Dämonen zum Frühstück
–«
Oh. Ich klappte meinen Mund zu.
Auf einmal verstand ich, worum es hier ging. »Goramesh hat
noch gar keine Gestalt angenommen, oder?«
»Soweit die Forza weiß – nein, noch nicht.«
»Das macht meinen hübschen kleinen Plan natürlich zunichte«, musste ich zugeben. Wenn der Dämon noch keinen
menschlichen Körper in Besitz genommen hatte, konnte ich ihn
schlecht töten.
Larson gab ein leises »Hm« von sich, und ich schnitt eine
missmutige Grimasse.
»Was schlagen Sie also vor?«, wollte ich griesgrämig wissen. »In diesem Fall werden wir durch unsere grauen Zellen und
nicht durch unsere Muskeln den Sieg davontragen. Wir müssen
herausfinden, was Goramesh sucht, und es dann vor ihm sicherstellen.«
»Gut. Sobald Sie herausgefunden haben, worum es sich handelt und wo es ist, kann ich Ihnen gern helfen, es zu holen.« So
wie ich die Sache sah, bedeutete die Tatsache, dass Goramesh
noch ein körperloser Dämon war, eigentlich eine gute Nachricht – zumindest für mich. Ohne einen Körper gab es für mich
nichts zu jagen. Und das Recherchieren gehörte eindeutig zu
den Aufgaben eines alimentatore. »Zeigen Sie mir den Dämon,
und ich bringe ihn zur Strecke«, sagte ich. »Aber außer dem,
den wir gerade begraben haben, habe ich hier noch keinen
gesehen.« Ich fühlte mich auf einmal wieder viel besser und
grinste. »Wie man so schön sagt: Meine Aufgabe hier scheint
erledigt zu sein.«
Larson wollte meine Freude offenbar nicht teilen. »Und Goramesh?«, wollte er wissen. »Wir müssen herausfinden, was er
will.«
Leise meldete sich mein altbekanntes Schuldbewusstsein zu Wort, aber ich blieb vorerst stark. »Nein, Sie müssen das he
rausfinden.«
»Kate –«
»Was?« Ich verschränkte trotzig die Arme. »Kommen Sie
schon, Larson. Jeder Dämon will etwas. Aber solange er keinen
Handlanger in San Diablo hat, der für ihn die Arbeit erledigt –
ob nun Sterblicher oder Dämon –, kann man nicht behaupten,
dass wir bereits Alarmstufe Rot haben. Oder sehen Sie das
anders?«
»Diese Einstellung ist aber nicht sehr verantwortungsbewusst.«
»Verantwortungsbewusst?« Ich hatte gerade höllische vierundzwanzig Stunden hinter mir, und das Letzte, was ich jetzt
brauchen konnte, war ein Vortrag über Verantwortungsbewusstsein. »Ich kann mich vor Verantwortungsbewusstsein
kaum retten.« Zornig begann ich ihm aufzuzählen: »Da wären
allein schon mal die Verpflichtungen für die Elternfahrgemeinschaft, die Spielgruppen und den Elternbeirat. Ganz zu schweigen davon, dass ich täglich meine Familie versorgen muss und
mich darum kümmere, dass alle zu essen haben und eingekleidet sind. Das«, erklärte ich zornig, »das ist meine Verantwortung.«
Er wollte den Mund öffnen, aber ich war noch nicht am Ende.
»Und Ihre Verantwortung ist es, die nötigen Recherchen in
diesem Fall anzustellen«, sagte ich mit Nachdruck. »Oder hat
die Forza auch diese Regeln geändert?«
»Schon verstanden.« Er nickte bedächtig. »Sie haben sich klar
ausgedrückt. Aber meine Möglichkeiten, all das herauszufinden, sind durch meinen Beruf als Richter erheblich eingeschränkt. Ich würde gern im Archiv der Kathedrale herumstöbern, aber meistens arbeite ich den ganzen Tag über am Gericht
und habe dazu keine Zeit.«
Wieder meldete sich mein Schuldbewusstsein zu Wort. Ich
seufzte, da ich merkte, dass ich nicht mehr lange durchhalten
würde.»Recherchieren ist eigentlich nicht meine Sache. Ich
habe nicht einmal die Highschool abgeschlossen.« Genauer
gesagt, hatte ich nie eine Highschool besucht. Die Kirche hatte
natürlich Lehrer angestellt, die uns unterrichten sollten, aber
das war nur sehr sporadisch geschehen. Ich hatte meine Jugend
damit verbracht, anzunehmen, dass ich den nächsten Sonnenaufgang vielleicht nicht erleben würde. »Das ist nicht ganz
meine Liga.«
»Ich bitte Sie doch nicht, irgendwelche alten Texte aus einer
obskuren Sprache zu übersetzen, Kate. Ich möchte nur, dass Sie
sich die Dinge, die im Archiv liegen, einmal genauer ansehen.
Ich habe schon einiges selbst recherchiert und möchte da ein
paar Sachen klären. Mit Ihrer Hilfe würde das wesentlich
schneller gehen.«
Es stellte für mich keine Schwierigkeit dar, ins Kirchenarchiv
zu gelangen. Ich musste einfach Delores gegenüber behaupten,
dass ich gern noch mehr ehrenamtlich übernehmen würde.
Solange ich dadurch nicht weniger Bürodienst machte, würde
sie wahrscheinlich nichts dagegen einzuwenden haben. Die
Kirche hatte bereits einen Archivar eingestellt, der sich
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