Dämonen zum Frühstück
ich den Löffel hatte, steckte er nun seinen Finger in den Joghurt und malte damit eine Linie auf die Oberfläche des Tisches. Komm schon, Tim, drängte ich ihn in Gedanken. Sag endlich Ja und erlöse Mami von ihrem schlechten Gewissen.
»Na, mein Kleiner?«, wollte ich wissen. »Was meinst du dazu?«
»Okay, Mami.« Er klang auf einmal viel fröhlicher, und ich fragte mich, ob er sich in seinem kleinen, zweijährigen Gehirn bereits mit etwas ganz anderem beschäftigte. Ich wollte es lieber gar nicht wissen. Seine Zusage (wenn man das so nennen konnte) beruhigte mich ein wenig, und ich ging ins Wohnzimmer, um dort ein paar Sachen zusammenzusuchen.
Timmy war wie so oft bester Dinge, als wir schließlich in die Kindertagesstätte fuhren. Ich setzte ein glückliches Gesicht auf und erklärte ihm, dass es nun in seinen Kindergarten ginge, wo er den ganzen Tag über wundervolle und aufregende Dinge tun konnte. Er sah mich ein wenig misstrauisch an und steckte den Daumen in den Mund, was mir zeigte, dass er vielleicht doch nicht so begeistert war, wie ich das gern gehabt hätte.
Ich parkte vor dem Kindergarten, stieg aus und ging um den Wagen herum, um die hintere Tür für meinen Sohn zu öffnen. Er saß in seinem Sitz und saugte versunken an seinem Daumen. »Das wird dir bestimmt viel Spaß machen«, versicherte ich ihm. »Nicht wahr, mein Kleiner?«
Er zog den Daumen heraus, nickte kurz und erklärte dann: »Okay, Mami.« Innerlich verbuchte ich das als einen kleinen Erfolg, während ich ihn von seinem Gurt befreite. Ich hob ihn heraus und hielt ihn an der Hand fest, als wir in den Kindergarten gingen. So weit, so gut.
Nadine stand im Eingangsbereich hinter der Theke. Ich hatte sie von unterwegs aus angerufen und gebeten, ob Timmy bereits heute statt morgen bei ihnen beginnen könnte. Sie hatte mir versprochen, alles Nötige zu veranlassen. Als ich eintraf, reichte sie mir tatsächlich einen Stapel von Papieren, die ich unterschreiben musste, und bat mich, das Geld für den ersten Monat zu bezahlen. Timmy verhielt sich währenddessen völlig ruhig. Aber im selben Moment, in dem ich ihr den Scheck reichte, fing er an zu heulen. Vielleicht hatte er eine Weile gebraucht, um zu begreifen, was eigentlich vor sich ging, aber jetzt hatte er es verstanden, und ganz offensichtlich wollte er nichts damit zu tun haben.
»Nein!«, heulte er. »Nicht Kindergarten. Nicht – nicht Kindergarten! Heimgehen. Heimgehen.« Große Tränen kullerten über seine Wangen, und ich versuchte, nicht die Nerven zu verlieren, sondern daran zu denken, dass es auch für sein Wohlergehen das Beste war. Ohne die Kindertagesstätte würden vielleicht schon bald Dämonen die Herrschaft in der Stadt an sich reißen. Und was würde dann mit uns geschehen?
Ich spürte, wie sich meine Wangen röteten, und ich kämpfte gegen das plötzliche Bedürfnis an, mein Kind hochzuheben und es in die Arme zu schließen. Nadine hatte solche Szenen natürlich schon oft erlebt. Sie reichte Tim einen kleinen LKW, während sie mich aufmunternd anlächelte. »Er wird in der Gruppe der kleinen Forscher bei Miss Sally sein. Sie sind gerade draußen auf dem Spielplatz. Ich wette, Tim wird schon bald seine Ängste verlieren.«
Wie sich herausstellte, hatte sie recht. Nach einigen Minuten des Klammerns und Schreiens in höchster Lautstärke entdeckte Tim den Sandkasten und begann, gemeinsam mit einem kleinen Jungen in einem Bob-der-Baumeister-Overall mit dem Sand zu spielen.
Nadine nahm mich am Arm. »Wir sollten hineingehen, während er beschäftigt ist.« Ich nickte, rührte mich aber nicht von der Stelle. Ich hatte das Gefühl, mir würde das Herz aus dem Leib gerissen. Wie konnte ich ihn hier zurücklassen? Was für eine Mutter war ich eigentlich?
Eine Mutter, die einen Dämon davon abhalten muss, eine Armee zu rekrutieren und die Bevölkerung von San Diablo zu töten, antwortete ich mir selbst.
In diesem Moment jedoch ließ ich meinen kleinen Jungen in den Händen von Fremden zurück – und nur das schien zu zählen.
Ich verdrängte mein schlechtes Gewissen beim Training mit Cutter. Wir begannen mit einigen einfachen Stretchübungen, gelangten dann jedoch schnell in medias res, indem wir uns auf Jab und Cross, Abwehrkick und Boxschlag und meinen Favoriten, den Roundhouse Kick, konzentrierten.
Diesmal war Cutter vorbereitet, und ich musste mich ziemlich anstrengen, um nicht völlig geschlagen zu werden. Ich hatte noch immer vor, es ihm so richtig zu zeigen, wollte jedoch auf
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