Dämonen zum Frühstück
zu entfernen. Wir lagen auf dem Boden. Ich hatte meinen Arm um Larsons Hals gelegt und hielt seinen Kopf gegen meinen Brustkasten gedrückt. Wenn er sich bewegte, würde meine improvisierte Waffe durch seine Netzhaut eindringen und wie ein heißes Messer sein Auge durchstoßen. War er ein Dämon, würde ihn das töten. War er doch ein Mensch, bedeutete das ein blindes Auge.
Das war ein Risiko, das ich in diesem Moment gern einzugehen gewillt war.
»Kate, drehen Sie jetzt bitte nicht durch. Die Forza hat mich geschickt, um Ihnen zu helfen.« Er versuchte, dem bedrohlichen Schwert auszuweichen, indem er den Kopf fester gegen mich presste. Sein Körper war vor Angst ganz kalt, und er zitterte.
Ich legte meinen Arm noch fester um seinen Hals. »Dann erklären Sie mal«, sagte ich. »Erklären Sie mir, was das gestern Abend sollte.«
Er schwieg. Ich schüttelte ihn, um ihn dazu zu bewegen, endlich mit der Wahrheit herauszurücken.
»Das war ein Test«, brachte er schließlich mühsam hervor. Seine Stimme klang so leise und heiser, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
Ich lockerte meinen Griff um seinen Hals, hielt dafür aber die Spielzeugfigur noch fester als zuvor zwischen meinen Fingern. »Quatsch.«
Er hustete und versuchte zu sprechen, wurde aber von einem erneuten Hustenanfall davon abgehalten. Ich hatte jedoch nicht vor, mich von seinem schlechten Zustand irgendwie beeindrucken zu lassen.
»Jetzt reden Sie endlich«, forderte ich ihn von Neuem auf.
»Sie standen schon längere Zeit nicht mehr in Kontakt mit der Forza. Ich musste doch wissen, mit wem wir es zu tun haben. Wie viel Training Sie noch benötigen, auf welchem Level Sie sich befinden und so weiter.«
»Und deshalb sind Sie in mein Haus gekommen und haben vorgegeben, ein Dämon zu sein? Ich hätte Sie umbringen können.«
»Haben Sie aber nicht.« Er räusperte sich und holte mühsam Luft. Dabei fiel mir auf, dass sich mein Griff wohl ungewollt noch einmal gelockert hatte. »Jedenfalls haben Sie den Test bestanden.« Er versuchte sich aufzurichten, aber ich riss ihn grob zurück. Schmerzerfüllt zuckte er zusammen. »Wobei ich Sie vielleicht doch anders einstufen sollte, als ich das getan habe.«
»Sie haben mich absichtlich in die Irre geführt. Mit Ihrem Atem und diesen blöden Bemerkungen.«
»Das mit dem Atem gebe ich gern zu«, sagte er. »Ich habe eine Woche lang Knoblauch gegessen und meine Zähne nicht geputzt. Was jedoch die Bemerkungen betrifft …«
Er brach ab.
»Was ist damit?«
»Ich habe nichts gesagt, was Sie absichtlich auf eine falsche Fährte locken sollte. Sie nahmen einfach an, dass ich ein Dämon bin, und hörten dann nur noch das, was Sie hören wollten.«
Ich versuchte mich an den gestrigen Abend zu erinnern. Sagte er die Wahrheit? Aber augenblicklich verschwammen mir die letzten vierundzwanzig Stunden. Ich wusste nur noch, was er über Allie gesagt hatte: dass es ihm leidtat, sie nicht kennengelernt zu haben, und dass sie mir wahrscheinlich wie aus dem Gesicht geschnitten war.
Verdammt.
Er hatte recht. Wenn er nicht zu der Gefolgschaft des Satans gehörte, dann war das eigentlich ein ziemlich unschuldiger Kommentar gewesen.
Ohne meinen Griff zu lockern, beugte ich mich über ihn und atmete tief ein. Hilfreich öffnete er den Mund. Sein Atem roch nach frischer Minze.
Ich ließ ihn ein wenig los, sodass er sich mühsam aufsetzen konnte. Bedächtig rieb er sich den Nacken und ließ den Kopf kreisen.
»Entschuldigung angenommen«, erklärte er.
»Ich habe mich aber nicht entschuldigt.« Ich hielt noch immer die Spielfigur auf der Höhe seines Gesichts. Obwohl ich mir jetzt eigentlich sicher war, dass sich in ihm kein Dämon versteckte, fühlte ich mich doch weiterhin nervös und angespannt.
Er stöhnte entweder aus Frustration oder vor Schmerz auf und verlagerte sein Gewicht etwas nach links. »Wieder aufgestockt?«
Ich wusste zuerst nicht, wovon er sprach. Als ich in die Richtung blickte, in die seine Augen gewandert waren, verstand ich. Mein Scheckbuch lag offen unter einer der Bänke, und darunter befand sich, kaum sichtbar, das Fläschchen mit Weihwasser. Ich konnte es nicht erreichen, ohne Larson ganz loszulassen, und überlegte hastig, was ich machen sollte. Vielleicht war das ein Trick. Vielleicht hatte er vor, mich im selben Moment, in dem ich ihn freigab, anzugreifen (oder davonzurennen). Aber da ich nicht ewig sitzen bleiben konnte, musste ich dieses Risiko notgedrungenermaßen wohl in Kauf nehmen.
»Rühren Sie sich nicht
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