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Dämonen-Spiele

Titel: Dämonen-Spiele Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihre Naga-Form angenommen: eine Schlange mit Menschenkopf. Die Kleider hatte sie zu einem sä u berlichen Bündel zusammengefaltet. Das mußte sie getan haben, als sie noch in Menschengestalt gewesen war, um sich danach zu verwandeln, bevor er sich umgedreht hatte. Aber wie wollte sie das Bündel denn nun herüberbringen?
    Dann nahm sie die volle Schlangengestalt an. Das Maul der Schlange klappte auf und verbiß sich in das Bündel. Anmutig glitt die Schlange ins Wasser. Sie trug ihr Bündel ebenso mühelos wie er seins.
    Immerhin begriff er jetzt, was sie gemeint hatte: Wenn sie jetzt von irgend jemandem angegriffen werden sollte, könnte sie sich nicht wehren, weil ihr Maul von dem Kleiderbündel voll war. Sol l te sie es zum Kämpfen fallenlassen, würde sie sich später in menschlicher Gestalt nicht mehr ankleiden können. Das wäre ziemlich peinlich. Deshalb mußte er sie in diesem Augenblick ihrer Verwundbarkeit auch beschützen. Auf unbestimmbare Weise ve r lieh ihm das ein gutes Gefühl.
    Glücklicherweise kam es zu keinem Angriff. Die Schlange übe r querte den Fluß, ließ ihr Bündel fallen, und wurde wieder zur N a ga. »Zieh jetzt auch den Rest an«, sagte der Menschenkopf.
    Dug folgte hastig. Dann wandte er sich ab, damit Nada sich ve r wandeln konnte: erst in eine nackte, dann in eine bekleidete Me n schengestalt. Er nahm den Rucksack auf, um ihn wieder zu schli e ßen und anzulegen. Da bemerkte er die glänzende Schnalle an dem Tragebehältnis.
    Eine glänzende Schnalle. Die spiegelte. Wenn er sie nur ein kle i nes bißchen hochhielt, könnte er vielleicht einen Blick auf…
    Er rang mit sich selbst. Wäre es denn wirklich so schlimm, einen einzigen, noch dazu verzerrten Blick auf sie zu werfen, von dem sie überhaupt nichts mitbekam? Wie sollte sich ein Geschöpf, das als Spielfigur erdacht worden war, überhaupt daraus etwas m a chen? Zumal ihrer Auffassung nach doch das wirkliche Verbr e chen darin bestünde, ihre Höschen zu zeigen? Ihre Höschen wollte er doch gar nicht sehen!
    Er hob den Rucksack, hielt ihn schräg, bis sich die Schnalle dre h te. Das Spiegelbild zeigte erst die Baumwipfel, dann den Fluß, dann…
    Plötzlich war das Bild leer. Dug saß wieder in seinem Zimmer und starrte auf einen erloschenen Computerschirm. Systema b sturz? Ganz bestimmt nicht! Das hatte er selbst getan! Er hatte gegen eine Regel verstoßen, und das Spiel hatte ihn hinausgewo r fen. Bliep!
    Er blickte sich um. Alles sah so furchtbar mundanisch aus! Ganz und gar nicht wie die hübschen Farben und magischen Konturen des Spiels. Noch nie war ihm klar geworden, wie schäbig das Al l tagsleben doch war.
    Warum hatte er das nur getan? Er hatte doch genau gewußt, daß er die Prinzessin nicht unbekleidet betrachten durfte. Er hatte zwar nicht ahnen können, daß das Spiel seinen Regeln ausgerechnet auf diese Weise Geltung verschaffen konnte; aber das spielte letztlich keine Rolle. Es ging vielmehr darum, daß er etwas Verkehrtes zu tun versucht hatte und dafür bestraft worden war.
    »Ach, Nada Naga, es tut mir leid«, hauchte er, von bitterer Reue erfüllt.
    Da vernahm er etwas. Er legte die Hand hinters Ohr und lausc h te. Doch er hörte nichts. Statt dessen erschienen die Worte auf dem Schirm: DUG! DUG! WO BIST DU?
    Das war Nada! Sehr schwach, aber eindeutig. Er war doch nicht völlig aus dem Spiel verbannt worden!
    »Ich bin draußen in Mundania!« antwortete er. Dann erinnerte er sich an die richtige Verfahrensweise und tippte es noch einmal in die Tastatur.
    Nun folgte eine Pause. Ob er überhaupt zu ihr durchdrang? Das Bild blieb dunkel bis auf das matte Glühen, das eine Sprechblase hätte sein können.
    DUG! BIST DU DAS? ICH KANN DICH NICHT SEHEN.
    »Mein Bildschirm ist erloschen«, sagte und tippte es gleichzeitig.
    WAS IST PASSIERT?
    Es hatte keinen Sinn, die Sache vertuschen zu wollen. »Ich habe versucht, dich anzuschauen«, tippte er. »In der Schnalle an meinem Rucksack. Es tut mir aufrichtig leid, und ich entschuldige mich dafür. Ich habe meine Strafe verdient.«
    Der Schirm hellte sich auf. Nun konnte er Nada wieder sehen, vollbekleidet neben dem Fluß. Neben ihr lag sein Rucksack am Boden.
    Sie wandte sich dem Schirm zu. »Aber du hast mich doch nicht wirklich gesehen, oder?« fragte ihre Sprechblase.
    »Nein. Aber das spielt auch keine Rolle. Ich habe es versucht, obwohl ich dir das Gegenteil versprochen habe. Jetzt widert es mich selbst an.«
    »Wenn du mich nicht gesehen hast, bin ich auch noch

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