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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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führt Sie heute hierher?«
Okay Er war also garantiert nicht mein alimentatore. Nun kam mir meine bereits zurechtgelegte Ausrede zugute. »Ich soll hier irgendwelche Bestandslisten zum Abtippen abholen. Aber leider war die Nachricht auf meinem Handy so schlecht zu verstehen, dass ich nicht weiß, wer mich eigentlich angerufen hat.«
Da unsere Kirchenarbeitsgruppe die zahlreichen Gaben und Geschenke für die sowieso schon große Sammlung der Kathedrale katalogisiert, nahm ich an, dass es bestimmt irgendwo eine Liste geben musste, die nur darauf wartete, abgetippt zu werden. Ich machte mich also im Grunde keiner Lüge einem Priester gegenüber schuldig – oder?
Father Ben rieb sich das Kinn. »Leider kann ich Ihnen da nicht weiterhelfen. Delores würde sicher Bescheid wissen, aber sie ist heute nicht hier«, fügte er hinzu. Delores leitet unsere Gruppe.
»Oh. Das ist aber schade.« Ich runzelte die Stirn und versuchte, der Situation angemessen, ein wenig ratlos dreinzuschauen. »Ich hatte eigentlich gehofft, schon heute Abend mit dem Tippen beginnen zu können.« Ich ließ meinen Blick durch das Kirchenschiff wandern, als würde ich erwarten, dass plötzlich jemand in einer der Bänke saß. »Sie haben sonst niemand anderen gesehen, oder?«
»Nein, leider nicht.«
»Dann sehe ich mal im Bischofssaal nach. Falls jemand nach mir fragt, könnten Sie so nett sein und denjenigen wissen lassen, dass ich dort bin?«
»Natürlich.«
Ich verabschiedete mich und verließ die Kirche. Doch auch im Bischofssaal fand ich nur den Mesner, der gerade den Boden wischte. Um nicht unnötige Fußabdrücke zu hinterlassen, ging ich wieder hinaus.
Der Adrenalinschub, der mich bei dem Gedanken, meinen neuen Mentor kennenzulernen, bisher begleitet hatte, wich allmählich einer leisen Verärgerung. Zu Hause warteten mindestens drei Ladungen Wäsche auf mich! Ganz zu schweigen von einer Leiche, die allmählich wohl ziemlich reif wurde, wenn sie noch viel länger in meinem Schuppen lag. Ich beschloss, zur Kathedrale zurückzukehren, falls wir uns doch verpasst haben sollten. In Filmkomödien wirkt so etwas ja immer recht lustig, aber im wirklichen Leben gibt es kaum etwas, was ich mehr hasse. Ich befand mich gerade erneut auf dem gepflasterten Weg zur Kirche, als ich hinter mir Schritte vernahm. Als ich mich umdrehte, war niemand zu entdecken. Ich rief, aber keiner antwortete.
Gleichzeitig mit Father Ben, der aus einer anderen Richtung kam, erreichte ich die Kirchentür. Seine Miene erhellte sich erneut, als er mich sah; ganz offensichtlich hatte er mir etwas mitzuteilen.
»Oh, gut, dass ich Sie sehe, Kate. Ich habe Sie schon gesucht. Auf dem Parkplatz traf ich einen Mann, der nach Ihnen gefragt hat.«
»Wirklich?« Ich warf einen Blick zu den geparkten Autos, konnte dort allerdings nur fünf Wagen, aber keine Menschen erkennen. »Wer war das?«
»Leider weiß ich nicht, wie er heißt«, meinte der Priester. »Er hat Sie wohl im Bischofssaal gesucht, aber dort wird anscheinend gerade gewischt.«
»Ja, stimmt. Ich komme gerade von dort.«
»Er hat mich gebeten, Ihnen ausrichten zu lassen, dass er im Hof auf Sie wartet.«
»Super. Vielen Dank.«
Der Priester kehrte in die Kirche zurück, und ich ging um die Kathedrale zum sogenannten Hof. Das ist ein kleiner Platz mit einigen Sitzbänken und Blumentöpfen, der von der Kathedrale, dem Pfarrhof und dem Bischofssaal gesäumt wird. Meist sitzen hier die Pfarreiangestellten in ihrer Mittagspause. Ein geschmiedetes Eisengitter dient als Eingangstor. Dieses stand nun offen, doch im Hof war niemand zu sehen. Die Betonbänke waren durch die tägliche kalifornische Sonne fast weiß gebrannt. Ich musste bei ihrem Anblick auf einmal an Knochen denken, die auf einem Feld von Geiern abgefressen und zurückgelassen worden waren. Allein diese Vorstellung jagte mir einen Schauder über den Rücken, und ich wandte mich der Statue der Jungfrau Maria zu, die in der Mitte des Hofes stand, um mich wieder zu beruhigen.
Diese Mantel-und-Degen-Aktion nervte mich allmählich gewaltig. Ich besaß ein Handy, ein Faxgerät, einen Minicomputer und einen High-Speed-lnternet-Anschluss. War es wirklich nötig, sinnlos im Kreis um die Kirche herumzuschleichen, wenn es eine schlichte E-Mail mit genauer Zeit- und Ortsangabe auch getan hätte? Ein weiterer Blick auf meine Armbanduhr zeigte mir, dass es inzwischen bereits zehn nach zwölf war. Father Ben hatte den Mann doch gerade noch gesehen. Wo zum Teufel steckte der

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