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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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fünfundachtzig Lenze, wog achtzig Kilo, hatte einen grauen Stoppelbart und Augenbrauen, die Timmy an Raupen erinnerten.
Ich schaffte es, beide meine Probleme in den Wagen zu laden. (Für diejenigen unter Ihnen, die auf dem Laufenden bleiben möchten, will ich noch einmal daran erinnern, dass Eddie Problem Nummer eins darstellte. Timmy als Kleinkind erweist sich automatisch als ein Problem in jeder Situation, in der man sich von Punkt A nach Punkt B bewegen will.)
Ich hatte die Geschichte, dass Eddie Erics Großvater war, nur erzählt, um unseren Abschied von Coastal-Mists einfacher zu gestalten. Es war mir, ehrlich gesagt, gar nicht in den Sinn gekommen, dass der alte Mann diese Erfindung tatsächlich für bare Münze nehmen könnte. Ich wusste auch nicht, ob er mir tatsächlich glaubte. Ich wusste nur, dass er es sich, sobald wir zu Hause eintrafen, gemütlich machte (wie sich zum Beispiel an der Tüte Kartoffelchips erkennen ließ), Timmy auf den Schoß nahm (der sofort erneut die Augenbrauen-Tiere unter die Lupe nahm) und Allie erklärte, dass sie ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten ähnelte. Und ob ich sie wohl gut trainieren würde.
Ich rechne es Allie hoch an, dass sie sich den Schock, den es für sie bedeuten musste, auf einmal einen alten Mann in unserem Wohnzimmer vorzufinden, nicht anmerken ließ. Damit sie seine Fragen nicht zu beantworten hatte, schickte ich sie mit der Aufgabe nach oben, noch vor dem Abendessen die Hausaufgaben zu machen. Eddie und ich mussten miteinander reden, so viel war klar.
Leider kehrte Stuart nach Hause zurück, ehe wir ins Gespräch kommen konnten. (Falls Sie sich fragen sollten, ob es eine gute Idee ist, dem Ehegatten Schwiegereltern reiferen Alters unerwartet vor die Nase zu setzen, lautet die Antwort ganz klar: Nein. Vor allem nicht, wenn Sie noch dazu den Vorschlag machen, alle auf unbestimmte Zeit zusammenzuleben. Solche Ankündigungen sorgen nicht gerade für einen entspannten Abend, so viel kann ich Ihnen verraten.)
Wie immer kam Stuart durch die Küche herein. Er hatte bereits seine Krawatte gelockert, und wie immer schien der Aktenkoffer schwer an ihm zu hängen. Ich konnte seinem Gesicht deutlich ansehen, dass er die Sachen einfach nur in seinem Arbeitszimmer abstellen und dann in Jeans und T-Shirt schlüpfen wollte. Leider ließ ich ihn nicht an mir vorbei.
Ich drängte ihn vielmehr in die Ecke neben dem Kühlschrank. Er warf mir einen »Später, Schatz«-Blick zu und schob mich sanft beiseite, um weiterzugehen. Ich zählte bis fünf, und tatsächlich kehrte er, sobald er um die Ecke gebogen war und Eddie mit Tim auf dem Sofa gesehen hatte, eilig zu mir in die Küche zurück. »Okay«, sagte er. »Wer ist das?«
Also begann ich, ihm die Geschichte von dem schon lange verschollenen Großvater meines früheren Mannes aufzutischen. Ich hatte nicht erwartet, dass Eddie erklären würde, Stuarts Großvater zu sein, und dass mir deshalb nichts andere übrig bleiben würde, als ihn sanft auf seinen Fehler hinzuweisen. »Nein, Opa. Eric ist dein Enkel. Weißt du noch? Stuart ist mein zweiter Mann.«
All das wäre nicht allzu schlimm gewesen, wenn nicht Allie das Ganze mit angehört hätte. »Papas Großvater?« Ihr aufgeregtes Flüstern traf mich mitten ins Mark. Ich hielt den Atem an. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie sie sich vor ihn hinkniete und seine alte Hand in die ihre nahm. »Du bist Papas Großvater?«
Meine Augen füllten sich mit Tränen. Als ich Stuart einen Blick zuwarf, konnte ich auch in seinem Gesicht erkennen, wie sehr ihn diese Szene mitnahm. Seine Eltern sind immer hinreißend zu Allie gewesen, und ich weiß, dass sie die beiden sehr liebt; aber hier ging es um Blutsbande. Es ging um eine Verbindung zur Vergangenheit, von der sie bisher nichts gewusst hatte (vor allem natürlich deshalb, weil es sie in Wirklichkeit gar nicht gab). Ich musste ihr die Wahrheit sagen. Eric und ich waren beide Waisen gewesen. Wir wussten nicht, wer unsere Eltern waren, und noch weniger kannten wir unsere Großeltern. Doch als ich einen Schritt auf sie zuging, zögerte ich. Allies Augen leuchteten, ihre Wangen waren gerötet, und als Eddie ihr sagte, dass sie die Augen ihres Vaters geerbt hatte (er musste früher einmal ein rechter Charmeur gewesen sein), konnte ich förmlich sehen, wie sehr sie das freute.
Stimmt. Es war eine Lüge. Aber war das wirklich so schlimm? Allie sehnte sich nach einem Erbe, nach echten Familienbanden, und das war etwas, was ich ihr in

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