Dämonen-Spiele
gerettet wurde. Ich machte die Entdeckung, daß die fleischl i chen Leute, wenngleich abstoßend, doch nicht so gräßlich waren, wie wir geglaubt hatten, und mit der Zeit lernte ich sie so zu ne h men, wie sie sind. Samt Fleisch und allem. Ja, ich habe sogar eine Vorliebe für die Existenz außerhalb des Kürbis entwickelt; es war eine andere und oft faszinierende Welt. Später wurde Grazi Kn o chen aus dem Kürbis verbannt, weil sie sich in einen Alptraum eingemischt hatte, den sie für falsch und ungerechtfertigt hielt, und so lernte ich sie kennen, während sie ihrerseits dieses Reich ke n nenlernte. Jetzt sind wir es beide zufrieden, draußen zu leben, und wir haben auch zwei Kinder, Malma Knochen und Glied Kn o chen, die uns große Freude bereiten. Auch sie sind es zufrieden, in diesem Reich zu existieren.«
»Das ist ja wirklich faszinierend«, bemerkte Kim. »Aber soweit ich weiß, habt ihr Skelette doch gar keine Seele. Wie könnt ihr dann da draußen existieren?«
»Das ist tatsächlich ein Problem«, räumte Mark ein. »Wir vers u chen, Seelen für uns selbst und unsere Kinder zu beschaffen. Aber Seelen wachsen nun mal nicht auf Bäumen.« Er legte den Kopf schräg, um anzuzeigen, daß es sich dabei um eine humoristische Bemerkung handelte. »Es heißt, daß Sterbliche ihre Seele mit e i nem anderen teilen können, indem sie eine Hälfte abgeben, die sich danach wieder erneuert. Aber bisher haben wir niemanden gefunden, der dazu bereit ist. Wir fürchten, daß jene von uns, die im Außenreich existieren, sich im Laufe der Zeit auflösen werden, ganz ähnlich, wie es unsere fernen menschlichen Vorfahren im Kürbis taten.« Er zuckte die Schultern, daß die Knochen scheppe r ten. »Aber das soll nun wirklich nicht deine Sorge sein. Du mußt versuchen, dein Spiel zu gewinnen, und ich muß versuchen, dich daran zu hindern, immer den Spielregeln entsprechend.«
»Ja, da hast du wohl recht«, sagte Kim. »Ich wünschte, es ginge anders.« Sie seufzte. »Na schön, machen wir weiter. Was kommt als nächstes?«
17
Esel
Dug blickte den Weg entlang. Er wußte, daß es jetzt nicht mehr die geringste Chance gab, Kim noch einzuholen. Die Zentauren waren einfach zu schnell. Aber aufgeben wollte er auch nicht. Das Schuldbewußtsein trieb ihn weiter. »Dann müssen wir eben zu Fuß zum Schloß des Guten Magiers gehen und können nur hoffen, daß wir Kim noch rechtzeitig abfangen, bevor irgend etwas passiert«, sagte er. »Nada ist eigentlich richtig nett«, meinte Jenny. »Ich bin sicher, sie ist sehr unglücklich darüber, falsch sein zu müssen.«
»Trotzdem ist sie jetzt der Gegner«, sagte Dug. »Ich möchte in erster Linie Kim einholen, ihr die Gefahr schildern und meine erste Gefährtin wieder eintauschen. Dann kannst du Kim dabei helfen, ihren Preis zu gewinnen, und ich… na ja, ich weiß auch noch nicht so recht, was ich dann tun werde. Aber wenigstens komme ich mir dann nicht mehr wie ein Schurke vor.«
»Aber du wußtest doch gar nicht von Nada, als du getauscht hast«, wandte Jenny ein. »Es ist doch nicht deine Schuld, daß sie die Falsche Gefährtin ist.«
»Das spielt keine Rolle. Es ist einfach nicht richtig, daß Kim scheitern soll und ich mir gewissermaßen eine goldene Nase ve r diene. Ich fühle mich schuldig.«
»Deine Einstellung gefällt mir«, sagte Sherlock.
»Mir auch«, meinte Jenny.
»Das ist nur eine ganz normale Einstellung, wie sie eigentlich j e der haben sollte. Was ich jetzt brauche, ist der schnellste Weg zum Schloß. Und das bedeutet wohl, im Eilschritt nach Süden zu g e hen.«
Dugs Rucksack saß nach der wilden Reise im entstofflichten Z u stand etwas unbequem. Als Dug ihn abnahm, entdeckte er zu se i nem Erstaunen, daß er von hübscher goldener Farbe war. Es war allerdings kein richtiges Gold. Es war nur goldgefärbt, als wäre er angemalt. »Schaut euch das mal an«, sagte er verblüfft.
»Der hat ja seine Farbe verändert!« sagte Jenny. »Hübsch ist er.«
»Aber wie konnte das passieren?« wollte Dug wissen. »Ich habe ihn am Rücken getragen, deshalb habe ich es nicht gesehen. Einer von euch vielleicht?«
Beide schüttelten verneinend den Kopf. Es war ein kleines Rä t sel. Dug jedoch traute Rätseln nicht. Nicht in diesem heimtück i schen Spiel. Hier konnten auch kleine Dinge wichtige Entwicklu n gen anzeigen.
Er öffnete den Rucksack und holte ein ziemlich zerdrücktes Sandwich hervor – und auch das war golden bemalt. Und doch war er sicher, daß dies
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