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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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so blind sein können? »Natürlich. Er hat der Kirche etwas gespendet. Die Knochen befinden sich im Archiv, ohne dass sie jemals katalogisiert wurden. In einer kleinen goldenen Dose.«
»In einer goldenen Dose?«
»Genau«, erwiderte ich. »Etwa so groß.« Ich zeigte es ihm mit meinen Händen. Die Dose an sich war nichts wert, sodass derjenige, der die wertvollsten Reliquien archiviert hatte, nicht begriffen haben konnte, wie wichtig ihr Inhalt in Wahrheit war. Ich runzelte die Stirn. Auf einmal ließ meine Euphorie etwas nach. »Nein, das kann nicht stimmen, wenn ich es mir recht überlege«, sagte ich. »Da würden gar keine Knochen hineinpassen. Dafür ist die Dose viel zu klein.«
»In ihrer ursprünglichen Größe vielleicht nicht«, gab Larson zu bedenken. »Aber Knochen sind sehr brüchig.«
Ich hob den Kopf. »Sie meinen, dass sie möglicherweise zerfallen sind?«
»Der Knochenstaub würde doch die gleichen Eigenschaften besitzen wie die Knochen. Glauben Sie nicht?«
»Sie sind der Experte«, antwortete ich.
»Gehen Sie! Holen Sie die Dose. Bringen Sie das gute Stück mir, und ich werde es dann sofort in den Vatikan schicken lassen.« Das musste er mir nicht zweimal sagen. Ich befand mich bereits in der Nähe der Tür, die Tasche über meine Schulter geworfen. »Kommen Sie doch mit«, forderte ich ihn auf. »Wir bringen sie dann gemeinsam zum Flughafen. Ich werde mich darum kümmern, dass Sie sicher an Bord eines Flugzeugs nach Rom gelangen.«
»Ich kann nicht. Ich habe gleich einen wichtigen Gerichtstermin.« Er rieb sich die Schläfen und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »In frühestens einer Stunde kann ich mir irgendeine Entschuldigung einfallen lassen und die Sitzung vertagen. Dann können wir uns treffen.«
Am liebsten hätte ich ihm widersprochen. Ich wollte ihn darauf hinweisen, dass sein Pflichtbewusstsein seinem Beruf gegenüber nicht größer sein sollte als das meine im Hinblick auf meine Familie. Doch mir blieb keine Zeit. Es wäre außerdem wohl auch kaum ein Streit gewesen, den ich gewonnen hätte. »Kommen Sie zu mir nach Hause«, sagte ich. »Ich muss Laura erlösen, und vielleicht kann Eddie bestätigen, dass es sich um die richtigen Knochen handelt. Es würde mir nicht gefallen, wenn wir aus Versehen dem Vatikan die Asche des lieben Onkel Edgar bringen würden.«
»Sie haben recht.« Er zögerte einen Moment. Dann nickte er. »Also bei Ihnen in einer Stunde. Los, jetzt gehen Sie endlich.«
    Genau eine Stunde später drängten sich Larson, Eddie und ich um unseren Esstisch. Anstatt Timmy in den Kindergarten zu bringen, hatte ich Laura gebeten, bei sich zu Hause auf ihn aufzupassen. Ich wusste nicht, wie viel Zeit das Ganze in Anspruch nehmen würde und was wir alles machen mussten. Falls ich Larson tatsächlich zum Flughafen von Los Angeles bringen musste, würde ich Timmy nicht rechtzeitig aus der Kindertagesstätte abholen können.
Die Dose stand neben dem Salz- und dem Pfefferstreuer, und weder Eddie noch Larson machten den Anschein, als ob sie die
    Dose berühren wollten.
»Woher wissen wir eigentlich, ob es sich um das richtige Pul
ver handelt?«, fragte ich. »Ich meine, wie können wir uns sicher
sein?«
Larson und ich blickten Eddie an. »Irgendeine Idee?«, wollte
der Richter wissen.
»Na ja. Also«, begann Eddie umständlich. »Ich habe sehr viele Ideen.«
»Zu der Dose, Eddie«, sagte ich und gab ihm einen sanften
Stoß. Ich bezweifelte, dass Larson in der Laune war, sich Eddies
endloses Gerede anzuhören. Ich jedenfalls war es ganz und gar
nicht.
»Charlie hat Michael und mir nur einen Teil des Textes vorgelesen«, erklärte Eddie. »War auch das Beste. War ein ziemlich
langes Dokument, wisst ihr?« Er blinzelte. Seine Augen wirkten
hinter der Brille, die er sich auf die Nase geschoben hatte, wie
die einer Eule. »In welchem Jahr war das noch mal? Nicht in
den Sechzigern … Gab damals keine Hippies. Vielleicht in den
Fünfzigern?«
»Eddie.«
Er winkte ab. »‘tschuldigung. Okay. Du hast ja recht. Also,
dann.« Wieder blinzelte er und sah Larson verstohlen an.
»Worüber haben wir gerade gesprochen?«
Larson presste seine Hände auf die Tischplatte und rückte
ganz nahe an Eddie heran. »Wie prüfen wir, ob das hier die
Lazarus-Knochen sind?«
»Ah ja, stimmt. Jetzt erinnere ich mich wieder. Klar. Mit
Weihwasser.«
Ich sah Larson an, der genauso verwirrt wie ich wirkte. »Mit
Weihwasser? Wie soll das gehen?«
»Einfach ein bisschen daraufspritzen, und dann sollte

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