Dämonen zum Frühstück
Garage. Wenige Sekunden später hörte ich, wie das Garagentor ächzend aufging. Ich rief Allie zu, dass sie sich beeilen solle oder sonst ihre Mitfahrgelegenheit versäumen würde. Sie kam die Treppe heruntergepoltert und blieb mit einem lauten Quietschen vor dem Kühlschrank stehen. Diesmal trug sie neonpinke Turnschuhe mit Plateauabsätzen und ein dazu passendes T-Shirt. Wie meine Tochter sagen würde: Wie auch immer.
»Mittagessen oder Geld?«, fragte sie.
Da ich in der Nacht zuvor eine wilde Jagd auf einen Dämon veranstaltet hatte, anstatt zu Hause zu bleiben und mich um meine Familie zu kümmern (mein schlechtes Gewissen ließ grüßen), hatte ich nichts für ihr Lunchpaket hergerichtet. Ich holte meine Tasche und suchte darin herum, bis ich eine Zwanzig-Dollar-Note herausfischte, die ich ihr reichte. Ihre Augen weiteten sich für einen Moment, doch sie war klug genug, nichts zu sagen.
Sie gab mir einen raschen Kuss auf die Wange und stürzte zur Haustür, wo Emilys Mutter gerade auf die Hupe drückte. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, wurde mir klar, dass ich etwas vergessen hatte. Aber als ich auf die Straße hinausrannte, war der Wagen bereits verschwunden. Verdammt.
Es war mir entfallen, Allie mitzuteilen, dass wir unsere erste Stunde mit Cutter am späten Dienstagnachmittag hatten und sie sich deshalb diese Zeit freihalten sollte. Jetzt musste ich in der Schule anrufen und dort eine Nachricht hinterlassen. Das Prozedere war bereits in der Junior-High sehr umständlich gewesen, und ich nahm nicht an, dass es nun einfacher war. Allie schien mir ins Ohr zu flüstern: Ma-ami … Kauf mir endlich ein Handy! Einverstanden, sagte ich zu der Stimme. Ich werde dir noch heute eines besorgen.
Normalerweise gebe ich nicht dem Willen irgendwelcher Stimmen in meinem Kopf nach, aber die Sache mit dem Handy stand auf Allies Prioritätenliste an oberster Stelle. Sie hatte mich immer wieder darauf hingewiesen, dass sie dringend eines bräuchte, und ich hatte sie ebenso klar darauf hingewiesen, dass dies nicht der Fall wäre. Nachdem ich nun jedoch wusste, dass Dämonen die Stadt unsicher machten, hatte ich meine Meinung um einhundertachtzig Grad geändert. Ich wollte alles tun, um meine Kleine in Sicherheit zu wissen. Und wenn das bedeutete, dass ich ihr ein Handy in die Hand drücken musste, damit sie jederzeit die Polizei oder den Notruf anrufen konnte – nun gut, dann musste das eben sein.
»Allie zur Arbeit?«, fragte Timmy, als ich in die Küche zurückkehrte und mich neben ihn an den Tisch setzte. In einer seiner dicken kleinen Hände hielt er einen Löffel, mit dem er ununterbrochen in einem Becher mit Pfirsichjoghurt herumpanschte.
»Allie ist in die Schule gegangen«, sagte ich. »Papi ist zur Arbeit gegangen.«
»Mami zur Arbeit?«
»Ja, das stimmt – Mami geht auch zur Arbeit.« Ich nahm den Löffel (zu meiner Verblüffung löste das kein lautes Geheule aus) und versuchte, ihm etwas Joghurt zu geben. »Will Timmy auch wie Allie in die Schule gehen?«
»Nein«, sagte er und sah mich aus süßen kleinen Hundeaugen an. Er schüttelte dabei so heftig den Kopf, dass ihm der Joghurt wieder aus dem Mund flog. »Nicht Schule.« Ein Anflug von Klagen war in seiner Stimme zu vernehmen, und mir verkrampfte sich das Herz. Bleib stark, sagte ich mir. Es ist nur vorübergehend. Tausende von Kindern sind täglich im Kindergarten oder in der Krippe, ohne dass es ihnen oder den Eltern schadet.
Trotzdem …
Ich bemühte mich darum, mein fröhliches Lächeln nicht zu verlieren. »Keine Schule?«, fragte ich und tat so, als ob ich überrascht wäre. »Aber Kindergarten ist etwas Tolles! Du darfst mit solchen Sachen wie mit Farben spielen, und du wirst ganz viele Freunde haben. Außerdem gibt es dort viele Lieder zu singen«, erklärte ich und dachte darüber nach, was ihn noch überzeugen könnte. »Ich bin mir sicher, dass sie dort ständig solche Lieder wie Alle meine Entchen singen.«
»Nein, Mami«, sagte er. Wieder schüttelte er den Kopf. »Du gehst.«
»Ich wünschte, ich dürfte das, mein Schatz.« Ich gab Tim einen letzten Löffel Joghurt und holte dann ein Stück Küchenkrepp, um ihm das restliche Frühstück vom Kinn zu wischen. Da ich schon einmal dabei war, kümmerte ich mich auch gleich noch um den Joghurt, der auf dem Tisch und dem Boden gelandet war. »Willst du es nicht versuchen?«, fragte ich. »Für Mami? Kindergarten ist etwas ganz Tolles, ganz viel Spaß, und da gibt es auch viele neue Spiele.«
Da
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