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Dämonen-Spiele

Titel: Dämonen-Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
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männliches und ein wei b liches Skelett und verliebten sich trotz ihres grotesken Aussehens ineinander. Der Geist des einen paßte zu dem des anderen, und es war auch der Geist, den sie liebten. Doch als sie sich ineinander verliebt hatten, betrachteten sie ihre Körper auch als weniger a b stoßend. Und so experimentierten sie und brachten ein Skelettkind hervor. Das war gar nicht einfach, weil sie dazu ihren eigenen Körpern Knochen entnehmen mußten, was sie selbst wiederum beeinträchtigte. Trotzdem war es eine phänomenale Leistung. Denn zum erstenmal konnten sie sich nun fortpflanzen – als b e lebte Skelette. So hatten sie im Kürbis zu Liebe und Familie g e funden. Nun beeilten sie sich, den anderen Skeletten davon zu erzählen, und die schafften es ebenfalls, eigene Nachkommen he r vorzubringen. Sie erzählten den kleinen Skels nichts davon, daß sie schon bald ausgelöscht werden würden; das wäre doch zu grausam gewesen. Statt dessen erfreuten sie sich der Unschuld der Kleinen, die inmitten dieser Hölle ein Abbild des Himmels schufen. Sie paßten ihre Erzählungen und Legenden an das Leben im Kürbis an und schufen neue Mythen, die die alten ersetzten. Sie versuc h ten, alles in der Begrifflichkeit der Traumrealität zu erklären, um ihren Kindern die schreckliche Wahrheit zu ersparen.
    Doch hatten sie damit noch viel mehr erreicht, als sie selbst j e mals erfahren sollten. Es geschahen nämlich zwei Dinge. Erstens lösten sich die kleinen Skels nicht in Nichts auf, als ihre Eltern dies taten; schließlich stammten sie nicht aus Xanth, ja, sie stammten nicht einmal von fleischlichen Wesen ab, und so endete ihre Exi s tenz nicht mit dem Verfaulen des Kürbisses. Denn die Kürbisse sind in Wirklichkeit nur Öffnungen; sie befördern den Geist der in ihnen Gefangenen ins Traumreich, ganz so, wie das Auge dem Geist ein Bild zuführt. Die Bewohner des Traumreichs leben e bensowenig im Kürbis selbst, wie die Bilder in den Augäpfeln g e speichert werden. So war also im Traumreich eine neue Art e r schaffen worden. Zum zweiten begannen die kleinen Skels zu wachsen. Nicht durch Nahrungsaufnahme; denn sie verfügten über kein Verdauungssystem. Sie nahmen also weder etwas zu sich, noch schieden sie Exkremente aus, wenn du diese ordinären Ausdrücke entschuldigen magst. Statt dessen fanden sie herumli e gende verirrte Knochen und fügten sie sich ein, wodurch sie i m mer größer wurden. Als die überlebenden Eltern das begriffen, wurden sie sehr großzügig, was ihre eigenen Knochen betraf; denn sie wußten ja, daß diese sowieso nur verlorengehen würden, wenn ihre Eigentümer verschieden. So gab es plötzlich einen riesigen Vorrat, und die Skels gediehen noch schneller. Mit der Zeit wuchs so die erste Generation von Traumreich-Erwachsenen heran: Le u te, die das Reich der Außenwelt nie kennengelernt hatten und für die es lediglich eine abstoßende Alternativwelt war, die von fleisc h farbenen Parodien der Skelette bevölkert wurde. Jeder von uns lernte, seine Knochen auseinanderzunehmen und wieder zusa m menzusetzen, um daraus Ketten oder andere Figuren zu bilden. Das war sehr praktisch, wenn wir einmal Steilklippen oder andere Gefahren bewältigen mußten. So begannen wir, uns als die vielse i tigsten aller Wesen zu betrachten – was ja auch durchaus seine Berechtigung hatte.
    Dann kam der Nachthengst, organisierte das Traumreich und schickte die Nachtmähren mit Träumen aus, die jene schlafenden Leute bestraften, die es verdient hatten. Das erwies sich als beach t licher Markt; es war ganz erstaunlich, wie viele lebende Leute ein schlechtes Gewissen hatten, das ihnen Alpträume bereitete. Je be s ser das Traumgeschäft florierte, um so aufwendigere Träume wu r den fabriziert, und so suchte man nach Spezialisten für deren He r stellung. Manche Kürbisbewohner wurden Zimmerleute, andere Maler, einige Bildhauer, und sie stellten die Kulissen und Hinte r grundszenerien her. Andere wurden Organisatoren und Direkt o ren, die die Bemühungen anderer koordinierten. Manche wurden auch Schriftsteller und schrieben die einzelnen Szenen. Und einige traten in den Szenen als Darsteller auf. So hatte das Kürbisreich seinen Sinn bekommen.«
    Mark Knochen machte eine Pause. Er schüttelte den Totenkopf. »Und so ist es auch geblieben, jedenfalls für die meisten Mitglieder meiner Art. Aber Schicksal und Magie wollten es, daß ich mich im Kürbis verlief, bis ich von Esk Oger aus dem gefürchteten Auße n reich

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