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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Kerl?
»Hallo?«, rief ich, wobei ich mir ziemlich blöd vorkam, da ganz offenbar niemand da war. Ich fluchte leise, was man im Hof einer Kirche ja eigentlich nicht tun sollte, und drehte mich wieder dem Tor zu, um zur Kathedrale zurückzukehren. Inzwischen war ich wirklich wütend und mein ganzer Körper vor Frust angespannt. Am liebsten hätte ich auf etwas eingeschlagen und meinem Ärger so Erleichterung verschafft. Eigentlich kannte ich solche Reaktionen von mir gar nicht mehr. Fast fünfzehn Jahre lang hatte ich derartige Regungen aus meinem Leben verbannt und war anderen Regeln gefolgt, und zwar ziemlich erfolgreich. Das Kleinstadtleben hatte es mir leicht gemacht, meine Vergangenheit zu begraben. Immer wieder erklärte ich Timmy, dass er nicht schlagen, beißen, treten oder schreien darf. Schlagen ist nicht nett, Schlagen löst keine Probleme.
Manchmal jedoch ist es die beste Alternative, die du hast.
Manchmal rettet Zuschlagen Leben.
Ich mochte die vielen Jahre Drill in mir vergraben haben, aber das hieß anscheinend keineswegs, dass ich sie vergessen hatte. Jetzt spürte ich deutlich, wie meine alten Instinkte wieder an die Oberfläche drängten, wie mein Blut in Wallung geriet und meine Kraft zurückkehrte. Und was noch wichtiger war – ich verspürte das Verlangen. Das Verlangen zu kämpfen. Zu gewinnen. Zu leben.
Hinter mir knackte ein Ast. Das leise Geräusch hallte im ganzen Hof wider. Ich wirbelte herum, ballte die Fäuste und spannte die Muskeln an. In Wahrheit erwartete ich niemand anderen als meinen verspäteten alimentatore, aber innerlich hatte ich bereits eine Grenze überschritten. Es war mir nicht mehr möglich, mich einfach nur umzudrehen und die Person freundlich zu begrüßen.
Und das war mein Glück.
Er stand nämlich hinter mir. Larson. Nicht einmal zwei Schritte von mir entfernt.
»Sie verdammtes Schwein!«, knurrte ich und stürzte mich auf ihn. Ich dachte nicht mehr nach, sondern wollte nur noch zuschlagen. Ich hatte also doch recht gehabt! Er war ein Dämon. Irgendwie musste er von diesem Treffen erfahren und meinen alimentatore dazu gebracht haben, sich zu verspäten. Oder hatte er ihn vielleicht schon getötet?
Außerdem war mir dieser Mann wirklich zuwider – Dämon hin oder her. Seine Bemerkung über Allie hatte mich zutiefst aufgebracht, und mit einem absurden Gefühl der Rache stürzte ich mich nun auf ihn.
Er riss verblüfft die Augen auf und streckte in letzter Sekunde die Hände aus, als ob er so meinen Angriff abzuwehren gedachte. Aber seine Reaktion war nicht schnell genug. Ich prallte mit der vollen Wucht meines Körpers gegen ihn, und wir gingen zu Boden. Zugegebenermaßen nicht die ausgefeilteste Angriffsmethode der Welt, aber es ging mir in diesem Moment vor allem darum, ihn zu erwischen, ehe er selbst in die Offensive gehen konnte.
Seine erste Überraschung verflog rasch. Er wand sich mit einer heftigen Bewegung nach links und schüttelte mich auf diese Weise ab. Er war wesentlich stärker, als ich bei einem Juristen um die sechzig angenommen hatte, was mich in meiner Vermutung, er sei in Wirklichkeit gar kein Mensch, nur noch bestärkte.
Durch seine Gegenwehr fiel ich auf den kalten Steinboden, und die Handtasche wurde mir von der Schulter gerissen. Alles, was sich darin befand, verstreute sich nun mit der Wucht einer Bombe. Ich schaffte es, auf die Knie zu kommen, und versuchte, irgendetwas, was sich in meiner Reichweite befand, in die Hand zu bekommen. Zufälligerweise erwischte ich eine Actionfigur mit einem kleinen Plastikschwert, die Timmy irgendwo geschenkt bekommen hatte. Nicht das beste Verteidigungsmittel, aber das einzige, das ich momentan zur Verfügung hatte.
Ich sprang auf. Larson war ebenfalls gerade im Begriff, sich zu erheben. Noch war er jedoch leicht vornübergebeugt, und ich nutzte die Gelegenheit zu einer neuen Attacke. Entschlossen holte ich mit dem Fuß aus und platzierte ihn irgendwo in der Nähe seiner Nieren.
Der Kerl hatte keine Chance. Er fiel zu Boden, und ich stürzte mich erneut auf ihn. Sekunden später hatte ich ihn im Würgegriff, und wir wussten beide, wer der Sieger war. In seinen Augen spiegelten sich Angst und Verzweiflung wider, während mir die Ohren vor Siegessicherheit dröhnten. Ich machte mich bereit, ihn umzubringen, und hielt die Actionfigur vor sein linkes Auge.
»Um Himmels willen, Kate. Hören Sie doch auf! Ich bin Ihr alimentatore!«
SECHS
    »Der Teufel sind Sie«, sagte ich, ohne das Plastikschwert von seinem Augapfel

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