Dämonen-Spiele
dafür sein würde. Doch statt dessen mußten wir die Feststellung machen, daß nur seine Regeln galten. Und es geht nicht allein um die Rede. Das war ja nur der erste Schritt. Schon bald wird das Schiff unser Handeln kontrollieren, und schließlich auch unser Denken. Aber wir konnten uns den heimtückischen Zensurdün s ten nicht entziehen. Und was noch schlimmer ist, die Definitionen werden ständig erweitert. Ursprünglich hat es nur das Fluchen unterbunden; inzwischen dürfen wir nicht einmal mehr pieps s a gen.«
Dug nickte. »Ich glaube, ich habe verstanden. Ich habe in Staat s bürgerkunde davon gelesen. Wie nennt ihr ein weibliches Schwein?«
»Eine pieps.«
»Das dachte ich mir. Es wird nicht mehr lange dauern, dann lenkt es euer gesamtes Leben, weil Zensur von ihrer eigenen Macht zehrt, ihre Regeln durchzusetzen. Die müssen übrigens auch einen Sinn ergeben. Darum geht es gar nicht. Regeln müssen nur befolgt werden, sonst setzt es was. Früher oder später werdet ihr nicht einmal mehr frei atmen können, ohne an den Dünsten zu ersticken. Und dann wird das Leben nicht mehr lebenswert sein.«
»Ganz genau. Wir sind jetzt schon ein wenig kurzatmig.« Die a n deren Dorfbewohner nickten zustimmend, einige husteten.
Nada staunte. Dug kam ja tatsächlich mit den Dorfbewohnern zurecht. Er hatte Verständnis für ihr Problem. Vielleicht hatte sie ihn doch falsch eingeschätzt.
»Also gut. Was muß ich tun, um dieses Schiff für euch loszuwe r den?«
»Das ist sehr schwierig. Deshalb können wir es auch nicht aus eigener Kraft. Aber vielleicht könnte ein Außenstehender es scha f fen, der noch nicht vollkommen von den Dämpfen kleingemacht wurde. Du mußt die Lösung besorgen.«
»Die will ich auch haben, die Lösung«, stimmte Dug zu. »Und wie sieht die aus?«
»Es ist eine magische Flüssigkeit, mit der sich die Rauchschwe n ker löschen lassen. Das kann nur diese Flüssigkeit allein bewirken. Sind sie gelöscht, gibt es keinen Rauch und keine Dämpfe mehr. Dann kann uns das Schiff nichts mehr antun und muß verschwi n den.«
Dugs Mundwinkel zuckten. Nada merkte, daß er die Sache i m mer noch nicht ganz ernst nahm. Doch sie beschloß, sich herau s zuhalten, solange das Gespräch vorankam.
»Und wo finde ich diese magische Lösung?«
»Die ist im Eimer.«
»Im Eimer«, wiederholte Dug. »Natürlich.«
»Du mußt den Eimer beschaffen und die Lösung hierherbringen. Anders geht es nicht.«
»Ich werde es versuchen. Aber wo ist denn diese Lösung nun im, äh, Eimer?«
»Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, daß sie im Besitz der Fee Err ist.«
»Fair?«
»Genau. Wenn du sie dazu bringen kannst, dir die Lösung zu g e ben, wird alles wieder gut.«
»Das werde ich tun. Und in welcher Richtung liegt dieser E i mer?«
»Dort entlang«, sagte der Älteste und zeigte zur Seite.
»Schön, dann gehen wir«, entschied Dug forsch. »Ich komme wieder.«
Nada hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sie diesen Eimer wü r den auftreiben können, ganz zu schweigen von der Fee Err. Ebe n sowenig wußte sie, wie sie zu der Lösung finden sollten. Aber das alles war immer noch besser, als sich mit den Dorfbewohnern zu streiten. Und so ging sie in die angezeigte Richtung, während der Schirm an ihrer Seite folgte. Bald darauf erblickten sie den Eimer. Er war himmelblau und sah sehr hell und hübsch aus. Doch als sie darauf zugingen, wich er zurück und blieb außer Reichweite.
»Langsam begreife ich, weshalb die Dörfler ihn nicht holen konnten«, bemerkte Dug. »Aber wir müssen beweisen, daß wir schlauer sind als die. Kannst du ihn irgendwie überholen, damit ich ihn dir zutreibe?«
Als Antwort nahm Nada eine kleine Schlangengestalt an und schlüpfte aus ihren Kleidern. Da fiel ihr ein, daß sie das wohl be s ser nicht getan hätte: Wie wollte Nada die Sachen wieder anlegen, ohne daß Dug sie dabei beobachtete? Eine Prinzessin konnte es doch nicht zulassen, daß ein ganz gewöhnlicher Mann ihren Obe r körper oder ihre Höschen zu Gesicht bekam. Vor allem kein Mundanier. Doch darüber würde sie sich später Sorgen machen müssen. Schließlich hatte sie sich bereits verwandelt. Schnell glitt sie seitlich durchs Unterholz davon. Sie umrundete den Eimer ein ganzes Stück; dann wollte sie wieder ihre menschliche Gestalt a n nehmen – bis ihr einfiel, daß sie ja gar keine Kleider dabei hatte. Andererseits würde sie den Eimer ohne Hände nicht zu packen bekommen. Also glitt sie durchs Unterholz zu einem
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