Dämonen zum Frühstück
stets wie ein Vater für mich gewesen, und bis ich Eric traf, hatte die Forza die einzige Art von Familie dargestellt, die ich kannte. Wenn Corletti also von mir verlangte, alles stehen und liegen zu lassen, um Dämonen zu töten, dann würde ich das tun. Mir gefiel es vielleicht nicht, aber tun würde ich es.
»Du wirst nicht völlig auf dich allein gestellt sein«, erklärte Corletti, und ich musste lächeln. Er hatte schon immer eine geradezu unheimliche Fähigkeit besessen, meine Gedanken zu lesen. »Gut«, sagte ich. »Wer?«
»Ein alimentatore«, sagte er.
»Sie haben einen alimentatore für diesen Fall, aber keinen Jäger? Klingt ganz so, als ob die Personalabteilung des Vatikans nicht gerade ihr Bestes gibt, um das richtige Gleichgewicht unter den Mitarbeitern zu halten.«
»Katherine …«
»Sorry.«
»Er wird dich morgen Mittag um zwölf vor der Kathedrale treffen.«
»Gut«, erwiderte ich, denn ich wusste, dass es keinen Sinn hatte, mich weiter über den Vatikan und seine Methoden auszulassen. »Einverstanden.« Ich dachte noch einen Moment nach. »Morgen? Hier ist es mitten in der Nacht. Sie meinen also schon heute?« Ich wusste eigentlich, dass er genau das meinte. »Wie wollen Sie ihn denn so schnell hierherbringen lassen?«
»Er ist schon da.«
»Wirklich?«
»Du wirst alles, was wir wissen, morgen erfahren. Bis dahin ruhe dich aus und sammle deine Kräfte. Ich befürchte, du wirst sie brauchen.«
Wieder hielt ich den Hörer auf Armeslänge von mir und starrte ihn an, wenn auch nicht mit finsterer Miene. Diesmal war ich nur noch verwirrt. »Sie wussten davon? Sie wissen also bereits, was hier los ist? Verdammt noch mal, Padre. Wagen Sie es ja nicht, mich bis morgen warten zu lassen!«
»Mein Kind, dies ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, um darüber zu sprechen.« Er machte eine Pause und ich hielt den Atem an, weil ich dummerweise hoffte, er könnte seine Meinung noch ändern. »Du hast natürlich deine Fähigkeiten nicht einrosten lassen?«
Im letzten Moment verwandelte er den Satz in eine Frage. Obwohl sein Tonfall locker klang, war mir klar, dass er wissen wollte, wie es um mich stand.
»Natürlich nicht«, log ich. »Wie könnte ich?« In Wahrheit hatte ich mich überhaupt nicht mehr darum gekümmert. Das einzige körperliche Training, dem ich heutzutage nachging, war, meinen zweijährigen Sohn nicht aus den Augen zu lassen, während meine mentalen Übungen darin bestanden, Allie von dem schrecklichen Outfit abzubringen, das sie unbedingt wie alle ihre Klassenkameradinnen haben wollte.
Man konnte also nicht gerade behaupten, dass ich in Topform war.
»Gut.«
Dieses Wort machte mir mehr Angst als alles andere, was er sonst hätte sagen können. »Padre, ich weiß, dass Sie mir nichts sagen wollen, also will ich Sie auch nicht bedrängen, aber –«
»Goramesh«, unterbrach er mich, und der Name des Dämons ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. »Wir glauben, dass er vielleicht in San Diablo ist.«
Wieder starrte ich den Hörer an. Meine Hand zitterte. Goramesh. Der Dezimator. Einer der Dämonen der höheren Kategorie.
Die Stimme des Dämons im Körper des alten Mannes hallte in meinem Kopf wider: Wenn die Armee meines Herrn und Meisters sich erhebt …
Ich hatte keine Angst mehr. Ich war vor Panik wie erstarrt.
Im Dunklen bekreuzigte ich mich und verabschiedete mich von Padre Corletti. Doch ich kehrte nicht zu Stuart ins Schlafzimmer zurück. Stattdessen setzte ich mich auf das Gästebett, zog die Knie hoch, legte mein Kinn darauf und schlang die Arme um die Beine. Und als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen, schloss ich die Augen und schickte ein verzweifeltes Stoßgebet gen Himmel.
»Hier bist du! Mann, Mami, Mindy ist gerade weg, und Stuart und ich haben dich überall gesucht!« Allies Stimme riss mich aus meinem sowieso leichten Schlaf, der voller Träume von Dämonen, Tod und Eric gewesen war. Eric hatte mich so lange unterstützt, er hatte für mich Kraft und Stärke bedeutet. Aber bei diesem Kampf konnte er mir nicht mehr helfen, und so wachte ich mit Tränen in den Augen und der quälenden Angst auf, die man empfindet, wenn man ganz und gar allein ist.
»Mami?«
Allies Stimme klang besorgt, und das Gefühl, das mich nun erfüllte, war nicht mehr so sehr von Furcht bestimmt, sondern vielmehr von Schuld. Ich streckte die Hand aus, und sie trat mit einem Ausdruck von Besorgnis zu mir. Langsam setzte sie sich neben mich aufs Bett, und ich zog sie in meine
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