Dämonen-Spiele
einen Blick zu, und über seinen mißmutigen Mund huschte der leiseste Hauch der Andeutung eines Lächelns. Kim begriff, daß er das Mädchen wirklich sehr gern hatte, obwohl er sich gnomenhafte Mühe gab, es nicht zu zeigen.
»Ich habe eine Frage«, sagte Kim. »Aber ich glaube, ich kann nicht dafür bezahlen. Ich meine, du verlangst ja einen Jahresve r dienst pro Antwort. Aber ich bin Mundianerin und kann nicht so lange in Xanth bleiben.«
»Das gehört zu den Dienstleistungen deiner Gefährtin«, erwide r te Humfrey. »Es ist schon mitinbegriffen. Dann frage endlich, d a mit wir es hinter uns bringen.«
Einfach so! Kim erkannte, daß auch dies eine Herausforderung war. Die naheliegendste Frage wäre natürlich die nach der Siege s trophäe gewesen. Aber inzwischen hatte sie doch einen großen Teil ihres Interesses daran verloren, ungefähr zur selben Zeit, da sie Dug begegnete. Nun wünschte sie sich, sie könnte eine Frage zu einem anderen Thema stellen, das jedoch nichts mit dem Spiel zu tun hatte. Aber das kam natürlich nicht in Frage.
Oder vielleicht doch? Sie mußte doch nicht unbedingt um den Sieg kämpfen, oder? Warum das Spiel nicht auf diese Weise spi e len? Dann hätte sie, sollte sie verlieren, sich wenigstens in Ersche i nung gebracht. Also überlegte Kim einen Zweidrittelmoment; dann fragte sie: »Wie kann ich bekommen, was ich am meisten begehre?«
Humfrey blätterte in seinem Wälzer. »B«, brummte er dabei. »Bankzauber, Bannung, Baldrian, Begehren. Dämliches, dekade n tes, falsches… meist. Affe, Bulle, Chamäleon… Mensch. Spieler, Spiel. Weiblich. Jung. Kim.« Auf seiner Stirn erschien eine weitere Falte. »Das ist ja interessant.« Er hob den Blick und sah Kim an. »Dein größtes Begehren hat sich vor kurzem geändert.«
Das war ja wirklich ein umfassendes Nachschlagewerk! »Ja, ich glaube schon«, gestand sie schüchtern.
»Macht nichts. Begib dich ins Kürbisreich. Dort wirst du es fi n den.«
Bläschen wedelte mit dem Schwanz.
»Kürbis?« fragte Kim verständnislos.
»Das ist das Reich der Träume, zu dem man durch eine b e stimmte Kürbisart Zutritt erhält«, erklärte Nada. »Ich kann dir einen suchen.«
Das wußte Kim schon. Ihre Verständnislosigkeit rührte eher d a her, daß sie nicht begriff, wie das Reich der Träume ihr zu irgend etwas anderem verhelfen sollte als zu einem Traum, während sie sich doch eigentlich eine schönere Wirklichkeit wünschte. Das Buch der Antworten mußte einen Druckfehler enthalten oder so etwas. Vielleicht lag es auch daran, daß es sich hier um ein Comp u terspiel handelte, in das eben nur so und soviel einprogrammiert werden konnte. Das Spiel würde natürlich davon ausgehen, daß ihr heißestes Begehren der Siegesprämie galt. Es war töricht zu erwa r ten, daß das Spiel irgend etwas über ihr wirkliches Leben oder ihre wahren Gefühle wußte oder sich auch nur darum scherte.
»Dankeschön«, sagte sie und versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Dann werde ich das Kürbisreich aufsuchen.«
Humfrey hatte die Nase schon wieder in dem Buch vergraben. Er beachtete sie nicht mehr.
Als sie wieder die Wendeltreppe herabstiegen, ergriff Wira das Wort. »Die Antworten des Guten Magiers mögen zunächst rätse l haft oder unbefriedigend erscheinen, aber sie sind immer richtig. Ich bin mir sicher, daß du dein größtes Begehren im Reich der Träume finden wirst. Bei mir war es jedenfalls so.«
»Danke«, antwortete Kim. Doch ihre Zweifel blieben.
»Der Magier Grey Murphy hat gestern drei frische Kürbisse g e bracht«, fuhr Wira fort. »Sie stehen im Gästezimmer.«
»Ihr wußtet gestern schon, daß heute jemand Kürbisse brauchen würde?« fragte Kim. Doch sie war weniger beeindruckt als resi g niert. Offensichtlich hatte der Gute Magier eine Standardantwort für Spieler parat, und deren Funktion bestand darin, sie auf die nächste Spielstufe zu bugsieren. Kim hatte inzwischen einen gr o ßen Teil von Xanth erkundet, nur den Kürbis noch nicht. Da schien es einleuchtend, daß sie auch diesen noch erforschen mu ß te. Woher sollte das Spiel denn auch wissen, daß ihr Körper zwar äußerlich immer noch der Queste nachging, ihr Herz aber inzw i schen törichten Irrwegen folgte? Nur ein Idiot würde sich aus e i nem anderen Grund nach Xanth begeben, als um einmal herzlich zu lachen. Doch leider war sie ebenso ein Idiot.
Wira führte sie ins Gästezimmer. Tatsächlich, auf den Matratzen lagen drei Kürbisse. »Ihr müßt euch an der
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