Dämonen zum Frühstück
reicher Onkel existierte, gab das Clark wesentlich weniger Grund, sich an der Kirche rächen zu wollen, weil diese die Besitztümer seines Vaters bekommen hatte. Da ich augenblicklich keine anderen Verdächtigen hatte, blieb nur noch mein Mann übrig. Keine sehr wissenschaftliche Vorgehensweise, muss ich zugeben. Mein Verstand sagte mir, dass es Dutzende von dämonischen Gefolgsleuten in San Diablo geben konnte, die alle mehr als willig waren, die Lazarus-Knochen an sich zu bringen. Aber mein Herz klagte Stuart an. Und deshalb brach es mir fast entzwei.
»Willst du mir erzählen, was du wirklich von mir willst?«, fragte Stuart.
Die Frage überraschte mich so sehr, dass ich ihn verblüfft anstarrte. Er hatte die Augen offen, und sie leuchteten hell in der Dunkelheit. Ich kannte sein Lächeln so gut. Das war der Mann, den ich zu kennen glaubte und den ich liebte. Täuschte ich mich in ihm? Bitte, bitte – lass mich unrecht haben.
Er strich mir über die Wange. »Komm schon, Kate. Spuck es aus.«
»Okay«, sagte ich. »Zeit für die Wahrheit.« Ich atmete einmal tief durch. »Ich verbringe mehr Zeit als angenommen in der Kirche, um meine ehrenamtliche Arbeit dort machen zu können.« Ich hielt inne, falls die Erwähnung der Kirche bei ihm das Bedürfnis einer Beichte auslösen sollte.
Schweigen.
Ich räusperte mich. »Jedenfalls brauche ich wesentlich mehr Zeit als gedacht, und deshalb habe ich … Äh … Timmy ist jetzt im Kindergarten.« Ich bemerkte, wie sehr ich stotterte und dass ich mich vor lauter Nervosität zu einem kleinen Ball zusammengerollt hatte. Was dieses Geständnis betraf, so erwartete ich wirklich den Zorn meines Mannes. (Und ehrlich gesagt, verdiente ich ihn auch. Wenn Stuart eine solche Entscheidung allein getroffen hätte, ohne mich vorher zu fragen, hätte er bestimmt sein blaues Wunder erlebt.)
»Im Kindergarten also«, sagte er. »Und in welchen geht er?«
Ich blinzelte. Sein ruhiger Ton überraschte mich.»KidSpace«, erwiderte ich. »Das ist der beim Einkaufszentrum.«
»Ist der in Ordnung?«
»Ja, ist er. Und die Kindergärtnerin ist wirklich nett«, beteuerte ich.
»Und das hilft dir?«
»Ja. Es ist ja sowieso nur vorübergehend.« Ich stützte mich auf meinen Ellenbogen und betrachtete eingehend sein Gesicht. »Stuart, es tut mir wirklich leid. Ich weiß, dass ich es vorher mit dir hätte besprechen sollen, aber es ist schwer, überhaupt einen Platz in einer Kindertagesstätte zu ergattern. Dort hatten sie gerade zufällig einen frei. Da musste ich einfach zuschlagen. Ich brauche die Extrazeit –«
Er legte einen Finger auf meine Lippen. »Mach dir keine Sorgen, mein Schatz.«
Ich brauchte mindestens zwei Sekunden, um seine Antwort zu verdauen, und selbst dann glaubte ich kaum, meinen Ohren trauen zu können. »Was?«
»Du sollst dir keine Sorgen machen. Du bist eine tolle Mutter, und ich vertraue dir da völlig.«
»Oh.« Wieder runzelte ich die Stirn. Sein Lob freute mich eigentlich gar nicht. »Dann ist es also okay?«
»Klar, kein Problem. Aber jetzt ist es schon nach eins. Ich muss wirklich schlafen.« Er beugte sich zu mir herüber, küsste mich auf die Wange und rollte sich dann auf seine Seite des Bettes. Ich starrte auf sein weißes T-Shirt, das im Mondlicht leuchtete.
Das war übel. Das war wirklich übel.
Bisher war es noch nie passiert, dass der Stuart, den ich kannte, ruhig geblieben war, wenn ich ihn in Bezug auf Timmy einfach in einer Entscheidung übergangen hatte. Der Mann, der das Bett mit mir teilte, konnte nicht mehr der Stuart sein, den ich geheiratet hatte.
Tränen brannten in meinen Augen, und ich drückte meinen Kopf in mein Kissen. Nur ein Gedanke kreiste durch meine Gedanken: Mein Mann, den ich liebte, musste wirklich für einen Dämon arbeiten.
Stuart war bereits fort, als ich aufwachte, und ich muss zugeben, dass ich erleichtert war.
Ich hatte schlecht geschlafen. Meine Träume wurden von dämonischen Bildern meines Mannes bevölkert, und immer wieder musste ich an die Lazarus-Knochen denken. Wahrscheinlich hatte mein Unterbewusstsein versucht, eine Lösung zu finden, doch es wäre hilfreicher gewesen, wenn sich mein Gehirn stattdessen zurückgelehnt und entspannt hätte. Ich war erschöpft, schlecht gelaunt und nicht in der Stimmung, mir von irgendjemand – ganz egal ob Mensch oder Dämon – etwas sagen zu lassen.
Laura, zuverlässig wie immer, hatte sich erneut einverstanden erklärt, auf meine zwei Mündel aufzupassen, sodass ich zu Larson ins Büro
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