Daemonenblut
«
32
Nachdem Pepper Entwarnung gegeben hatte, fuhr Nick mich nach Hause. Obwohl es wirklich aussah, als wäre die Luft rein, fuhr er mehrmals an meinem Haus vorbei und besah sich die Umgebung genau. Ich konnte ebenfalls nicht umhin, mich umzusehen. Hinter jedem Busch, jedem Mülleimer vermutete ich den Kerl mit den farblosen Augen. Doch es waren nur Schatten, die ich sah– manchmal waren sie real, manchmal nur meiner Angst entsprungen.
Endlich hielt er vor meinem Haus. » Sobald ich mit den Krankenhäusern durch bin, komme ich zu dir « , sagte er, als ich ausstieg. » Wenn etwas sein sollte, ruf an! «
Da war er wieder, der Befehlston, den ich den ganzen Nachmittag über fast schon vermisst hatte. Doch wenn ich sein Gesicht dazu betrachtete, klang es gleich viel weniger herrisch. Sogar eher besorgt.
» Versprochen. Gute Nacht. «
» Hast du nicht etwas vergessen? « , fragte er, als ich die Wagentür zuwerfen wollte.
» Ich küsse grundsätzlich nicht beim ersten Date. «
Nick zog eine Augenbraue in die Höhe. » So sehen deine Dates aus? Dann sollte ich mich fürs nächste Mal wohl lieber bewaffnen. « Er langte auf den Rücksitz, zog meine Handtasche vor und hielt sie mir hin. » Die Farbe passt nicht zu meinen Sachen und du wirst vielleicht das eine oder andere daraus brauchen. «
» Danke. « Dad war im Krankenhaus, und ich hätte schön blöd aus der Wäsche geschaut, wenn ich ohne meine Tasche, und damit ohne Hausschlüssel, vor der Tür gestanden hätte.
Nick wartete, bis ich im Haus war, und selbst dann– ich spähte zweimal kurz nach draußen– blieb er noch ein paar Minuten stehen, ehe er schließlich fuhr. So misstrauisch, wie er sich die ganze Zeit umgesehen hatte, drehte er zur Sicherheit vermutlich noch ein oder zwei Runden ums Haus, bevor er endgültig abzog.
Ich ging in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen, als mein Blick auf Nicks Blumenstrauß fiel, der immer noch auf der Fensterbank stand. Als ich die Vase nahm und sie nach oben in mein Zimmer trug, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Dass ich etwas trinken wollte, hatte ich vollkommen vergessen.
Am nächsten Morgen riss Dad mich aus dem Schlaf.
» Riley. « Er saß neben mir auf der Bettkante und zupfte an meinem Ärmel. » Wach auf! «
» Lass das, es ist doch noch mitten in der Nacht « , beschwerte ich mich.
» Riley Susannah Summers, du wirst jetzt augenblicklich aufstehen. «
Ups. Das war ein Tonfall, den ich schon lange nicht mehr gehört hatte. Unwillkürlich öffnete ich die Augen. » Stimmt was nicht? «
» Das musst du mir sagen. «
Verwirrt blinzelnd setzte ich mich auf. Am Fußende des Betts stand Hugh. » Ich glaube, er ist sauer. Oder besorgt. Irgendwas in der Richtung. «
Danke, sehr hilfreich.
» Die Polizei hat angerufen. «
Schlagartig war ich hellwach. Sämtliche Katastrophenszenarios spielten sich vor meinen Augen ab. Pepper, dahingemetzelt vom Farblosen. Nick, der einen Unfall mit seinem Superflitzer gehabt hatte und jetzt im Krankenhaus lag. Oder tot war. Ich schluckte. » Dad? «
» Sie sagten etwas von einem unbekannten Toten, den du angeblich identifizieren kannst und… « Er legte mir die Hand auf den Arm. » Ist alles in Ordnung? Steckst du in Schwierigkeiten? Hat das mit diesem verdammten Hexenladen zu tun? «
» Dreimal Nein. «
» Was ist passiert, Riley? «
Oh Mann, es war so schon schwierig, Craigs Tod zu verdauen. Dass Dad davon Wind bekommen würde, hatte ich nicht gedacht. Natürlich musste ich es ihm erzählen, aber es wäre mir lieber gewesen, wenn ich nicht noch mal darüber hätte sprechen müssen.
» Kann ich erst duschen? «
» Nein. Ich will sofort wissen, was los ist. «
Ich seufzte. Dann straffte ich die Schultern. » Erinnerst du dich an Craig? «
» Den Praktikanten, der dich versetzt hat? «
» Er hat mich nicht versetzt. Er ist tot. « So knapp wie möglich erzählte ich ihm davon, wie ich gestern einen Freund begleitet hatte, der einen Bekannten hätte identifizieren sollen. Und wie sich dieser vermeintliche Bekannte als Craig entpuppt hatte. » Der Arzt sagt, er hatte eine Gehirnblutung. «
» Riley, das ist ja furchtbar. Das tut mir so leid. « Dad streckte die Arme nach mir aus und zog mich an sich.
Ich konnte ihm nicht erzählen, was sonst noch passiert war und was mich weit mehr belastete als Craigs Tod, aber es tat gut, mich in seine Umarmung zu flüchten und seinen Trost zu spüren. Das hatte geholfen, als ich sieben war, und mit
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