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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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doch passieren sollte, ließe sich hoffentlich die Spur nicht bis zu uns zurückverfolgen.
»Sind Sie noch sauer auf mich?«, fragte Larson nach einer
    Weile.
»Ja, eigentlich schon«, sagte ich. »Aber ich werde es über
winden.«
»Es war nötig«, erklärte er.
»Ich verstehe schon«, erwiderte ich, denn ich verstand inzwischen tatsächlich. »Es ärgert mich nur, dass Sie meine Fähigkeiten testen wollten, obwohl ich diese jahrelang nicht einsetzen
konnte. Was würden Sie davon halten, wenn plötzlich Ihr alter
Jura-Professor bei Ihnen auftauchen und Sie zum Erbrecht
ausfragen würde?« Natürlich kenne ich mich mit Erbrecht nicht
aus, aber wenn Stuart seine Jura-Freunde zu uns einlädt, kommen sie in regelmäßigen Abständen auf dieses Spezialgebiet zu
sprechen, nur um zu betonen, wie grauenvoll kompliziert das
amerikanische Erbrecht doch sei und wie froh sie wären, nicht
damit ihr Geld verdienen zu müssen.
Larson sah mich mit einem scharfen Blick an, der mich etwas
an Paul Newman erinnerte. »Ich verstehe«, sagte er. »Das würde
mir zugegebenermaßen auch nicht gefallen.« Er blieb an einer
roten Ampel stehen und streckte mir die Hand entgegen.
»Freunde?«
Ich nahm sie. »Einverstanden.« Die Ampel schaltete auf
Grün, und wir fuhren weiter. Einige Minuten später bog er auf
den Rialto Boulevard ein, eine von Zypressen gesäumte Straße, die in unser Viertel führt. Ich sah ihn an. »Wie schlecht war
ich?«
»Unter den Umständen waren Sie überraschend erfindungsreich. Allerdings hatte ich auch nicht weniger erwartet. Ich habe
Ihre Akte gelesen und weiß, dass Wilson ein ausgezeichneter
Lehrer war.«
Falls er versucht hatte, mein Interesse zu wecken, so war ihm
das damit gelungen. »Sie kennen Wilson?«
Wilson Andeycott war mein erster und einziger alimentatore
gewesen. Als ältester Sohn eines hohen Tiers in England hatte er
sogar sein Erbe ausgeschlagen, nur um der Forza beitreten zu
können. War Padre Corletti wie ein Vater für mich gewesen, so
stellte Wilson garantiert den älteren Bruder dar, den ich nie
gehabt hatte. Ich hatte ihm hundertprozentig vertraut, ihn
bewundert, und er fehlte mir sehr.
Ein Schatten huschte über Larsons Gesicht. »Er war ein ausgezeichneter alimentatore und ein guter Freund. Sein Tod war
ein großer Verlust.«
»Er wäre wahrscheinlich im Boden versunken, wenn er gesehen hätte, wie ich auf Sie reagierte.«
Larson schüttelte sanft den Kopf und berührte mich dann
leicht an der Hand. »Im Gegenteil. Ich glaube, er wäre sehr stolz
auf Sie gewesen.«
Ich betrachtete meine Fingernägel. »Danke.«
»Ich werde einen positiven Bericht an die Forza schicken,
Kate. Sie haben sich gut geschlagen. Ehrlich.«
»Oh.« Ich setzte mich aufrechter hin und bemühte mich,
nicht erneut die Fassung zu verlieren. »Das freut mich. Und
warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
Er warf mir einen raschen Blick zu, und ich bemerkte, dass
seine Augen erneut belustigt funkelten. »Wenn ich mich recht
erinnere, bedrohten Sie mich vor Kurzem noch mit einem
Miniaturritter.«
»Stimmt. Tut mir leid.«
»Schon vergessen«, sagte Larson. Er klappte seinen Sonnenschutz herunter und holte dahinter eine Packung mit Nikotinersatzkaugummis hervor. Nachdem er einen ausgewickelt und
sich in den Mund gesteckt hatte, sah er mich finster an. »Es ist
viel schwerer aufzuhören, als ich gedacht hatte«, erklärte er. »Wie haben Sie vor, Goramesh zu finden?«, fragte ich, um
endlich zum Grund unseres Treffens zu kommen. »Das ist doch
Ihre Absicht, oder? Sie finden ihn, ich schalte ihn aus, und
danach geht das Leben weiter wie zuvor.« Ich blickte ihn aus
schmalen Augen an. »Sind Sie eigentlich wirklich ein Richter?
Stuart würde einen Anfall bekommen, wenn er herausfindet,
dass Sie seiner Kandidatur gar nicht Ihren offiziellen Segen
geben können.«
Er lachte. »Keine Sorge, meine Stellung am Gericht ist sicher.«
»Und wie schaffen Sie das mit dem Vatikan? Arbeiten Sie
etwa schwarz?«
Das meinte ich natürlich ironisch, aber zu meiner Überraschung nickte er. »So in etwa.«
»Machen Sie Witze?« Als ich noch arbeitete, waren sowohl
Jäger als auch alimentatori ausschließlich rund um die Uhr für
die Forza tätig; sie alle hatten dort auch ihre Ausbildung erhalten. Ein anderer Arbeitgeber wäre niemals infrage gekommen. »Ich hatte mein Jura-Studium samt Abschluss bereits zwölf Jahre hinter mir, als ich Padre Corletti kontaktierte, um mich
als alimentatore ausbilden zu lassen«, erklärte Richter Larson.

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