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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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war nur gerecht.) Entmutigt sammelte ich nach einer Weile meine Siebensachen zusammen. Ich blieb für einen Moment vor den Vitrinen stehen und dachte daran, wie viel einfacher es gewesen wäre, wenn alles bereits hübsch sauber in Glasvitrinen untergebracht gewesen wäre. Aber das war ja leider nicht der Fall. Dagegen konnte ich nichts machen. Zumindest ging es mir besser als diesen Märtyrern, deren Überreste jetzt in diesen Beuteln verwahrt wurden.
    Der Gedanke an die Märtyrer ließ mich erneut Kraft schöpfen. Ich hatte auch nicht vor, mich so leicht geschlagen zu geben. Goramesh durfte nicht gewinnen. Ich würde ihn aufhalten. Irgendwie musste es mir gelingen, das Ganze zu einem Abschluss zu bringen.
    Frischen Mutes ging ich in die Sakristei, um dort mit Father Ben zu sprechen. Insgeheim hatte ich gehofft, er würde mir erzählen, dass sich auch Clark im Archiv herumgetrieben hatte. Aber nein – anscheinend waren in letzter Zeit nur Stuart und ich im Kellergewölbe gewesen.
    Das war keine gute Nachricht. Nicht für meine Pläne, Goramesh zu besiegen.
Und was noch wichtiger war: Es bedeutete auch nichts Gutes für meine Ehe.
    Als Dämonenjägerin habe ich mich schon in ziemlich anstrengenden Situationen befunden. Es gab Tage ohne Schlaf, an denen ich ein ganzes Nest von Dämonen aushob. Ich hatte Vampiren in einer Allee in Budapest aufgelauert und hatte im Grunde all die üblichen Aufgaben zugeteilt bekommen, die mit meinem Beruf einhergehen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass nichts mit der Erschöpfung und dem Chaos vergleichbar ist, ausgelöst durch eine Spielgruppe mit vier wild tobenden Zweijährigen.
    Nach einer Stunde hatten sich die Kinder allmählich beruhigt (»beruhigt« heißt in diesem Fall, sie waren mit so viel Spielsachen zugeschüttet worden, dass sie kaum mehr heraussehen konnten). Die anderen Mütter und ich saßen am Küchentisch. Wir hatten Kaffee und Muffins vor uns stehen, wobei wir darauf geachtet hatten, nicht das Gebäck auf unsere Teller zu laden, das die Kinder zuvor in ihren kleinen, verschmierten Händen gehabt hatten.
    Ich hatte bereits einen ersten Schluck Kaffee genommen und genoss die Banalität des Alltags, als auf einmal Timmy im Spielzimmer zu brüllen begann. Im Bruchteil einer Sekunde war ich aufgesprungen, wobei mein erster Gedanke möglichen Dämonen galt, die erneut bei uns eingebrochen waren.
    Doch als ich den Raum betrat, konnte ich erleichtert aufatmen. Mein kleiner Junge stand mit verschränkten Armen da, hatte den Kopf zurückgeworfen und setzte gerade zu einem neuen Brüllanfall an. Neben ihm war Danielle Cartright, hielt Boo Bear in den Händen und grinste siegesgewiss. (Ich kritisiere kleine Kinder eigentlich sehr selten, aber Danielle ist wirklich unerträglich. Mir tut jetzt schon der Mann leid, der sie einmal heiratet. Ich halte in diesem Fall ihre Mutter für die Schuldige, während ihr Vater mein volles Mitgefühl besitzt. Momentan jedoch tat mir am meisten Timmy leid.)
»Danielle«, sagte ich. »Warum gibst du Timmy nicht seinen
    Bären zurück? Sei so nett.«
»NEIN!« Sie brüllte mich nicht nur an, sondern rannte auch
in die hinterste Ecke des Zimmers, kletterte auf einen Stuhl und
setzte sich auf den Bären. Wie charmant!
Ihre Mutter Marissa betrat hinter mir das Zimmer. »Sie ist
gerade in dem Stadium, dass sie einfach alles haben will«,
meinte sie, als ob diese Erklärung das Problem lösen und die
Tränen meines Kindes trocknen würde.
»Vielleicht könntest du ja etwas dagegen unternehmen«, sagte ich und bemühte mich darum, nicht ebenfalls loszubrüllen.
Natürlich redete ich bereits deutlich lauter, als ich das normalerweise tue, weil Timmys Heulen inzwischen eine Lautstärke
erreicht hatte, die das Trommelfell zum Vibrieren brachte. Er
stürzte auf mich zu, und ich nahm ihn in die Arme. Doch selbst
Mamis Anwesenheit konnte den Tränen keinen Einhalt gebieten.
»Er sollte sich wirklich nicht so sehr auf ein Spielzeug konzentrieren«, sagte Marissa.
Innerlich stellten sich mir die Stacheln auf. Meine Muskeln
spannten sich an, während ich mir vorstellte, wie ihr frisch
gereinigter Leinenanzug in einer Minute einen großen Fußabdruck in Höhe ihres Brustkastens aufweisen würde. In diesem
Moment legte sich eine Hand auf meine Schulter, und eine
sanfte Stimme sagte: »He, Timmy. Beruhige dich.«
Laura. Sie hatte mit Eddie am Computer in Stuarts Arbeitszimmer gesessen und musste den Aufruhr gehört haben. Da ich
nicht auf den Kopf gefallen bin,

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