Dämonen zum Frühstück
puncto Eric nie geben konnte. Dennoch war es mir auf einmal gelungen. Ich hatte eine Familiengeschichte mit nach Hause gebracht. Und wenn es eine Illusion war? Na und.
Außerdem wusste ich ja nicht, ob Eddie nicht vielleicht tatsächlich Erics Großvater war. Es sind schon seltsamere Dinge passiert. Ich weiß das. Denn mir passieren sie am laufenden Band.
Nachdem Allie und Eddie sicher (wie ich hoffte) im Wohnzimmer untergebracht waren, hielt es Stuart für das Beste, seine Befragung fortzusetzen. »Also noch einmal«, sagte er. »Wie lange soll Opa unser Gast bleiben? Und warum kann er nicht in einem Hotel wohnen?«
»Eine komplizierte Geschichte«, erwiderte ich und fügte dann ein Psst hinzu. »Willst du, dass Allie dich hört?« So etwas nennt man Ablenkungsmanöver.
»Lenk nicht ab«, sagte er. (Als Anwalt fällt es Stuart nicht schwer, ein Ablenkungsmanöver als ein solches zu enttarnen. Ziemlich blöd für mich.)
Ich seufzte. »Ich habe versucht, dich anzurufen«, erklärte ich. »Kurz nach der Mittagspause. Deine Sekretärin meinte, dass du weggegangen wärst.« Die war der Zeitpunkt, an dem ich erwartete, von ihm eine Erklärung zu erhalten, warum er in der Kathedrale gewesen war.
»Hast du denn auch versucht, mich über Handy zu erreichen?«
»Äh … Nein«, antwortete ich. Das war nicht die Antwort, die ich von Stuart erhofft hatte, auch wenn sie mich daran erinnerte, dass für Allie ein neues Handy im Kofferraum des Wagens lag. Aber zuerst musste ich mich um Stuart kümmern und mir eine vernünftig klingende Erklärung einfallen lassen. »Mein Akku war leer.« Ich wusste, dass er mich verstehen würde. Ich mache mir nie die Mühe, mir Telefonnummern zu merken, sondern speichere sie einfach in meinem Handy Wenn das keinen Saft mehr hatte, gab es für mich keine Möglichkeit, Stuart oder auch jemand anderen anzurufen. Ich finde, mir ist es bereits hoch anzurechnen, dass ich mir jeden Tag die zahlreichen Termine meiner Kinder merke. Mir auch noch Telefonnummern einzuprägen wäre unnötig grausam und unsinnig gewesen.
»Ich ging spät zu Mittag«, sagte er. »Ich habe mich mit einigen Mitgliedern des Immobilien-Komitees getroffen, und ein paar davon schienen sich für meine politische Zukunft zu interessieren.«
»Ach, wirklich?«, erwiderte ich. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Mein Liebling – immer am Ball.« Meine Stimme mochte fröhlich geklungen haben, aber dabei verkrampften sich mir die Eingeweide. Mein Mann hatte nicht nur nichts von seinem Besuch in der Kirche erzählt, sondern er hatte mich sogar offensichtlich bewusst angelogen.
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
Aber ich wusste verdammt gut, dass mir das ganz und gar nicht gefiel.
Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich damit, meine um ein weiteres Mitglied vergrößerte Familie zu bekochen und über meine eigene Scheinheiligkeit nachzudenken. Nachdem der Hackbraten verschwunden und die grünen Bohnen verschlungen (oder in Timmys Fall in kleine Stückchen zerteilt und methodisch auf dem ganzen Boden verteilt) worden waren, war ich zu der Schlussfolgerung gelangt, dass ich zu Schwindeleien durchaus berechtigt war, mein Mann aber garantiert nicht.
Diese Schlussfolgerung ließ mich natürlich noch frustrierter werden.
Stuart war mit keiner weiteren Information herausgerückt, und auch meine vorsichtigen Bemühungen, sie ihm zu entlocken (»Warum kommst du am Sonntag nicht mit zur Messe, Liebling? Du solltest wirklich jede Woche in die Kirche gehen«), hatten überhaupt nichts gebracht. Ich hätte ihn bestimmt einfach direkt fragen sollen. Aber irgendetwas in mir sträubte sich dagegen. Die Antwort hätte mir möglicherweise nicht gefallen.
Eddie aß nichts außer Kartoffelbrei, während Allie ihren Teller innerhalb weniger Minuten leer räumte, um dann den Rest der Mahlzeit auf ihren neu gefundenen Urgroßvater zu starren. Zwischendurch zwickte Eddie sie einmal freundlich in den Oberarm. Als Allie quietschte, grunzte der alte Mann zufrieden. »Die kann einem Dämon jederzeit ein paar verpassen. Darauf kannst du wetten. Sie hat Feuer im Hintern, die Kleine « Er schnalzte anerkennend mit der Zunge, wobei seine Augen irgendwo in die Ferne blickten. »Ich kannte mal jemanden, der auch Feuer im Hintern hatte. Erinnert mich irgendwie an unsere Allie. Lange braune Haare, tödliche Hände. Und Beine, die einen Mann zum –«
»Eddie.«
Er schnaubte belustigt, sprach aber nicht weiter. Allie sah
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