Dämonen zum Frühstück
Gerichtshof machte.
Als ich schließlich den Wagen vor dem Gerichtsgebäude parkte, fühlte ich mich gut. Irgendwie in mir ruhend. Mein Jäger-Dasein hatte sich zwar wieder heimlich in mein jetziges Leben geschlichen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass meine Familie kein Bargeld, Briefmarken oder gereinigte Kleidung bekommen würde.
Ich war schon Dutzende Male im Gerichtshof gewesen, um Stuart zum Mittagessen zu treffen. Doch mein Mann arbeitete im Büro des Bezirksstaatsanwaltes, während sich Richter Larson im eigentlichen Gerichtsgebäude befand. Irgendwie verlief ich mich jedoch und geriet in jenen Teil des Hauses, in dem Stuart arbeitete.
Ich wollte gerade meinen Kopf in ein Büro stecken und nach dem Weg fragen, als ich Stuarts Stimme hörte. Ich erstarrte.
»Ich habe die Vorschläge für die veränderte Gebietsaufteilung auf meinem Tisch«, sagte er. Seine Stimme wurde lauter, je näher er kam. Entsetzt sprang ich in das erste Büro, das ich sah. Mein Herz klopfte heftig. Es gab keinen Grund für mich, hier zu sein. Was sollte ich Stuart sagen, wenn er mich sah? Ich hatte ihm noch nicht einmal von meinem neuen Arrangement hinsichtlich Timmys erzählt, und ich konnte ihm sicher auch kein Treffen mit Richter Larson um die Mittagszeit plausibel machen.
In Panik presste ich mein Ohr gegen die geschlossene Tür und hörte, wie sich Schritte näherten und dann allmählich entfernten. Erst als ich nichts weiter vernahm, atmete ich erleichtert auf.
»Entschuldigen Sie«, sagte eine Stimme hinter mir. »Kann ich Ihnen helfen?«
Ich wirbelte herum, wobei ich mir unglaublich doof vorkam. Hinter mir saß an einem Schreibtisch eine Frau und starrte mich verwirrt und leicht besorgt an.
»Alles in Ordnung?« Ihrem Tonfall nach zu urteilen, nahm sie an, dass ich gerade vor einem Serienmörder auf der Flucht war. Oder sie hielt mich selbst für einen und vermutete, dass ich mich vor der Polizei versteckte.
»Sorry«, sagte ich. »Mein Chef. Ich darf eigentlich keine Pause machen, und ich wollte nicht, dass er mich dabei erwischt.«
Wenn man bedenkt, dass ich eine Sporthose, Turnschuhe und ein blaues T-Shirt trug, war es ziemlich überraschend, dass mir die Frau glaubte. Aber sie schien meine Behauptung nicht anzuzweifeln (vielleicht wollte sie ja auch nur, dass ich so rasch wie möglich wieder verschwand). Also verließ ich das Büro ohne weitere Zwischenfälle. Erst als ich mich einige Schritte entfernt hatte, fiel mir ein, dass ich noch immer nicht wusste, wo Larson zu finden war.
Nach weiteren Irrwegen durch die langen Gänge traf ich eine Büroangestellte, die mir die Richtung weisen konnte. Ich kam vor Larsons Gerichtssaal an, als er gerade dabei war, irgendein Beweisverfahren abzuschließen. Ich setzte mich auf eine Bank auf der Galerie, um ihm bei seiner Arbeit zuzusehen. Es war schwer, sich vorzustellen, dass dieser Mann, der dort unten einen Antrag auf Beweisführung abschmetterte, mein alimentatore war. Noch schwerer fiel es mir jedoch, denselben Mann als Dämonenkiller zu sehen.
Staatsanwalt und Verteidiger beendeten endlich ihre Auseinandersetzung, und der Gerichtsdiener sprach sein übliches »Erheben Sie sich«. Als Larson aufstand, um hinauszugehen, entdeckte er mich und nickte mir kaum merklich zu. Sobald er in seinem Dienstzimmer verschwunden war, ging ich zum Gerichtsdiener. Weniger als eine Minute später wurde ich auf den Gang hinausgeleitet.
Im Vergleich zu dem imposanten, blitzsauberen Bundesgerichtssaal wirkten die Hinterzimmer richtiggehend verwahrlost. Larsons Büro schien zwar etwas gehobener – hier standen ein großer Mahagonischreibtisch und ein dazu passender Aktenschrank, einige in Gold gerahmte Fotografien und sogar eine Schale von Waterford, in der vertrocknet aussehende Kekse lagen –, aber selbst dieser Raum war so sehr mit Dokumenten und Akten zugebaut, dass der Richter erst einmal einen Stuhl freiräumen musste, um mir Platz zu machen. Zumindest wusste ich jetzt, warum er keine Zeit hatte, sich durch die Papiere im Kirchenarchiv zu kämpfen.
»Sie wollen also mehr über Eddie wissen«, sagte er, wobei ein leichtes Lächeln um seine Lippen spielte.
Ich zuckte mit den Schultern. »Was kann ich sagen? Ich lasse nicht so schnell locker.«
»Eine Ihrer guten Eigenschaften«, erwiderte er. »Ich habe Ihnen ja bereits erklärt, dass er nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, wäre es vielleicht doch nicht schlecht, einmal mit ihm zu sprechen. Es
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