Dämonen zum Frühstück
(die echte und die vorgebliche) in harmonischem Frieden miteinander lebte.
Aber natürlich hatte ich wieder kein Glück.
»Kate.« Stuarts Stimme klang ruhig, wenn auch angespannt. Ich seufzte und wusste, dass ich ihm zumindest einen Teil der Wahrheit sagen musste.
»Er war in einem Altenheim«, erklärte ich. (Wahr.) »Und sie haben ihn da mit Medikamenten vollgepumpt.« (Auch wahr.) »Außerdem glaube ich, dass er Alzheimer hat.« (Halb wahr. Ich war mir nicht sicher, was Eddie fehlte. Ich wusste nur von der kurzen Zeit, die ich bisher mit ihm verbracht hatte, dass sich in seinem Kopf Wahrheit und Fiktion miteinander vermischten und entweder das eine oder das andere ohne Vorwarnung aus ihm herausgesprudelt kam.)
»Das tut mit leid«, sagte Stuart. »Aber warum sitzt er jetzt in unserem Wohnzimmer? Beide meine Großväter sind schon seit Jahren tot. Und der Mann, der gerade Kartoffelchips auf unseren Teppich bröselt, wirkt ziemlich lebendig auf mich. Bisher zumindest noch.«
»Stimmt«, sagte ich. »Das ist er auch nicht. Tot, meine ich.«
(Bedeutungsvolle Pause.)
»Kate …«
Ein weiteres Fuchteln von meiner Seite. Ich hätte das Ganze wirklich besser planen müssen. Als ich nach Coastal-Mists zurückkehrte, sollte Eddie gerade eine weitere Dosis Medikamente einnehmen. Er war mehr oder weniger klar im Kopf, und als ich erklärte, dass ich ihn mit mir nach Hause nehmen wollte, erwartete ich, von einer Lawine von Formularen und Dokumenten überrollt zu werden. Stattdessen ging das Ganze völlig problemlos über die Bühne, als ob für mich die Regeln, die normalerweise für Kranke, Heimbewohner und ihre Angehörigen zutrafen, außer Kraft gesetzt waren.
Ich half ihm packen (obwohl ich eigentlich eher damit beschäftigt war, seine Besitztümer aus den Fingern meines kleinen Sohnes zu retten). Dann machten wir uns auf den Weg zum Ausgang.
Unterwegs trafen wir Melinda. »Mr. Lohmann«, sagte sie verblüfft. »Sie verlassen uns?«
Er sah sie aus schmalen Augen an und wies dann mit seinem knochigen Finger auf mich. »Sie bringt dem Kleinen bei, wie man Dämonen jagt«, sagte er. »Da muss ich helfen.«
Ich verdrehte natürlich die Augen und fügte hinzu (weil ich eine Idiotin bin, aus keinem anderen Grund): »Er zieht jetzt zu uns.«
»Ihr Sohn wird sich freuen«, sagte Melinda daraufhin zu Eddie.
»Mein was?«
Melinda sah mich verwirrt an, was ich verstehen konnte, da ich zuvor ja des Langen und Breiten erklärt hatte, dass er mit meinem Mann verwandt sei. Im Nachhinein betrachtet, wäre es wahrscheinlich besser gewesen, das Ganze auf sich beruhen zu lassen, aber da Stuart einen Vater hat, der noch höchst lebendig und bei Sinnen ist, und ich nicht wusste, ob dieser, Desmond Connor, nicht zufälligerweise ein enger Freund des Altenheimleiters war, erklärte ich, dass Eddie der Großvater meines ersten Mannes wäre. So bestand also keinerlei Verbindung zu Stuart. »Natürlich möchte ich ihn zu mir nach Hause holen«, sagte ich. »Meine Tochter will ihren Urgroßvater kennenlernen, und ich könnte auch nicht mehr schlafen, wenn ich nicht alles in meiner Macht Stehende getan hätte, um mich um Erics Großvater zu kümmern.«
Melinda gab mir daraufhin zu verstehen, wie unglaublich reizend sie mich doch fand. Während ich bescheiden den Blick senkte und versuchte, so wenig wie möglich wie eine altruistische Märtyrerin auszusehen, ging Eddie in die Hocke, um mit Timmy zu sprechen. »Du kannst mich gern Opa nennen«, sagte er. Timmy streckte die Hand aus und riss an einer von Eddies Augenbrauen.
»Raupe«, sagte er. »Raupe Nimmersatt.«
Da ich nicht ganz auf den Kopf gefallen bin, war mir klar, dass wir uns nun am besten verdrücken sollten. Wir sammelten also Eddies Gepäckstücke zusammen, unterzeichneten die notwendigen Papiere und eilten zum Ausgang.
Zu meiner Erleichterung war Schwester Ratched nirgends zu sehen. Ich stellte mir vor, wie sie hinter uns her rennen und uns verbieten würde, das Grundstück zu verlassen; wie sich Horden von Dämonen auf uns stürzen, uns umbringen und unsere Leichen im Keller vergraben würden. Ich sagte mir, dass ich wirklich paranoid sei, aber im Grunde wusste ich, dass das nicht stimmte. Inzwischen hegte ich keinen Zweifel mehr daran, dass mein geriatrischer Dämon ein Bewohner des Altenheims gewesen war. Das wollte ich so schnell wie möglich Larson mitteilen, damit er es der Forza melden konnte. Das Ganze war nämlich nicht mein Problem. Mein Problem sah anders aus. Es zählte etwa
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