Dämonen-Spiele
wenn die Wahl nicht auf euch fällt. Also wirst du wohl hier arbeiten, sozusagen zu Hause.«
»Da hast du natürlich recht«, bestätigte er. »Aber eigentlich sollte ich für diese Rolle eine andere Identität annehmen. Ich hoffe, du entschuldigst diesen Regelverstoß.«
»Aber gern«, erwiderte Kim und fühlte sich schon besser. »Mir ist, als würde ich dich kennen, weil ich von dir gelesen habe.«
»Das ist aber nett«, meinte Mark verunsichert. »Prinzessin Nada Naga kenne ich natürlich. Schon seit der Zeit, als sie noch ein ach t jähriges Kind war.«
»Ich war eigentlich vierzehn«, widersprach Nada. »Ich mußte nur so tun, als wäre ich acht. Prinz Dolph war richtig enttäuscht, als er es erfuhr.«
»Ich glaube, das ist alles zum besten gelaufen«, antwortete Mark. »Electra scheint mir für ihn doch die bessere Partie zu sein. Das ist nicht verletzend gemeint.«
»Ich bin auch nicht verletzt«, wiegelte Nada ab. »Mit jüngeren Männern konnte ich noch nie besonders.«
Das Skelett wandte sich dem Hund zu. »Aber den da kenne ich noch nicht, glaube ich.«
»Das ist Bläschen«, erklärte Kim. »Meine Hündin.« Doch noch während sie sprach, empfand sie tiefstes Bedauern. Sie mochte den Hund wirklich, und es würde ihr sehr weh tun, ihn bei Spielende zurückzulassen und nach Mundania zurückkehren zu müssen. Sie wußte zwar, daß der Hund auch nur eine Gestalt in diesem Spiel war wie alle anderen, und daß er niemals mit ihr zusammen ins Alltagsleben zurückkehren würde, nachdem er seine Aufgabe e r füllt hatte. Und dennoch wünschte er sich, es könnte so sein. Sie vertraute Bläschen auf eine Weise, wie sie es Nada gegenüber nie so recht konnte.
»Na ja, ich fürchte, jetzt wird unsere Aufführung nicht mehr sehr wirkungsvoll sein, da du mich erkannt hast«, fuhr Mark fort. »E i gentlich sollte es eine Herausforderung durch Angst sein, aber Angst funktioniert nicht besonders gut, wenn man ihre Grundlage bereits kennt. Ich weiß nicht so recht, was ich jetzt tun soll.«
»Kein Problem«, meinte Kim. »Ich habe es nicht eilig. Setzen wir uns doch erst einmal eine Weile hin und plaudern wir!«
»Aber das steht doch nicht im Spielprotokoll!« protestierte Nada.
» Piep auf das Protokoll«, sagte Kim. »Wenn ich mir schon nicht meinen Herzenswunsch erfüllen kann, möchte ich wenigstens das Abenteuer genießen.« Sie ließ sich auf den nächsten Grabstein plumpsen. Bläschen legte sich zu ihren Füßen nieder. »Mark, wie ist deine Art überhaupt entstanden? Ihr wart doch bestimmt nicht von Anfang an Skelette.«
Mark nahm neben ihr auf einem zweiten Grabstein Platz. »Das ist eine ziemlich degenerierte Geschichte. Ich bin mir nicht sicher, ob sie dir gefällt.«
»Dann versuch es doch einfach.« Kim empfand diebische Freude bei der Aussicht, das allwissende Spiel ein wenig durcheinanderz u bringen. Vielleicht könnte sie sogar noch eine Lücke im Programm entdecken.
»Na gut. Vor langer Zeit, noch bevor der Nachthengst die Magie des Kürbisreichs zähmte, pflegten Menschen, die durch die Guc k löcher der Hypnokürbisse spähten, von diesen gebannt zu werden, da sie ja nicht das Geheimnis der Lösung dieses Zaubers kannten – daß man nämlich dafür sorgt, daß ein Freund die Verbindung zw i schen Auge und Guckloch unterbricht. Und so blieben viele hier auf alle Zeiten gefangen. Im Traumreich blieben sie lebendig, egal wie stark ihr physischer Körper auch verrotten mochte, solange ihr Augapfel auf das Guckloch gerichtet blieb. Aber ihr Traumkörper selbst siechte ebenfalls dahin und spiegelte den Zustand ihres ph y sischen Körpers wider. Und so wurde das Kürbisreich mit der Zeit von zombieähnlichen Gestalten bevölkert und schließlich von wandelnden Skeletten. Jeder war entsetzt von seinem eigenen Au s sehen und dem der anderen. Ich muß dazu sagen, daß sie ein bi ß chen in ihr Fleisch verliebt waren, vor allem in jene Teile, die ihre männlichen von ihren weiblichen Merkmalen unterschieden. Das war aber noch nicht das schlimmste; bei Kürbissen handelt es sich ja um ein lebendes Gemüse, und wenn einer davon keimte und sich auflöste, wurde die darin gefangene Person freigesetzt. D a mals bedeutete das allerdings noch den Tod. Das heißt, daß die Leute innerhalb des Kürbisses sich von diesem Zeitpunkt an au f lösten. Das war ihre ganze Perspektive: Gefangenschaft, Abmag e rung, Skelettisierung und schließlich die Auslöschung.
Doch eines Tages unterhielten sich ein
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