsten Anstalten, das T-Shirt abzustreifen, sondern sah Ella mit einer solchen Neugier und Belustigung an, dass sie ganz kribbelig wurde.
»Ich verstehe ja, dass das komisch ist, wenn du so was zum ersten Mal machst. Und dann auch noch in so einer gewöhnungsbedürftigen Umgebung.« Betreten deutete sie mitdem
Kopf auf die weiß getünchte Wand, die als Hintergrund herhalten musste. »Ich würde dir ja gern einen Wein zum Lockerwerden anbieten, aber ich befürchte, mein Neffe hat den
gesamten Alkoholvorrat zum Frühstück weggetrunken. Da ich gerade darüber nachdenke …
über diese Unart muss ich wirklich einmal ein ernstes Wort mit Kimi reden.« Ella ertappte sich dabei, dass der gut aussehende Kerl sie so nervös machte, dass sie zu plappern anfing.
Ausgesprochen unprofessionell. Sofort setzte sie ein Gesicht auf, von dem sie hoffte, es würde geschäftsmäßig wirken. »Fein, dann leg mal los.«
Er schüttelte den Kopf, als hätte sie etwas Anzügliches gesagt, das er von einer Frau von ihrem Format nicht erwartete. Dann sagte er: »Gut. Ich tu es, wenn du es auch tust.«
Nun war es Ellas Kiefer, der herunterklappte. Wie war das gewesen: Wenn du es auch tust ? Kein Zweifel, sie musste sich verhört haben, eindeutig. Der Stress, daran musste es liegen.
»Aber«, er hob die Hand, wie um die Gewichtigkeit der folgenden Worte zu unterstreichen,
»bevor wir uns im Adamskostüm zur Zimmerbesichtigung aufmachen, sollte ich dir vielleicht noch rasch sagen, wie ich heiße. Ansonsten ist die Angelegenheit wirklich zu skurril. Ich bin Gabriel.«
»Wie bitte?«
»Gabriel. Mein Name. Findest du den ungewöhnlich?«
»Ich meine das andere, das du gesagt hast.«
»Meinst du Adamskostüm oder Zimmerbesichtigung ?«
Allmählich verstand Ella, was hier gespielt wurde.
Drohend zeigte sie mit dem
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