Dämonen zum Frühstück
Gestik nach zu urteilen, bemühte er sich darum, so freundlich wie möglich zu wirken.
Schließlich trat Eddie den Rückzug an. Er verabschiedete sich von den Kids und bewegte sich wieder auf unseren Tisch zu.
Ich stand von Neuem auf.
Laura fasste mich am Arm und zog mich wieder auf den Stuhl zurück. »Warte«, sagte sie. »Warte erst einmal ab.«
Ich biss die Zähne zusammen. Am liebsten hätte ich ihr vor Nervosität eine Ohrfeige verpasst.
Allie und ihr Schwarm blieben sitzen, sodass ich meine Tochter zumindest im Auge behalten konnte.
Eddie trat zu uns. Ich starrte ihn finster an. »Und? Was sollte das jetzt?«
Er warf mir einen scharfen Blick zu, und ich glaubte, für einen Moment die eiserne Härte erkennen zu können, die unter seinem schwächlichen Äußeren verborgen lag. »Warte«, sagte auch er. »Und sieh genau hin.«
Das tat ich. Meine Anspannung wuchs stetig, während Allie und der Dämon miteinander plauderten und an ihren Getränken nippten. Meine Kleine beugte sich immer wieder zu ihm. Ihre Körpersprache verriet deutlich, wie gut ihr der Junge gefiel. Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl hin und her. Wenn nicht bald etwas geschah, würde ich höchstwahrscheinlich einem Herzanfall erliegen (was zumindest Allies Aufmerksamkeit auf mich und von dem Dämon weglenken würde).
Noch immer tat sich nichts.
Und noch immer nicht.
Die beiden redeten miteinander und nippten an der Limonade. Ich ballte meine Fäuste. Worüber sprachen sie bloß? Sie konnten doch überhaupt keine gemeinsamen Interessen haben. Stan war ein widerwärtiger Dämon, der direkt aus der Hölle kam, während meine Tochter gerade in die Highschool gekommen war und sich für typische Mädchensachen wie Klamotten interessierte.
»Jetzt reicht es«, verkündete ich, schob meinen Stuhl zurück und stand auf. Im gleichen Moment sah ich, wie Stan aufblickte und sich seine Augen auf mich richteten. Seine Pupillen leuchteten auf einmal rot auf, und er sprang auf. Allie folgte seinem Beispiel, und ich hörte, wie sie ihn laut fragte: »Alles in Ordnung?«
Natürlich nicht. Er war schließlich ein Dämon!
Er machte einen Schritt auf meine Tochter zu. Ich wusste, dass er nicht davor zurückschrecken würde, in aller Öffentlichkeit anzugreifen. Und das hatte er auch vor, denn er wollte es mir so richtig zeigen.
Ich rannte los.
»Kate!«, rief Laura. Ich hörte sie jedoch kaum, denn in diesem Moment ertönte ein gequälter, hoher Schrei. Es war der Dämon.
Er fiel auf die Knie, hob die Hände und warf den Kopf zurück. Ein Fauchen entrang sich seinem weit aufgerissenen Mund, und er fluchte so heftig, wie ich es bisher selten gehört habe.
Allie wich schockiert zurück. Sie hielt die Hand vor den Mund und betrachtete ihn entsetzt. Er sah sie mit einem schmerzverzerrten Gesicht an.
»Ein bisschen Weihwasser in der Limonade«, erklärte Eddie neben mir gelassen. »Wirkt eigentlich immer.«
Ein guter Trick, das musste ich ihm lassen. Aber ich hatte im Moment keine Zeit, ihn gebührend zu bewundern. Der Dämon war nämlich wirklich verdammt wütend. Wer wusste da, was er als Nächstes tun würde? »Allie!«, schrie ich. »Komm hierher! Sofort!«
»Du verdammtes Miststück!«, heulte Stan auf, wobei seine Worte wohl mehr mir galten als meiner Tochter. »Was hast du gemacht? Was. Hast. Du. Mit. Mir. Gemacht?«
Allie wartete nicht ab, bis er seine Frage zu Ende formuliert hatte. Als er das letzte Wort herauspresste, befand sie sich bereits in meinen Armen.
Während sie ihren Kopf gegen meine Brust drückte, sah ich fasziniert zu (und natürlich auch mit dem Gefühl der Erleichterung und des Erfolgs), wie Stan mühsam aufstand. Für einen Moment befürchtete ich, dass er auf uns zukommen würde, doch er wandte sich in Richtung Ausgang. Ich dachte kurz daran, ihm zu folgen, doch ich wusste, dass das unnötig sein würde. Todd Stanton Greer würde innerhalb weniger Stunden (erneut) tot sein. Der Dämon würde verschwinden und der Junge endlich seine letzte Ruhe finden.
Allie zitterte in meinen Armen. »Was für ein durchgeknallter Freak! Auf welchem Trip war der denn?«
»Ich weiß nicht, Schatz«, erwiderte ich und streichelte ihr über das Haar. »Aber jetzt ist alles vorbei.«
Sie seufzte enttäuscht. »Und dabei wirkte er so nett.« »Manchmal ist es schwer, einen Menschen richtig einzuschätzen«, erklärte ich und nahm sie an der Hand, um das Einkaufszentrum zu verlassen. Es war zwar keine besonders gute oder originelle Antwort, aber augenblicklich die
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